Das Institut für Solarenergieforschung, kurz ISFH, hat ein kostenfreies Tool zur individuellen Gestaltung und Bewertung von Mieterstromkonzepten vorgestellt. So kann die Wirtschaftlichkeit für konkrete Projekte vorher kalkuliert werden.
Denn diese bieten Mietern in Mehrfamilienhäusern die Chance, von vor Ort erzeugtem günstigen Regenerativstrom zu profitieren. „Die Wirtschaftlichkeit hängt jedoch von sehr vielen Faktoren ab, weswegen Mieterstromanbieter ohne Hilfestellungen kaum abschätzen können, ob sich eine Investition lohnt“, erklären die Forscher. Das neue Berechnungstool soll dieses Problem lösen.
Das in Excel programmierte Programm basiert auf einem Modell, mit dem multivalente Versorgungslösungen verglichen werden können. Neben Photovoltaikanlagen werden auch kleine Windkraftanlagen und Batteriespeicher sowie gekoppelte Strom-Wärme-Versorgungen mit Blockheizkraftwerken, Wärmepumpen oder Gaskesseln betrachtet. Der Strom-, Heiz- und Warmwasserverbrauch des Gebäudes wird aus der Anzahl und Nutzungsart der im Gebäude vorhandenen Wohneinheiten berechnet.
Schlechte Bilanz: bisher nur 54 Mieterstromprojekte registriert
Das im Juli 2017 in Kraft getretene Gesetz zur Förderung von Mieterstrom gewährt einen Zuschuss für direkt im Gebäude verbrauchten Strom aus neuen Photovoltaikanlagen auf Wohngebäuden. Die Höhe des Zuschlages hängt von der Größe der Solaranlage und der Entwicklung des PV-Zubaus in Deutschland ab und liegt derzeit zwischen 2,2 und 3,8 Cent pro Kilowattstunde. Zusätzlich entfallen beim Mieterstrom manche Kosten wie Netzentgelte und Stromsteuer.
Hintergrund: Mieterstromanbieter können deshalb Bewohnern eines Hauses vor Ort erzeugten Strom vergünstigt anbieten. Strom, der ins Netz eingespeist wird, wird wie gewohnt nach EEG vergütet. Trotz Förderung und rund 300.000 Gebäuden, die für Mieterstrommodelle mit Solarstromanlage in Deutschland in Frage kommen, wurden 2017 lediglich 54 Mieterstromprojekte mit einer Gesamtleistung von nur 1,2 MW bei der Bundesnetzagentur gemeldet. Die zurückhaltende Investitionshaltung liegt vor allem an den für die Wirtschaftlichkeit maßgeblichen, aber oftmals unbekannten Größen des Direktverbrauchs und an den hohen Kosten für die korrekte Verbrauchsabrechnung der Mieter. (nhp)
Das in Excel programmierte Programm ist frei zugänglich unter: https://isfh.de/forschung/solare-systeme/arbeitsgruppen/elektrische-energiesysteme/mieterstom-tool/.