2008 gehörte Frank Asbeck von der Bonner Solarworld AG mit 1.137.343 Euro Jahresvergütung zu den Spitzenverdienern der Branche. Übertroffen wurde er nur von Q-Cells-Chef Anton Milner. Er brachte es mit 1.359.700 Euro auf Platz Eins, wie aus einer neuen Studie zu Vorstandsbezügen in der Erneuerbare-Energien-Branche hervorgeht. Sie umfasst 154 Seiten und wurde von der HR Personal Consulting GmbH Dresden erstellt. Dazu hat das Beratungsunternehmen die Daten der börsennotierten Erneuerbare-Energien-Unternehmen aus der Liste des Internationalen Wirtschaftsforums für regenerative Energien (IWR) Münster erfasst und nach verschiedenen Gesichtspunkten ausgewertet.
„Wir wollen vor allem ausländischen Investoren, die nach Deutschland kommen und sich im Bereich erneuerbare Energien engagieren, konkrete Zahlen in die Hand geben“, sagt Michael Hoppenburg, Geschäftsführer der HR Personal Consulting. Zuvor hatten bereits Unternehmen aus Russland, Norwegen und Großbritannien bei ihm nachgefragt. „Und auch deutsche Unternehmen, die wir betreuen, kommen wiederholt mit entsprechenden Fragen auf uns zu. Die interessiert natürlich auch, wo ihre Vergütungen im Vergleich zu anderen stehen und was die Konkurrenz zahlt.“
Photovoltaik an der Spitze
Die HR Personal Consulting hat die Geschäftsberichte von 37 Unternehmen der Jahre 2007 und 2008 ausgewertet, um an ihre Zahlen zu kommen. Außerdem haben die Wissenschaftler die Daten von 18 Photovoltaik-Unternehmen separat analysiert und bewertet. Sie wollten vor allem wissen, wie sich Größe, Umsatz und Gewinn auf die Höhe der Vergütungen auswirken und wie sich die Vergütungen der Vorstandsvorsitzenden und der Vorstände zusammensetzen, also welchen Anteil Festgehalt und welchen leistungsabhängigen Teil sie haben.
Ein Vergleich der einzelnen Branchen im Erneuerbare-Energien-Bereich zeigt: Bei der Photovoltaik werden die Topmanager am großzügigsten honoriert. Unter den Top Five bei den Vorstandsgehältern 2008 finden sich ausschließlich Photovoltaik-Unternehmen. Lediglich unter den CEOs kommt auf Platz Fünf ein Vorstandsvorsitzender aus der Windenergie. Hoppenburg erklärt es mit dem Erfolg der Solarbranche, die in den letzten Jahren rasant gewachsenen ist. Dazu käme die Nähe der Photovoltaik zur Halbleiterindustrie, wo von jeher besser gezahlt werde.
Neben den Spitzenverdienern gibt es bei den Erneuerbaren auch Vorstände, die sich mit 108.900 Euro Jahresbezug zufrieden geben müssen, die BKN Biostrom zahlte 2008 dieses Minimum. Die durchschnittliche Vergütung der Vorstandsmitglieder betrug im vergangenen Jahr 289.700 Euro, für Vorstandsvorsitzende 367.200 Euro. Von 2007 zu 2008 sind die Spitzenvergütungen kräftig gestiegen. Anton Milner beispielsweise, oberster Q-Cells-Manager, hat in dieser Zeit seine Vorstandsbezüge nahezu verdreifacht. In den vergangenen Monaten schrieb das Unternehmen aus Wolfen-Bitterfeld allerdings tiefrote Zahlen.
Eher bescheiden
„Es gibt durchaus Beispiele, wo man Fragezeichen setzen kann,“ sagt Hoppenburg. „Schauen Sie sich Conergy und deren Kennzahlen 2008 an. Ein absolutes Krisenjahr, deutlich von Sanierungsmaßnahmen geprägt, rund 500 Beschäftigte haben sie allein in Deutschland abgebaut in Vergleich zu 2007. Und das Unternehmen schreibt unverändert rund 110 Millionen jährlich Verlust. Aber die durchschnittliche Vergütung der Vorstände ist 2008 um 50.000 Euro im Vergleich zu 2007 gestiegen.“ Insgesamt findet Hoppenburg die Vergütung der Erneuerbare-Energien-Vorstände in Deutschland im Vergleich zu anderen Branchen jedoch eher bescheiden, und das im ursprünglichen Sinn des Wortes.
Ob das mit höheren moralischen Werten in der Branche zu tun habe, will Hoppenburg nicht generell bejahen. Aber: „Bei dem einen oder anderen Haudegen würde ich das durchaus unterstellen. Man kann von Asbeck beispielsweise denken, was man will. Aber er kommt immer wieder mit Dingen, wo er überrascht. Und mit der Einführung der Kappungsgrenze hat er sicher mal wieder so einen Pflog eingeschlagen.“ Allzu sehr dürfte es den früheren Politiker der Grünen allerdings nicht schmerzen, dass er als Vorstandsvorsitzender der Solarworld künftig nur noch eine Millionen Euro pro Jahr bekommt. Immerhin ist er auch noch Großaktionär des Unternehmens, das er gegründet hat. Allein für 2008 hat Asbeck bei der Solarworld eine Dividende von 4,2 Millionen Euro kassiert. (William Vorsatz)
In der kommenden Ausgabe der photovoltaik (11/2009) können Sie den kompletten Artikel „Verdient, was sie verdienen?“ lesen. Das Heft erscheint am 5. November 2009.