Bisher gilt der Flugverkehr als ökologischer Sündenfall. Doch zumindest am Boden muss das nicht sein, wie der Flughafen Wien jetzt beweisen will. Denn dieser wird seinen Betrieb ab 2023 komplett CO2-neutral bestreiten. Dazu hat der Flughafenbetreiber eine Klimaschutzstrategie entwickelt, die aus mehreren Bausteinen besteht.
Ein Drittel des Verbrauchs kommt aus Solarstrom
Ein zentrales Element des klimaneutralen Betriebs wird die Photovoltaik sein. Schon im Frühjahr 2022 hat der Flughafen einen 14 Hektar großen Solarpark in Betrieb genommen. Der Freiflächengenerator besteht aus 55.000 Solarmodulen mit einer Gesamtleistung von 24 Megawatt. Die Anlage liefert zusammen mit den bereits installierten sieben Dachanlagen mehr als 30 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom pro Jahr. Dies reiche an sonnenreichen Tagen aus, um den gesamten Flughafen inklusive der mehr als 250 Unternehmen am Standort komplett mit Solarstrom zu versorgen. Insgesamt über das Jahr hinweg gesehen deckt der Flughafen etwa ein Drittel seines Strombedarfs allein mit selbst produziertem Sonnenstrom.
Auf Elektromobilität gesetzt
Der Strom wird aber auch teilweise für die Mobilität auf dem Flughafen genutzt. Denn der Betreiber hat eine Flotte von 350 Elektrofahrzeugen angeschafft. Darunter sind auch Spezialfahrzeuge für die Flugzeugabfertigung, mobile Passagiertreppen und Cateringfahrzeuge. Allein damit spart der Flughafen jedes Jahr etwa eine Million Liter Diesel ein – inklusive der damit zusammenhängenden CO2-Emission. Zum Betanken der Elektrofahrzeuge betreibt der Flughafen zahlreiche Ladepunkte, die von einem großen Schwungmassespeicher unterstützt werden. Dadurch ist das schnelle Laden möglich, ohne das Stromnetz allzu sehr zu belasten.
Abwärme nutzen
Für die Wärmeversorgung nutzt der Flughafen industrielle Abwärme, die in der Raffinerie des österreichischen Energiekonzerns OMV in Wien-Schwechat anfällt. Dies Abwärme wird in einer Direktleitung zum Flughafen eingespeist und versorgt die 150 Gebäude komplett. Allein dadurch spart der Flughafen jedes Jahr 21.000 Tonnen CO2 ein.
Wärmepumpen und Energiemanagement für Gebäude
Zum Konzept gehören auch noch der nachhaltige Betrieb des Office Parks im Zentrum des Flughafengeländes. Dieses wird komplett mit Geothermie beheizt und gekühlt. Dazu wurden 450 Energiepfähle im Boden versenkt, die als Wärmequelle für die Wärmepumpen fungieren. Zusätzlich ist noch eine von der TU Wien für smarte Städte entwickelte Steuerungssoftware integriert, um zusätzliche Stromeinsparungen zu ermöglichen. (su)
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