Wer etwas darstellt in der Solarbranche, tummelt sich zwischen dem 8. und 10. Juni auf der Intersolar Europe in München. Folgerichtig ist die Messe ein wichtiger Anlaufpunkt für diejenigen, die noch etwas werden wollen in der Solarbranche. „Das ist die wichtigste Solarmesse, deswegen gehen wir davon aus, dass dorthin auch das Fachpersonal kommt, das wir suchen“, sagt Andrea Wegner von Phoenix Solar. Phoenix Solar will in diesem Jahr insgesamt rund 100 neue Mitarbeiter einstellen. Deswegen ist es dem Unternehmen besonders wichtig, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Auf der Intersolar können die Aussteller in der „TopJob Corner“ inHalle C2, Stand Nr. C2.410, in einer 15-minütigen Präsentation klarmachen, warum gerade ihr Unternehmen besonders attraktiv ist.
Rund 150.000 Menschen arbeiteten 2010 dem Bundesverband Solarwirtschaft zufolge in der Branche. Sie wächst immer noch und dementsprechend gibt es eine starke Nachfrage nach qualifizierten Fach- und Führungskräften. Vor allem hochqualifizierte Ingenieure sind gefragt, aber auch Quereinsteiger haben durchaus Chancen. Welche der diversen Messen und der unterschiedlichen Recruiting- und Karrieretage am besten geeignet ist, nach neuen Arbeitgebern zu suchen, hängt dabei von den Umständen ab.Seit vier Jahren veranstaltet nun auch die Intersolar, Europas größte Fachmesse für Solartechnik, auf dem Messegelände ein eigenes Job- & Karriereforum. An Computerterminals, Stellwänden und Litfaßsäulen können Messebesucher in den aktuellen Ausschreibungen der Aussteller stöbern. Natürlich geht das auch schon vorab auf der Intersolar-Website. Der Vorteil gegenüber unpersönlichen Textwüsten im Internet oder in der Zeitung ist aber: Auf der Messe können Interessenten persönlich und direkt mit den Unternehmen in Kontakt kommen.
Bei Phoenix Solar etwa stehen während der drei Messetage zwei Personaler mit am Stand. Sie können dieausgeschriebenen Stellen genau beschreiben und Fragen zum Unternehmen beantworten. Zeit für ausführliche Bewerbungsgespräche ist allerdings nicht. „Wir hatten im letzten Jahr einen Riesenansturm von Interessenten, individuell können wir dort nicht auf jeden eingehen. Aber im fünf- bis zehnminütigen Infogespräch kann man sich vorstellen und auch schon allerhand erfahren“, sagt Wegner. Wem gefällt, was er bei der Unternehmenspräsentation gesehen und gehört hat, kann sein Glück versuchen. „Bitte keine Mappen mitbringen“, lautet der Appell von Wegner. „Wir wollen nur Online-Bewerbungen, weil wir in einer speziellen Arbeitsroutine die eingehenden Bewerbungen genau prüfen und bei Eignung an die entsprechende Führungskraft weiterleiten. Es bringt keinen Vorteil, dieses System überspringen zu wollen“, sagt sie. Außerdem bittet sie die Bewerber um Geduld: „In der Personalabteilung haben sie momentan einiges zu tun.“
Beratung im Halbstundentakt
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) bietet auf der Intersolar einen weiteren Service: eine kostenlose Karriereberatung. Die übernimmt entweder ein Personalberater oder ein Personalmanager aus einem Unternehmen der Solarbranche wie etwa Kostal oder Solland Solar. „Wir geben keinen festen Gesprächsablauf vor. Sie können mit dem Berater genau das besprechen, was Sie möchten“, sagt Daniel Schmidt, der die Veranstaltung betreut, „egal, ob Sie in die Branche quereinsteigen möchten und wissen wollen, wo es die besten Chancenfür Sie gibt, oder ob Sie bereits lange im Geschäft sind und nun erfahren möchten, was sich im Bewerbungsprozedere in den letzten Jahren geändert hat. Dabei gilt wie überall: Je besser ich mich vorbereitet habe, umso mehr nehme ich aus einem solchen Gespräch für meine Karriere mit.“ Die Beratung dauert pro Interessent eine halbe Stunde, Termine können bereits vor der Messe telefonisch vereinbart werden, oder direkt auf der Messe am Stand der Zeitung (C2.410). Die FAZ bietet dieses Format regelmäßig an, „weil es sich sehr gut bewährt hat“. Mehr als drei Viertel der Nutzer würden das Angebot wieder in Anspruch nehmen oder weiterempfehlen.
Zuletzt fand die Karriereberatung auf der Hannover Messe statt. Dort gibt es ebenfalls jedes Jahr einen Job- & Carrier-Market mit ähnlichen Angeboten wie auf der Intersolar. Energie ist ein wesentlicher Schwerpunkt auf der Hannover Messe, immer stärker dabei die erneuerbaren Energien, wobei bisher die Windbranche dominiert. Mit Solarworld und Delta Energy Systems waren dennoch auch Vertreter der Solarbranche auf dem Jobmarkt dieser weltgrößten Industriemesse präsent.
Während auf der Intersolar und der Hannover Messe vor allem die Technik und das Marketing im Vordergrund stehen, geht es auf den Recruiting-Tagen der VDI Nachrichten nur um die Jobsuche – und zwar ausschließlich für Ingenieure. Viele potenzielle Arbeitgeber befinden sich dort auf kleinstem Raum. Wie bei einer herkömmlichen Messe geht der Bewerber von Stand zu Stand und sieht sich das Angebot an. Anders als auf derIntersolar geht es nicht ausschließlich um die Solarenergie. Wer speziell in die Solarbranche möchte, sollte deshalb vorab im Internet recherchieren, bei welchem der mehrfach im Jahr und an unterschiedlichen Orten stattfindenden Events tatsächlich Vertreter der Branche anwesend sind. Phoenix Solar nimmt einige dieser Termine wahr, ebenso die Hersteller SMA und Q-Cells oder Prüfeinrichtungen wie die Dekra oder der TÜV Rheinland.
Das heißt jedoch nicht, dass der Besuch an den Ständen anderer Unternehmen tabu sein sollte: Schließlich wollen viele Firmen in den wachsenden Industriezweig einsteigen und versuchen, Ingenieure abzuwerben, die bereits über Solar-Know-how verfügen. Solche Vorhaben lassen sich nur vor Ort im persönlichen Gespräch mit den Verantwortlichen herausfinden. Jobmessen wie der Recruiting-Tag sind eine gute Gelegenheit, um sich zu orientieren. Der Besucher bekommt einen Einblick, welche Firmen es überhaupt gibt und welche Fachrichtungen vom wem gesucht werden.
Der große Vorteil zu einer bloßen Zeitungsanzeige: Während der Messe werden Arbeitgeber und Arbeitssuchende an Ort und Stelle zusammengebracht. Im direkten Kontakt können Interessenten ihre Vorstellungen mit den Anforderungen der Arbeitgeber direkt abgleichen. Wie auf der Intersolar gibt es auch auf den Recruitung-Tagen die Möglichkeit zur Karriereberatung, wo es um persönliche Fragen geht, angefangen von „Was soll ich anziehen?“ bis hin zu „Was sind meine Stärken und Schwächen?“ Dabei gibt es viele Gründe, einen neuen Job zu suchen: der Wunsch nach mehr Gehalt, einem netteren Chef, mehr Entwicklungsmöglichkeiten. Oftmals spüren Angestellte nur eine gewisse Grundunzufriedenheit. Vor der Suche nach einer konkreten Stelle steht dann die Frage: Was kann ich und was will ich eigentlich wirklich? Auch solche Fragen lassen sich bei einem individuellen Coaching besprechen. Nicht zuletzt sieht sich der Profi mit geschultem Auge die Bewerbungsunterlagen an.
Wer will, kann sich außerdem in eine VDI-Bewerber-Datenbank eintragen oder kostenfreie Bewerbungsfotos von einem professionellen Fotografen machen lassen. Ein wichtiges Element der Veranstaltungen sind die Vorträge zum Thema Bewerbung. Imageberater erklären, wieman souverän auftritt und welche Kleidung man am besten im Schrank hängen lassen sollte. Personalexperten plaudern aus dem Nähkästchen, wie sich klassische Fettnäpfchen beim Vorstellungsgespräch am besten vermeiden lassen. Überblicke über die Gehaltstrends verschaffen einen Anhaltspunkt, wie viel Lohn der Ingenieur verlangen darf, ohne sich direkt ins Aus zu befördern.
Doch nicht nur für Ingenieure bietet die Solarindustrie ein attraktives Betätigungsfeld, und nicht alle Unternehmen suchen auf der Intersolar. Es gibt weitere Formate, die für Arbeitssuchende interessant sein können. Etwa der vom Entrepreneurs-Club veranstaltete „Karrieretag Familienunternehmen“. Es ist eine Spezialmesse, die sich auf sogenannte „Hidden Champions“ und Familienunternehmen fokussiert. Am 1. Juli befinden sich in Nürnberg unter den vom Veranstalter ausgewählten Unternehmen mit Gehrlicher Solar, Würth und Juwi auch mehrere Solarfirmen. Im Vorfeld des Messetags muss der Bewerber seinen Kurz-Lebenslauf einsenden, der von den teilnehmenden Unternehmen gesichtet wird. Nur akkreditierte Kandidaten dürfen teilnehmen. Diese, so wirbt der Veranstalter, können dann mit den Inhabern und hochrangigen Entscheidungsträgern sprechen. „In manchen Fällen haben Unternehmer auf dem Karrieretag auch schon Mitarbeiter eingestellt, die zu einer Strategie passten, die der Unternehmer erst in ein bis zwei Jahren umzusetzen gedachte. Davon konnte kein Personalverantwortlicher wissen, und dieser hätte auch nicht die Entscheidungskompetenz gehabt, einen Mitarbeiter vom Fleck weg und nicht passend auf eine offiziell ausgeschriebene Stelle einzustellen“, heißt es auf der Website des Karrieretages.
Berufsstart in der Solarbranche
Zunehmend boomen auch Studiengänge, die sich auf die Energiegewinnung aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Energiequellen fokussieren. Die jährliche „Job- und Bildungsmesse Erneuerbare Energien“ richtet sich vor allem an diese Absolventen, aber auch an arbeitssuchende Quereinsteiger. Aus über 15 Hochschulstandorten bringt der Veranstalter, der Wissenschaftsladen Bonn, Studierende, Arbeitsuchende und Absolventen mittels eines kostenlosen Bustransfers zur Messe nach Gelsenkirchen. Im „Branchenforum Solarenergie“ zeigenExperten aus Unternehmen, Verbänden und Wissenschaft die Beschäftigungsentwicklungen, Tätigkeitsfelder und den spezifischen Personalbedarf der Solarbranche auf. Ebenso werden ausgewählte Aus- und Weiterbildungsangebote präsentiert. In der Diskussionsrunde können die Besucher ihre Anliegen konkretisieren und auch Kontakte knüpfen. Die Jobmesse bietet als Informationsplattform vor allem eine gute Möglichkeit, sich über Praktika, Diplomarbeiten, Studiengänge und Weiterbildungen zu informieren, aber auch Gelegenheit, den Jobeinstieg vorzubereiten.
Die „Talents“, die jährlich von der BMV Consulting, der Süddeutschen Zeitung und von Laufbahner.de veranstaltet wird, richtet sich an examensnahe Studenten aller Fachrichtungen und Absolventen mit bis zu fünf Jahren Berufserfahrung. Die Interessenten bewerben sich um konkrete Gespräche mit Unternehmen aus verschiedenen Branchen, darunter sindbei dem diesjährigen Event im August in München auch Vertreter der Solarindustrie wie Schüco, Solarworld und Phoenix Solar. Interessenten können sich onlinebewerben. Die Bewerbungsunterlagen werden von Personalberatern gelesen, die sie mit den Anforderungen der teilnehmenden Unternehmen abgleichen. Die Messeveranstalter entscheiden dann gemeinsam mit den Firmenvertretern, welche Kandidaten zur Veranstaltung und den terminierten Bewerbungsgesprächen zugelassen werden. Alle Unternehmen müssen konkret offene Positionen mitbringen, eine Teilnahme nur aus Imagegründen ist nicht zulässig, wie die Veranstalter versprechen.
Viele Unternehmen haben auf ihren Websites übrigens einen Terminkalender, auf dem sie auch die Teilnahme an diversen Jobbörsen ankündigen. Wenn das Wunschunternehmen dann doch nicht will, kann es immer noch mit dem Standnachbarn klappen.