Viele neutrale Sachverständige sehen für Tracker in Deutschland keinen großen Markt. Dem liegt auch eine Studie des Forschungsinstituts ZSW zugrunde, die den Mehrertrag auf 28 Prozent beziffert. Michael Heck, Vice President Marketing & Sales bei Degerenergie, sieht einen deutlich höheren Mehrertrag und erklärt, warum er auch in Deutschland Nachführsysteme für sehr sinnvoll hält.
Was wissen Sie über den Mehrertrag Ihrer zweiachsigen Tracker in Deutschland im Vergleich zu fest installierten Systemen?
In Deutschland liegt der Mehrertrag gegenüber starren Installationen im Bereich um 41 Prozent, weltweit im Durchschnitt bei 45 Prozent. Das sind langjährige Mittelwerte, die unsere Kunden in ihren Anlagen gemessen haben. Wir haben das Fraunhofer ISE aus Freiburg beauftragt, in einem unserer Parks Vergleichsmessungen anzustellen. Die vorläufigen Ergebnisse bestätigen dies.
Wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie nicht eine nachgeführte Anlage neben einer fest installierten stehen, sondern vergleichen Ihre Werte mit solchen aus der Region?
Doch, in vielen Fällen ist es tatsächlich so, dass in unmittelbar örtlicher Nähe eine starre Anlage steht, auf deren Werte wir zugreifen können. Der Vergleich ist natürlich nicht hundertprozentig korrekt. Im Prinzip müssten wir die gleichen Module verwenden und die gleichen Wechselrichter. Das stellen wir alles sicher bei dem Fraunhofer-Test.
Sie haben ja eine Steuerung, mit der Sie die Tracker nicht nur nach Jahreszeit und Uhrzeit steuern, sondern mit einem Sensor. Der Tracker fährt in die Position, in der er den höchsten Ertrag bringt. An einem diffusen, aber hellen Tag richtet er die Module sogar waagerecht aus. Was ist der Mehrertrag mit dieser Steuerung?
Genau, das nennen wir MLD-Steuerung. An einzelnen Tagen mit diffusen Lichtverhältnissen hat Fraunhofer ISE bereits bis zu 300 Prozent Mehrertrag gegenüber astronomischen Systemen dokumentiert. Im Jahresmittel liegen wir im Bereich von sechs bis acht Prozent Mehrertrag.
Trotzdem, die Zahlen der ZSW-Experten stehen ja im Raum. Wie überzeugen Sie Investoren, dass der Mehrertrag höher ist als die Wissenschaftler behaupten?
Investoren überzeugen wir dadurch, indem wir sie zu Anlagen mitnehmen, die Kunden von uns betreiben. Es gibt einige Kunden, die ihre Erträge mit starren oder astronomischen und mit MLD-nachgeführten Anlagen vergleichen, um fundierte Ergebnisse für künftige Investitionen zu bekommen. Solche Vergleiche sprechen eine sehr deutliche Sprache – und sie gehen immer, wirklich immer zugunsten der MLD-Nachführung aus.
Das ZSW hat seine Werte allerdings auf seinem Testfeld validiert.
Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich kenne die Daten, die wir im realen Betrieb gewinnen. Und da zeigt sich immer wieder, dass Streulicht etwa von Schnee, Wasser, hellem Sand und einzelnen Wolken wesentlich höhere Effekte bringt, als man denkt. Wir haben deshalb die Dachfläche unseres Firmengebäudes oben mit heller Folie ausgelegt, die zusätzlich reflektiert.
Wie sehr sinkt denn nach Ihrer Erfahrung der Mehrertrag, wenn der Tracker nicht einzeln sondern in einem Kraftwerk steht?
Wenn ich einen Park aufbaue, ist der Abstand zwischen den Trackern ein sehr wichtiges Thema. Man kann entweder die Verschattung komplett vermeiden und erreichen dann den maximalen Mehrertrag von durchschnittlich 45 Prozent. Oder man akzeptiert bewusst Verschattung und damit einen geringeren Mehrertrag, der dann durchaus auch auf 35 Prozent fallen kann. Dafür bekommt man dann mehr Tracker und Module auf die Fläche und einen höheren absoluten Ertrag. Es spielt also eine Rolle, welche Fläche verfügbar ist. Der Rest sind Berechnungen, für die wir unsere Tools haben.
Um einen einfachen Vergleich zu machen: Nehmen wir die gleiche Fläche wie eine fest aufgeständerte Anlage in unseren Breiten. Wie groß ist denn dann der Mehrertrag noch?
Diese Frage ist leider nicht so einfach zu beantworten, weil das von vielen Gegebenheiten abhängt. Es kommt unter anderem auf die Größe der Tracker und auf deren Abstand zueinander an – wie eben dargelegt.
Aber da kann man sich ja ein Optimum überlegen für den absoluten Ertrag.
Wenn wir die Anlage optimal bestücken, dann kommen wir in unseren Breiten mit MLD-Nachführung in den Bereich von 41 Prozent Mehrertrag gegenüber starren Systemen.
In der Vergangenheit war Deutschland ja kein großes Trackerland. Bei 41 Prozent Mehrertrag – wird Deutschland ein großer Markt für Sie?
Absolut. Und da sind wir einer Meinung mit dem Sachveständigenrat für Wirtschaft. Wenn man ohne EEG den Strom an die Stadtwerke oder an der Börse verkaufen muss, dann gelten Marktbedingungen. Bei einer solchen Betrachtungsweise kommt dazu: Wann wird der Strom produziert? Wenn ich mit Trackern auch frühmorgens und spätabends Strom liefern kann, habe ich einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil. Das ist die Situation in den USA: Nachfrage und Angebot werden dort stündlich geregelt. Das heißt, um die Mittagszeit, wenn viel Solarstrom produziert wird, geht der Preis runter. Und um 16 oder 17 Uhr, wenn die Klimaanlagen nach wie vor auf Hochtouren laufen, aber die starren Installation weniger Strom liefern, geht der Strompreis hoch. Mit einer MLD-nachgeführten Anlage kann ich zu diesen Zeiten einen bedeutend höheren Ertrag erzielen – auch finanziell. Diese Situation sehen wir auch in Deutschland kommen.
Das Gespräch führte Michael Fuhs.
Wissenschaftler des Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung in Stuttgart haben sich systematisch mit dem Mehrertrag von nachgeführten im Vergleich zu festinstallierten Modulen beschäftigt. Die Ergebnisse des ZSW finden Abonnenten in dem Artikel: Nutzen von Trackern in Deutschland (Webcode 0054). Bitte loggen Sie sich ein, um den Artikel lesen zu können.