ABO Wind hat in einem Mieterstromprojekt mit Gewerbeunternehmen einen Redoxflow-Speicher integriert. Mit dem Speicher will ABO Wind nicht nur die tatsächliche Vollversorgung der Mieter erreichen. Das Unternehmen will auch die Technologie testen, die von Fraunhofer Umsicht entwickelt wurde.
Der Wiesbadener Energiedienstleister und Projektierer ABO Wind hat in einem Gewerbepark in der Hessischen Landeshauptstadt einen Redoxflow-Speicher in eine bestehendes Mieterstromsystem integriert. Schon vor einem Jahr hat das Unternehmen in dem Gewerbepark zwei Blockheizkraftwerke und eine Photovoltaikanlage installiert. Der produzierte Strom und die erzeugte Wärme werden 26 der insgesamt 40 Gewerbeunternehmen genutzt. Im ersten Betriebsjahr haben die drei Anlagen insgesamt 300.000 Kilowattstunden Strom produziert. Die angeschlossenen Unternehmen haben einen Stromverbrauch von 235.000 Kilowattstunden. „Also haben wir schon jetzt eine bilanzielle Vollversorgung“ sagt Mike Luther, Leiter der Wärmeabteilung bei ABO Wind, die das Projekt realisiert hat. „Angestrebt wird nun eine tatsächliche Vollversorgung.“
Produzierten Strom tatsächlich vor Ort verbrauchen
Denn vor allem die Blockheizkraftwerke produzieren im Winter viel Wärme auch in Zeiten, wenn nur wenig Strom verbraucht wird. Das ist vor allem in den Nachtstunden der Fall. Der überschüssige Strom musste bisher ins Netz eingespeist werden. Jetzt wird er in die Batterie eingespeichert. Tagsüber, wenn der Stromverbrauch ansteigt und die Wärmeversorgung abgedeckt ist – die Blockheizkraftwerke also nicht mehr laufen – wird der Bedarf aus der Batterie gedeckt. „Daraus ergeben sich zahlreiche Vorteile“, betont Luther. „Wir entlasten die städtischen Netze und vermeiden Übertragungsverluste. Zudem ist der von Blockheizkraftwerken und Photovoltaikanlage produzierte Strom für die Nutzer günstiger als extern zugekaufter. Es ist ökonomisch wie ökologisch ideal, den vor Ort erzeugten Strom zu speichern, um ihn möglichst vollständig am Produktionsstandort zu verbrauchen.“ Mit der Batterie ergänzt ABO Wind das gesamte Versorgungskonzept.
Neue Technologie für den Stack
Die im Gebäudekomplex des IFAGE-Gewerbeparks installierte installierte Redoxflow-Batterie von Volterion leistet zwei Kilowatt und kann insgesamt zehn Kilowattstunden Strom speichern. Geplant ist eine Erhöhung der Leistung auf zehn bis 15 Kilowatt. Dazu muss der Speicher aber erst einmal einen einjährigen Praxistest bestehen, die mit der Installation begonnen hat. Denn der Speicher ist eine Neuentwicklung. Volterion greift dazu auf eine Technologie zurück, die von Fraunhofer Umsicht entwickelt wurde. Andere Hersteller verschrauben die einzelnen Platten im Stack – dem elektrochemischen Teil der Batterie. Volterion nutzt hingegen thermisch verschweißte Bipolarplatten. Dadurch wird der Speicher wesentlich kompakter. Erst wenn sich diese Technologie im Praxistest bewährt, soll ein neuer und größerer Stack installiert werden, der mehr Leistung aufnimmt und abgibt. Die Tanks, in denen das Elektrolyt gelagert wird, blieben gleich. Deshalb wird sich die Kapazität nicht ändern. Denn diese ist schon auf die Erzeugungs- und Verbrauchskurven der Anlagen und der Unternehmen abgestimmt.
Speicher für BHKW und Windkraftanlagen
Doch ABO Wind plant noch weiter. In dem Gewerbepark in Wiesbaden will das Unternehmen noch weitere Speichertechnologien testen. Zudem soll ein intelligentes Energiemanagementsystem erprobt werden, das die einzelnen Erzeuger, Verbraucher und Speicher steuert. ABO Wind will damit weiter in das Geschäft mit mittelgroßen Speichern einsteigen. „Solche Speichermöglichkeiten sind ein zentrales Element der künftigen deutschen Energieversorgung“, betont Thomas Nietsch, Leiter der Zukunftsabteilung von ABO Wind, die das Projekt initialisiert hat. „Die Technik der Redoxflow-Batterie lässt sich sowohl in Kombination mit Blockheizkraftwerken als auch mit Windenergieanlagen einsetzen.“ Deshalb ist das nun gestartete Pilotprojekt für ABO Wind besonders interessant.
Die Mehrheit der Mieter ist dabei
Das Mieterstromkonzept kommt bei den Unternehmen gut an. Angefangen haben die Wiesbadener mit 24 Abnehmern. Im Laufe des ersten Betriebsjahres der Anlagen sind noch zwei weitere Kunden hinzugekommen. Gekündigt hat bisher noch keines der angeschlossenen Unternehmen. „Das unterstreicht die Zufriedenheit mit unserem innovativen Angebot“, sagt Mike Luther. Dank so genannter Smart Meter können Kunden zum Beispiel über ein Webportal ihren Live-Verbrauch betrachten, kumulierte Monatsdaten erfassen oder den Energieverbrauch während eines kompletten Tages, gemessen in Zwei-Sekunden-Takten, im Detail analysieren. Das macht überflüssige Energieverbraucher sichtbar und ermöglicht ihre Abschaltung, um Strom zu sparen. (su)