Die Doppelnutzung von Flächen für die landwirtschaftliche und die Solarstromproduktion wird immer interessanter für die Agrarbetriebe. Denn inzwischen gibt es immer mehr technologische Lösungen für solche Anwendungen. In einem Leitfaden Agrophotovoltaik beschreiben die Autoren die Technologie und zeigen ihr Potenzial sowie den aktuellen Entwicklungsstand. Anhand von Anwendungsbeispielen aus verschiedenen Ländern zeigen sie die internationale Fortschritte bei der Einführung der Technologie.
Neues Kapitel zur Wirtschaftlichkeit
Jetzt haben sie den vor einem Jahr in erster Auflage veröffentlichten Leitfaden um ein Kapitel zur Wirtschaftlichkeit und den Geschäftsmodellen mit der Agriphotovoltaik erweitert. „Dass die Agriphotovoltaik in die Regelausschreibungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes aufgenommen werden soll und die Flächen nicht mehr aus der EU-Agrarförderung fallen, sind wichtige Voraussetzungen für den Ausbau der Technologie“, erklärt Max Trommsdorff, Gruppenleiter Agriphotovoltaik am Fraunhofer ISE.
Ein halber Cent Zuschlag reicht aus
Die neue Ausgabe enthält zudem auch Vorschläge wie die Agriphotovoltaik weiter vorangebracht werden kann. „Bei der Ausgestaltung der EEG-Novelle erscheint nun wichtig, dass hoch aufgeständerte Anlagen in den ersten Jahren der Förderung eine realistische Chance erhalten, im Wettbewerb mit herkömmlichen Freiflächenanlagen einen Zuschlag bei den Ausschreibungen zu erhalten“, benennt Trommsdorff einen wichtigen Vorschlag. „Eine Prämie von einem halben Cent pro Kilowattstunde wird dafür sicherlich nicht ausreichend sein.“
500 Terawattstunden Strom sind möglich
Ziel des Leitfadens ist, Landwirtschaftsbetrieben, Kommunen und Unternehmen praktische Hinweise zur Nutzung der Solartechnologie an die Hand zu geben. Denn das Potenzial der Technologie ist groß. So könnten Solaranlagen auf nur rund vier Prozent der deutschen Agrarflächen und hoch aufgeständerte Agriphotovoltaikanlagen etwa 500 Terawattstunden Strom erzeugen. Allein damit könnte rein rechnerisch der heutige Strombedarf in Deutschland gedeckt werden, haben die Freiburger Forscher ausgerechnet.
Kosten sind gesunken
Auch mit Blick auf die Kosten ist die Technologie schon weit vorangekommen. „Mit Stromgestehungskosten zwischen sechs und elf Cent pro Kilowattstunde ist die Agriphotovoltaik heute durchaus konkurrenzfähig mit anderen Stromerzeugungstechnologien“, erklären die Forscher. „Kluges technisches Knowhow ist der Weg, um die Photovoltaik auszubauen, ohne der Landwirtschaft wertvolle Flächen zu entziehen. Mehr noch: Die speziellen Solaranlagen können den Betrieben neue Einkommensquellen bieten. Zum anderen erhöhen sie die Resilienz“, ergänzt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir im Vorwort des Leitfadens.
Am 72-seitigen Leitfaden zur Agriphotovoltaik haben Forscher und Entwickler des Fraunhofer ISE, des Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Universität Hohenheim, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sowie von Baywa r.e. und der Kanzlei Becker Büttner Held Rechtsanwälte (BBH) mitgewirkt. Er steht online auf der Internetseite des Fraunhofer ISE zunächst auf Deutsch zum kostenlosen Download bereit. Eine englische Übersetzung folgt. (su)
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