Tecnosun Solar Systems hat mit zwei Megawatt den bisher größten seiner Solarparks realisiert, dessen Module mithilfe von Drahtseilen der Sonne nach gesteuert werden. COO Thomas Vogel zum Mehrertrag und zu den Erfahrungen mit dem System.
Welchen Mehrertrag erzielen Sie nach der Erfahrung mit Ihren Systemen für zweiachsige Tracker in Deutschland im Vergleich zu fest installierten Systemen?
In Deutschland ist ein Mehrertrag mit zweiachsigen Trackern von 30 bis 35 Prozent zu erwarten. Dass manchmal Mehrerträge von 40 Prozent und höher genannt werden, liegt daran, dass Tracker ohne jegliche Verschattung in einer Idealsituation betrachtet werden. Da kann es durchaus sein, dass die 40 Prozent erreicht werden. Aber in einer Kraftwerkssituation – und die ist für den Kunden interessant, sind plusminus 30 bis 35 Prozent realistisch.
Die Forscher vom ZSW haben allerdings schon für die nicht verschattete Situation einen Mehrertrag von 28 Prozent ausgerechnet und auf ihrem Testgelände validiert. Haben Sie sich das angesehen?
Die genauen Daten nicht, aber der Bereich von 28 Prozent erscheint mir nicht unrealistisch. Vielleicht kommt die Abweichung daher, dass Kalkulationsprogramme sehr konservativ rechnen. Die tatsächlichen Werte sind meistens höher als die errechneten. Die Aussage, dass man ungefähr 30 Prozent Mehrertrag beim zweiachsigen Tracking-System hat, das ist ja nicht sehr weit weg von dem, was wir auch sagen.
Wie wird denn Ihr System gesteuert?
Über eine astronomische Nachführung.
Warum haben Sie keine Sensorsteuerung?
Sensorgesteuerte Systeme sind meist relativ unruhig, weil der hellste Punkt bei einer Wolke mal rechts, mal links rausschaut und die Tracker dann reagieren. Die Steuerung unsers zweiachsigen Tracking-System ist zunächst zwar astronomisch, allerdings erkennt das System mit einem Sensor, wenn der Himmel extrem bewölkt ist. Dann bewegt sich der zweiachsige Tracker ebenfalls in eine sogenannte Diffus-Position, sodass er die Diffusstrahlung wesentlich besser auffangen kann. Dadurch ist eine Ertragssteigerung von fünf bis acht Prozent realisierbar.
Sie haben mit Ihrem System jetzt das erste Großprojekt realisiert. Haben Sie das auf dem freien Markt verkauft?
Das haben wir auf dem freien Markt an zwei private Investoren verkauft. Es ist die einachsige Nachführung, die wir für Systeme in Deutschland empfehlen.
Das besondere Ihres Systems ist ja die Steuerung der Module über Drahtseile. Wie funktioniert das?
Ein zentraler Motor steuert über Edelstahlseile bis zu 120 Tracker, also 240 Module steuert. Auf einem Tracker sind zwei Module befestigt, dadurch ist das System mit 1,4 Meter Bauhöhe sehr niedrig ist. Das führt dazu, dass das System einen relativ geringen Platzbedarf hat.
Ich stelle mir vor, dass solch ein System relativ wartungsanfällig ist, weil man ja die freilaufenden Drahtseile hat. Was ist da Ihre Erfahrung?
Der Wartungsbedarf ist äußerst gering und nicht sehr viel mehr als es bei einem fest aufgestellten System. Das liegt daran, dass wir keine Schmierteile haben. Die drehbaren Teile müssen weder geschmiert oder sonst irgendwie gewartet werden. Das Einzige, was bei uns überprüft werden muss, ist die Seilspannung. Die Zugkräfte auf dem Seil müssen immer konstant sein, sodass sich die Tracker gleichmäßig bewegen. Das ist das, was überwacht wird. Ansonsten muss man den Sitz der Modulklemmen und Verschraubungen prüfen, so wie dies auch bei einer Festaufständerungen der Fall ist. Das muss man bei einer Festaufstellung aber genauso machen. Der Tracker hat auch deshalb keinen großen Wartungsmehraufwand, da wir nur einen zentralen Motor haben, der selber äußerst wartungsarm ist und nur einmal im Jahr an einem Schmierpunkt geschmiert werden muss. Das ist ein Motor der Firma Auma, der normalerweise in der Abwassertechnik und in Atomkraftwerken eingesetzt wird.
Was ist Ihre älteste Installation, mit der Sie Erfahrungen haben sammeln können?
Die älteste Installation ist eine Prototypenanlage. Sie läuft seit 2007.
Ist die Haltbarkeit, wenn Sie Verkaufsgespräche führen, ein sensibles Thema?
Na klar, sowohl die Wartung als auch die Haltbarkeit von den einzelnen Komponenten. Das sichern wir aber über Wartungsverträge ab. Wir haben das Konzept, dass wir das nicht mittels Garantiebestimmungen lösen, sondern optional über Wartungsverträge, die bis zu 20 Jahre lang laufen und den Austausch sämtlicher Tracker-Teile umfassen.
Wie sieht es mit der Bankability aus?
Also bei dem zwei-Megawatt-Projekt, das wir jetzt verkauft haben, gab es diesbezüglich keine Probleme.
Sie haben für unseren Artikel den Systempreis mit Modulen von Canadian Solar mit 1900 Euro angegeben. Die Systemkosten für fest aufgeständerte Anlagen lagen letztes Jahr bereits bei 1600 und fallen vermutlich weiter. Wird der Kostenabstand zu den festaufgeständerten Anlagen wieder größer oder können sie auch noch weiter Kosten senken?
Es kommt darauf an, wie stark die Kosten der fest aufgeständerten Systeme sinken. Grundsätzlich sind auch bei uns auch Preise unter 1.900 Euro machbar. Das hängt immer sehr davon ab, wie das einzelne Projekt gestaltet ist. Das heißt: Wie ist die Bodensituation? Welche Bodenschrauben benötigen wir? Und so weiter. Grundsätzlich sind die Systempreise ad hoc sowieso immer sehr schwer vergleichbar, da diese sehr stark von den verwendeten Komponenten abhängen, sonst vergleicht man Äpfel mit Birnen. Für den Kunden ist doch letztendlich die Gesamtinvestition auf die Fläche interessant und somit die Gesamtrendite und nicht der Kilowattpeakpreis. Trackersysteme haben in der Regel auf einer Fläche weniger installierte Kilowattpeak und trotzdem einen höheren Kilowattstunden-Output. Dadurch ist die Gesamtinvestition pro Kilowattstunde beim Tracker häufig sogar günstiger.
1900 Euro pro Kilowattpeak sind im Vergleich zu 1600 Euro für eine fest installierte Anlage, die bei dem Preis ja auch mit guten chinesischen Modulen realisiert werden kann, sind ein Plus von knapp 20 Prozent. Einer ihrer einachsigen Tracker würde sich in diesem Fall also lohnen, wenn mit ihm der Ertrag 20 Prozent über dem der fest installierten Anlage liegt. Richtig?
Ja das stimmt! Die tatsächlich erzielten Werte liegen dabei oftmals über 20 Prozent.
Sehen Sie in Deutschland einen großen Markt für sich?
Ich sehe den Markt in Deutschland für uns sogar wachsen, also nicht abnehmen, wie man das oft hört. Gerade im Zuge dessen, dass die Einspeisevergütung gesenkt wird und mittel- bis langfristig sehr weit runtergehen oder gar abgeschaftt wird, wachsen die Vorteil von Tracker-Systemen. Das liegt daran, dass die freie Einspeisung des Solarstroms außerhalb des EEGs mehr an Bedeutung gewinnen wird. Dafür ist es gut, wenn man eine breite Leistungskurve während des Tagesverlaufes abbilden kann. Und geht mit einem nachgeführten System besser und ist für regionale Konzepte für Kommunen und Stadtwerke sehr interessant. Wir haben in diese Richtung auch schon sehr viele Anfragen auch für Flächen, für die es keine EEG-Vergütung gibt. Zum Beispiel für eine Anlage für ein regionales Energiekonzept, zusammen mit Windkraft, Biomasse und eben Solarstromanlagen, deren Erträge nicht nach dem EEG vergütet werden. Mit dem Tracker-System haben wir einen deutlichen Vorteil, weil wir während des Tages gleichmäßiger erzeugen und die Betreiber dadurch von Preisschwankungen auf einem freien Strommarkt nicht so abhängig sind.
Lohnt sich das denn jetzt schon? Die Margen zwischen dem niedrigsten Tarif bei Überschuss am Mittag zum höchstem Tarif bei großem Strombedarf sind an der Strombörse ja sehr gering.
Ja, wenn ich von den Bedingungen heute ausgehe stimmt das. Aber ich gehe davon aus, dass der Markt mittelfristig in der Beziehung stark anziehen wird. Denn der Atomausstieg wird die Strommarktpreise steigen lassen und dadurch auch die Chance der freien Vermarktung wesentlich besser gestalten.
Das Gespräch führte Michael Fuhs.
Wissenschaftler des Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung in Stuttgart haben sich systematisch mit dem Mehrertrag von nachgeführten im Vergleich zu festinstallierten Modulen beschäftigt. Die Ergebnisse des ZSW finden Abonnenten in dem Artikel: Nutzen von Trackern in Deutschland (Webcode 0054). Bitte loggen Sie sich ein, um den Artikel lesen zu können.