Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Energiewende im Mietshaus: Die Kosten besser verteilen

Die energetische Sanierung von Mietshäusern birgt riesige Potenziale für die Energiewende. Doch bisher haben die Vermieter wenig Interesse gezeigt. Die Mieter hingegen bekommen die gesamten Kosten aufgeladen. Dies muss sich ändern, fordern Schweizerische Mieterverbände.

Die Mieterorganisationen in der Schweiz kritisieren, dass dieser Sektor des Gebäudebestands bisher im Rahmen der Energiewende zu wenig berücksichtigt wurde. Es besteht Diskussions- und vor allem Handlungsbedarf, betonen die Vertreter der Schweizerischen Energiestiftung. Denn im Mietsgebäudebestand stecke ein gewaltiges Potenzial für die Energieeinsparung und den Einsatz erneuerbarer Wärme, das gehoben werden müsse, um die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen.

Allerdings stehe das Problem einer fairen Kostenteilung zwischen Mieter, Vermieter und die öffentliche Hand dem Ziel noch im Wege. Schließlich seien die Kosten für energetische Sanierungen und den Einbau einer solar betriebenen Wärmepumpe meist höher als die Reduktionen bei den Heiznebenkosten, was netto zu einer Erhöhung der Mietkosten führe, betonen die Mieterverbände. Die Investitionen amortisieren sich über einen langen Zeitraum. Für den Vermieter ein wirtschaftliches Modell, für den Mieter nur rentabel, wenn er lange genug im Gebäude wohnen bleibt.

Dazu positionierten sich neben der Schweizerischen Energiestiftung auch der Schweizerische Mieterinnen- und Mieterverband (SMV). „Wir wollen verhindern, dass die Interessen der Mieter gegen die Umwelt und die Interessen der Umwelt gegen die Mieter ausgespielt werden“, bringt es Balthasar Glättli, Grüner Nationalrat und Vizepräsident des SMV, auf den Punkt. „Die geplante Erhöhung der Rate energetischer Sanierungen in der Schweiz funktioniert dementsprechend nur, wenn eine faire Kostenteilung zwischen den Parteien gefunden werden kann.“

Unverhältnismäßige Mieterhöhungen nicht zulassen

Denn das Problem ist – nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den Nachbarländern: Für den Vermieter ist die Verbesserung der Energieeffizienz des Gebäudes eine gute Gelegenheit, mit dem Argument, der Mieter würde ja Heizkosten sparen, die Miete unverhältnismäßig zu erhöhen, kritisiert Carlo Sommaruga, Vizepräsident des SMV. Dabei hat der Mieter in der Regel keinen Überblick, wie viel Ersparnis die energetische Sanierung tatsächlich einbringt. Aus Sicht des Gebäudeeigentümers ist damit die energetische Sanierung ein riesiger wirtschaftlicher Vorteil. Die Kosten werden auf die Mieter abgeladen. „Die ungleiche Lastenverteilung bei Sanierungen muss zu Gunsten der Mieter korrigiert werden“, fordert deshalb  Beat Züsli, Energieingenieur und Vorstandsmitglied des SMV.

Die Wohnung warm vermieten

Konkret fordern die Verbände Änderungen im Mietrecht. Vor allem sollte der Umwälzungssatz bei umfassender Sanierung reduziert werden, damit die Mieter nicht allein die Kosten tragen müssen. Außerdem sollten die Anreize des Bundes angepasst werden. Dies könnte über eine Erhöhung des Gebäudeprogramms geschehen. Eine dritte Forderung betrifft die Transparenz für die Mieter. Sie sollen detaillierte Informationen über die Art der Sanierung, aber auch über den Zustand des Gebäudes bekommen.

Außerdem fordern die Verbände die Einführung eines Erneuerungsfonds in Mietliegenschaften. Die Förderbeiträge aus diesem Fonds sollten allerdings an konkrete Bedingungen geknüpft werden. So dürfe die Sanierung kein Vorwand sein, um das Mietshaus vorher komplett leer zu kündigen. Barbara Steenbergen von der internationalen Mieterallianz (IUT) führt dazu das Beispiel Schweden an. Dort hat der Vermieter die Pflicht, die Wohnungen warm zu vermieten. So sind die Heizkosten bereits in der Miete enthalten, was ihn dazu anregt, möglichst geringe Heizkosten anfallen zu lassen. Damit hat der Vermieter ein eigenes Interesse, in die Energieeffizienz seines Gebäudes oder auch in Heizungen zu investieren, die mit erneuerbaren Energien betrieben kaum noch Betriebskosten verursachen, ohne die Kosten über Gebühr auf die Mieter umzuwälzen. (su)