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Hauptsache authentisch

„Das kleine solarbetriebene Windrad, das ich als Zehnjährige auf einem Sommerfest gebaut habe, steht heute noch auf meiner Fensterbank. Seither bin ich von der Solarenergie fasziniert.“ So könnte eine Bewerbung beginnen. Oder so: „Bezug nehmend auf Ihre Anzeige bei Stepstone bewerbe ich mich hiermit als Vertriebsleiterin bei Ihnen.“ Bei welchem Einstieg wird der Personalchef gespannt weiterlesen, bei welchem müde gähnen? Eine Bewerbung ist – in den meisten Fäl len – der erste Kontakt zu einem Unternehmen. Diese Chance gilt es zu nutzen, doch was macht einen interessanten Bewerber und eine überzeugende Bewerbung aus?

Ob nun Handwerk oder Industrie, die Photovoltaik ist ein junger Geschäftszweig, der erst seit etwa 2004 boomt. Dementsprechend wenige Menschen sind oder waren in dieser Branche bisher tätig. Für 2009 schätzte der Bundesverband Solarwirtschaft die Zahl der Beschäftig ten auf rund 60.000. Für die Firmen heißt dies, dass sie sich zwar Branchenerfahrung wünschen, sie aber nicht in jedem Fall voraussetzen können. Gerade im Handwerk aber sind Vorkenntnisse zurzeit sehr gefragt. Viele Investoren wollen ihre Anlagen noch bis zum 30. Juni anschließen, und so ist es nachvollziehbar, wenn Jens Rauer, Assistent der Personalleitung bei Gebrüder Peters in Ingolstadt, sagt: „Wir haben im Moment keine Zeit, jemanden lange einzuweisen.“ Ein neuer Kollege müsse im Moment sofort mit anpacken können.

Stellenprofil beachten

In der Industrie gibt es Bereiche, in denen Fachpersonal knapp ist, zum Beispiel in der Entwicklung von Wechselrichtern. Deshalb sind Bewerbungen von Quereinsteigern willkommen. „Ein Stellensuchender sollte sich das Stellenprofil auf jeden Fall gut durchlesen und prüfen, ob er die Anforderungen auch wirklich erfüllt“, rät die Personalleiterin eines Modulherstellers, die hier namentlich nicht erwähnt werden möchte. Wenn ein Unternehmen einen Schichtarbeiter mit Technikabschluss sucht, so sollte sich ein Stellensuchender nur dann bewerben, wenn er diesen auch wirklich mitbringt, erläutert sie. „Denn sonst könnten wir ja auch die Qualifikationen, die man an den Bildungseinrichtungen erwerben kann, ganz abschaffen.“

Pluspunkte sammelt ein Branchenfremder, wenn er „aus einer ähnlichen Welt“ stammt. So nennt es Dorothee Mayrhofer, Personalberaterin bei Wirth + Partner in München. Das Fachliche sei dabei nicht so entscheidend, sondern eher die Komplexität des Produktes oder des Themas, führt sie aus. So wird sich jemand, der Elektronikkomponenten für die Halbleiterindustrie verkauft, leichter tun, Wechselrichter zu vertreiben, als ein Verkäufer von Sonnenschirmen. Von Vorteil ist es auch, wenn ein Bewerber für den Vertrieb in den USA oder Asien schon einmal international tätig war und nicht nur in seinem eigenen Bundesland verkauft hat.

Ebenso profitiert er davon, wenn er aus einem Umfeld kommt, das dem suchenden Unternehmen in Größe und Struktur ähnelt. Jemand, der das Arbeiten in Hierarchien und genau umgrenzten Arbeitsbereichen in einem Konzern wie Siemens und BMW gewohnt ist, könnte sich in einem Photovoltaik-Start-up, in dem die Strukturen noch nicht in Stein gemeißelt sind, schnell fehl am Platz fühlen.

Leichter für Quereinsteiger

Axel von Perfall, Geschäftsführer der Münchner Personalberatung Alingho, unterscheidet die Chancen für Quereinsteiger nach Funktionen. Seine Agentur ist auf die Erneuerbare-Energien-Bran che spezialisiert. Aktuell stellt von Perfall fest, dass Photovoltaikunternehmen wieder viele Vertriebsmitarbeiter suchen, diese jedoch häufig innerhalb der Branche. „Denn einen guten Vertriebler zeichnet aus, dass er die guten, langjährigen Kundenkontakte gleich mitbringt“, sagt von Perfall. Auch in technologischen Bereichen wie Forschung und Entwicklung legen Firmen Wert auf Fachwissen. Mehr Chancen hätten Quereinsteiger in den Bereichen Finanzen, Controlling, Qualitätskontrolle und Projektmanagement, beobachtet von Perfall. Hier können sie ihr fachliches Wissen auf das neue Tätigkeitsfeld einfach übertragen.

Ob nun Quereinsteiger oder Branchenfremder: Jeder Stellensuchende tut gut daran, die Bewerbung in der Form einzusenden, die das Unternehmen wünscht. Viele Firmen akzeptieren noch Bewerbungen per Post und per E-Mail. Der Trend geht aber in Richtung E-Mail-Bewerbung. In dem Fall können Personalberater und Photovoltaikfirmen die Bewerbungen elektronisch weiterbearbeiten und sie an die entsprechende Fachabteilung mailen. Gelegentlich verlangen Firmen, im ersten Schritt ein Online-Formular auf der Website auszufüllen. Auch dem sollte der Bewerber nachkommen.

Wie in jedem anderen Bereich gilt auch für Bewerbungen in der Photovoltaikbranche: Der Inhalt ist wichtiger als die Form. Gleichwohl gibt es formale Richtlinien, die zu beachten sind. Eine Bewerbung sollte übersichtlich und klar strukturiert sein, und sie darf keine Rechtschreibfehler enthalten. Wobei einem Lagerarbeiter vier Flüchtigkeitsfehler eher nachgesehen werden als einer angehenden Marketingleiterin. Darüber hinaus muss die Bewerbung vollständig sein. Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse: Dann erst ist die Bewerbung komplett.

Für E-Mail-Bewerbungen gilt: Auch wenn das Medium Internet zur Flüchtigkeit verleitet, Bewerbungen sollten mit der gleichen Sorgfalt wie postalische Bewerbungen erstellt sein. Manchmal sind es Details, die dem Personalsachbearbeiter positiv auffallen. Zum Beispiel, wenn in der Betreffzeile der E-Mail nicht nur „Meine Bewerbung“, sondern die konkrete Position steht, also etwa „Bewerbung als Qualitätsmanager in Ihrem Prenzlauer Werk“. Oder wenn der Interessent sich die Mühe gemacht hat, den Namen des Ansprechpartners herauszufinden und nicht einfach nur „Sehr geehrte Damen und Herren“ schreibt.

Auf manche Stellenausschreibungen erhalten Unternehmen Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Bewerbungen.

Deshalb empfiehlt es sich, die eigenen Vorzüge schnell und unverkennbar auf den Punkt bringen. „Im Anschreiben sollte sich der Bewerber auf drei Stärken konzentrieren, die ihn für die ausgeschriebene Position qualifizieren“, empfiehlt Dorothee Mayrhofer. Auf keinen Fall sollte man im Anschreiben den Lebenslauf wiederkäuen.

Herzblut kommt an

Jan Kirchner, Geschäftsführer der Atenta Personalberatung in Hamburg, möchte aus einer Bewerbung die persönliche Motivation oder besser noch „Herzblut“ herauslesen können. „Wenn ich persönliche Leidenschaft spüre, dann ist es glaubwürdig, dann kommt es auch an.“ Vermitteln könne der Bewerber dies beispielsweise, indem er einen persönlichen Bezug zur Materie wie in der Einleitung schildert. Jan Kirchner empfiehlt weiterhin, zusätzlich zum Anschreiben eine „Seite drei“ beizufügen. In dem „Profil“ habe der Bewerber die Möglichkeit, die im Lebenslauf chronologisch aufgeführten Tätigkeiten näher auszuführen. War er als Projektentwickler tätig, so kann er hier beispielhafte Projekte mit Größenordnungen und genauen Tätigkeiten nennen. Auch ehrenamtliches Engagement passt hier rein.

Und welcher Stil ist gewünscht? Konservativ oder, in dieser jungen Branche, doch lieber kreativ? Hier setzen die befragten Personalberater und Personalleiter auf Sachlichkeit. Axel von Perfall von Alingho meint sogar: „Ein origineller Stil ist für Bewerber riskant. Die Photovoltaik gehört in den Bereich Maschinenbau, und das ist eine traditionelle Branche.“ Mayrhofer von Wirth + Partner sieht etwas mehr Spielraum. „Man darf so peppig sein, wie man ist. Aber wenn ein schüchterner Bewerber auf hoppla-hier-komm-ich macht, dann wirkt das unglaubwürdig.“ Sie und ihre Kollegen aus der Personalbranche empfehlen Authentizität als oberste Leitlinie. Deshalb solle man sich aus Bewerbungsratgebern auch höchstens Ratschläge holen, ansonsten aber „die eigene Linie“ fahren, so Mayrhofer.

Das Foto, sofern man eines beifügt, sollte aktuell und sympathisch sein und zur Position passen. „Ein Foto macht eine Bewerbung rund und freundlich“, sagt Sabine Sattler, Personalchefin bei dem Systemanbieter Gehrlicher Solar in Dornau bei München. Sie plädiert dafür, ein Bild beizufügen.

Im Anhang nur PDFs

Anhänge werden als PDFs und nicht als einzelne Word-Dateien beigefügt. Denn Lebensläufe und Arbeitszeugnisse sind juristische Dokumente und dürfen nicht nachträglich veränderbar sein. Ein Punkt, mit dem man Personalchefs erfreut: nach Möglichkeit nicht mehr als drei PDFs beifügen. Das heißt, ein PDF für das Anschreiben, eines für den Lebenslauf und eines für alle Zeugnisse, gegebenenfalls noch eines für die „Seite drei“ mit dem persönlichen Profil. Alle Dateien sollen so formatiert sein, dass sie im Ausdruck perfekt aussehen. Und sie sollten aussagekräftig benannt und in logischer Reihenfolge angehängt sein.

Einen dringenden Wunsch hat Sabine Sattler von Gehrlicher an Bewerber: Wenn ein Unternehmen darum bittet, sollten Bewerber ihren Gehaltswunsch tatsächlich auch nennen. „Man tut sich keinen Gefall damit, wenn man es nicht tut“, sagt sie. „Im Zweifelsfall, also wenn man drei mit Gehaltsangaben hat, sortiert man den ohne Angabe gleich aus.“ Ist die Bewerbung komplett und eingereicht, ist es bei einer Bewerbung per E-Mail, sofern keine Eingangsbestätigung kam, angemessen, nach etwa einer Woche nachzuhaken. Denn schnell kann eine E-Mail im Spam-Ordner landen. Und das wäre für beide Seiten ärgerlich, für den Bewerber und für das Personal suchende Unternehmen.

Ina Röpcke

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