Rottenburg an der Laaber ist ein kleiner Ort in der Nähe von Landshut. Erst 1972 wurde der Gemeinde das Stadtrecht verliehen. Bis 1982 produzierte Agfa hier Kameratechnik. Heute werden die ehemaligen Agfa-Gebäude durch verschiedene Unternehmen genutzt. Eins davon ist die Regenerative Energie- und Montagesysteme GmbH (REM). Das Unternehmen produziert zum einen solarthermische Kollektoren und die dazugehörigen Montagesysteme, zum anderen Montagesysteme für Photovoltaikanlagen.
Am Testtag soll das Delta Wing geprüft werden, ein Ost-West-Montagesystem für Photovoltaikanlagen auf Flachdächern mit geringer Tragkraft und Aufdachdämmung. Es arbeitet ohne Dachdurchdringung. Der Hersteller REM verspricht eine extrem einfache und schnelle Montage. Getestet wird der Aufbau unter Idealbedingungen. Dazu steht eine Montagehalle zur Verfügung, mit absolut ebenem Boden, auf dem das Delta Wing mit acht Modulen installiert wird. Die benötigten Komponenten befinden sich in Reichweite. Im Unterscheid zu den bisher getesteten Aufdachsystemen soll diesmal aber auch verkabelt werden.
In der Startposition stehen die beiden Monteure Zbigniew Franczak und David Millsap bereit und warten auf das Startsignal. Und los geht es. Schnell verlegen Franczak und Millsap die ersten beiden Montageschienen. Bei der Orientierung helfen ihnen die Hilfslinien auf dem Hallenboden, die so auf einem Dach natürlich nicht zu finden sind. Kurz danach haben die beiden Monteure die ersten Querschienen ausgelegt. Rasch platziert Millsap die nächsten Schienen, während Franczak mit dem Verschrauben beginnt. Während Franczak dem Grundgestell die nötige Stabilität gibt, setzt Millsap bereits die Montagedreiecke, auf denen die Module später in Ost-West-Richtung geklemmt werden. Als die Stoppuhr 05:16 zeigt, ist die Grundfläche ausgelegt und die ersten beiden Montagedreiecke stehen.In den Hallen von REM finden sich keine automatisierten Fertigungsstraßen, die am Schluss die verpackten Montagesysteme auswerfen. Die Komponenten werden an verschiedenen Maschinen mit relativ viel Handarbeit produziert. Fertige und halbfertige Teile lagern in verschiedenen Metallcontainern und harren der Weiterverarbeitung.
„Eine automatisierte Produktion wäre zu unflexibel“, erklärt Geschäftsführer Claus Alt. Die rund 30 Mitarbeiter könnten jetzt besser nach Bedarf eingesetzt werden, da, wo sie gebraucht werden. Wenn der Photovoltaikmarkt schwächelt und die Nachfrage nach den Montagesystemen nachlässt, produzieren sie beispielsweise die Komponenten für Solarthermieanlagen. Doch momentan ist Alt ganz zufrieden. Die Supermärkte gegenüber haben ihre Dächer gerade mit Photovoltaik bestückt und zeigen den Trend: „Kleinere und mittlere Gewerbedächer gehen momentan sehr gut“, so Alt. Das hilft beim Absatz von Montagesystemen wie dem Delta Wing.
Nach einer Viertelstunde ...
Elf Minuten sind seit dem Start mittlerweile vergangen. Mit dem Maßband prüft Millsap die Geometrie des Grundgestells auf Rechtwinkligkeit und nimmt letzte feine Korrekturen vor.
Die Stoppuhr zeigt 15:32, als das erste Modul liegt. Kurz darauf hat auch das zweite Modul seinen Platz auf dem Montagegestell gefunden. Dann bereiten die Monteure die elektrischen Anschlüsse vor, legen Schienen und Kabelschläuche. Die parallele elektrische Installation kostet zusätzliche Aufbauzeit, entspricht aber der praktischen Realität, wo die Kabel auch nicht erst nach der abgeschlossenen Modulmontage verlegt und angeschlossen werden können. Zum Delta Wing werden übrigens von
Zeit zu Zeit Montageworkshops für Installateure angeboten.
Neben der Montageanleitung gibt es auf der Unternehmenswebsite und auf Youtube auch ein kurzes Video für den Aufbau. Aber das alles brauchen Franczak und Millsap natürlich nicht. Jeder Griff sitzt, und in der 20. Minute montieren sie die Klemmen für die ersten Module, während zur gleichen Zeit immer wieder neue Module dazukommen.
Die Stoppuhr zeigt 27 Minuten und 46 Sekunden, als das letzte, das achte Modul auf dem Gestell liegt. Nun geht es darum, die restlichen Module festzuklemmen und die verbleibenden Anschlusskabel zu verlegen.
Neue Rekordzeit
Nach 32 Minuten und 49 Sekunden ist der letzte Handgriff getan: eine neue Rekordzeit, und das einschließlich elektrischer Installation. Allerdings muss der Fairness halber gesagt werden, dass ein Flachdachsystem ohne Dachdurchdringung prinzipiell weniger Montageaufwand benötigt als ein Schrägdachsystem, bei dem die Ziegel zunächst entfernt und Dachhaken gesetzt werden müssen. Dennoch: Das Delta Wing ist gut durchdacht und lässt sich wirklich schnell aufbauen.