Um Wasserreservoirs in trockenen Regionen vor dem Austrocknen und vor Verschmutzung zu schützen, bieten sich Abdeckfolien an. Ein Unternehmen aus Hannover hat solche Folien mit Solarmodulen versehen. Damit haben sie einen doppelten Nutzen.
Der Hersteller von technischen Flächenmaterialien Benecke-Kaliko hat eine Folie entwickelt, mit der Wasserreservoirs in trockenen Regionen der Erde abgedeckt werden. Um die Fläche noch zusätzlich zu nutzen, versieht der Hersteller aus Hannover die Folie mit Solarzellen. Damit wollen die Hannoveraner nicht nur das kostbare Nass in den Wasserbecken von Verdunstung, sondern auch vor Verschmutzung schützen. Gleichzeitig kann der produzierte Solarstrom für Pumpen oder die in der Nähe gelegenen Ortschaften genutzt werden. Benecke-Kaliko, eine Tochter von Contitech, will damit gleich zwei Probleme lösen, mit denen die Bevölkerung in den ländlichen Regionen Afrikas und Asiens zu kämpfen hat. „Die Nachfrage nach einer netzunabhängigen Wasser- und Stromversorgung ist massiv“, erklärt Tobias Haarburger den Ansatz. Er ist Programm Manager bei Benecke-Kaliko und dort für die Entwicklung der Solarfolie verantwortlich. „Urbanisierte Gesellschaften in semiariden Ländern können ländliche Regionen nicht in dem Maße versorgen wie Ballungsräume. Großen Flächenländern wie den USA, Australien, China oder Saudi-Arabien fällt dies ebenso schwer wie finanzschwachen, von internationalen Programmen abhängigen Ländern“, sagt Haarburger.
Wasserverluste um 40 Prozent verringern
Durch die Folie könne der Verlust von Wasser in den Reservoirs durch Verdunstung oder Verschmutzung um 40 Prozent verringert werden, rechnen die Hannoveraner vor. Die Folie ist lichtundurchlässig. Sie wird in einzelnen Bahnen mit 1,5 Metern Breite und 25 Metern Länge auf die Baustelle geliefert. Dort werden die äußeren Folienteile an den umlaufenden Betonringen auf dem Kamm des Walls der Becken mit Flacheisen verspannt. Die einzelnen Bahnen verschweißen die Installateure mittels Heißlufttechnik, wie sie aus der Verlegung von Dachbahnen bekannt ist. So entsteht auf einem Wasserbecken mit Kantenlängen von jeweils 100 Metern eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von etwa 500 Kilowatt.
Pilotanlage in Israel
Um zu testen, ob die Folie funktioniert, haben die Hannoveraner eine Pilotanlage in Israel installiert. Die Solaranlage mit einer Leistung von 8,5 Kilowatt liefert seit zwei Jahren zuverlässig Strom und schützt das Wasser im Becken mit einer Fläche von 1.200 Quadratmetern. Bei dieser Anlage haben die Hannoveraner sowohl flexible amorphe Silizium- als auch CIGS-Dünnschichtzellen verschiedener Hersteller eingesetzt, um diese zu testen. „Für kommerzielle Projekte werden wir in Zukunft aber bis auf weiteres ausschließlich CIGS-Module einsetzen“, sagt Tobias Haarburger. „Wir haben auch starre kristalline Siliziummodule getestet. Diese sind aber nicht ideal für die Installation auf abgedeckten Wasserflächen.“
Regelmäßig reinigen
Die Folie ist reißfest und begeh- oder befahrbar. Damit sind Wartungsarbeiten mühelos möglich. Die Folie kann zwar Schmutz, Staub und Sand vom Wasser abhalten. Doch ihre Oberfläche wird dadurch verschmutzt, zumal die Module ohne Anstellwinkel installiert sind. Dadurch funktioniert der Selbstreinigungseffekt durch eventuell fallenden Regen nicht mehr. Um die Solarmodule zwischendurch zu reinigen, haben die Hannoveraner die Folie mit Tauchpumpen versehen. Damit lassen sich die Flächen einfach regelmäßig mit dem Wasser aus dem Reservoir abspritzen. Das Reinigungswasser wiederum fließt nicht zurück ins Becken, sondern wird über Drainagekanäle abgeleitet. (su)