Der Energieriese Eon will sein fossil-atomares Stromerzeugungsgeschäft in eine neue Gesellschaft auslagern. In Zukunft will der Konzern mehr auf erneuerbare Energien setzen. Die Masse der Investitionen sollen zunächst ins Geschäft mit Windparks fließen. Auch das Photovoltaikgeschäft wird ausgeweitet.
Der Energiekonzern Eon wird seinen konventionellen Kraftwerkspark auslagern und sich in Zukunft den erneuerbaren Energien zuwenden. Dies hat der Aufsichtsrat von Eon auf Anraten des Vorstands beschlossen. Demnach soll die gesamte konventionelle Strom- und Wärmeerzeugung, der globale Energiehandel und weitere Geschäftsfelder in eine eigenständige Gesellschaft überführt werden. Die bisherigen Aktionäre von Eon werden auch mehrheitlich an dieser Gesellschaft beteiligt sein.
Zunächst wird Eon eine Mehrheit der Kapitalanteile an der neuen Gesellschaft zugunsten seiner Aktionäre abspalten. Nach diesem sogenannten Spin-off werden die verbleibenden Minderheitsanteile über einen mittelfristigen Zeitraum über die Börse platziert. Das dabei von neuen Aktionären und Investoren eingelegte Geld soll dann die Spielräume für Konzerninvestitionen genutzt werden. Der Börsengang der neuen Gesellschaft ist für das kommende Jahr geplant. Um die finanziellen Spielräume noch weiter auszubauen, wird der Konzern zudem das Geschäft in Spanien und Portugal an den australischen Investor Macquarie abgeben. Eon kassiert dafür satte 2,5 Milliarden Euro.
Der Realität angepasst
Mit der Neuausrichtung kommt beim Düsseldorfer Energieriese endlich die Realität an, dass sich vor allem die Stromerzeugung in Zukunft auf die erneuerbaren Energien konzentrieren wird und die Stromkunden mehrheitlich keinen Atom- oder Kohlestrom aus der Steckdose wollen. „Die drastischen Veränderungen der globalen Energiemärkte, technische Innovationen und wachsende, individuellere Kundenerwartungen erfordern einen mutigen Neuanfang“, orakelt deshalb Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender von Eon. „Das bisherige breite Geschäftsmodell von Eon wird den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht“, gibt er zu. „Deshalb wollen wir uns radikal neu aufstellen. Eon wird sich Wachstumspotenziale aus der Umgestaltung der Energiewelt erschließen. Daneben schaffen wir ein solides, unabhängiges Unternehmen, das den Umbau der Energieversorgung absichert. Beide Ansätze unterscheiden sich so grundlegend voneinander, dass die Fokussierung in zwei getrennten Unternehmen die besten Zukunftsperspektiven bietet“, begründet Teyssen die Auslagerung des konventionellen Geschäfts.
Gewinne schwinden
Immerhin hat der Energieriese gemerkt, dass mit dem fossil-atomaren Kraftwerkspark die Gewinne schwinden. Deshalb sind allein in den ersten neun Monaten die Umsätze und Gewinne drastisch zurückgegangen. Der Konzern erwartet für dieses Jahr ein Ergebnis vor Steuern von acht bis 8,6 Milliarden Euro. Das sind zehn bis 15 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Damit geht auch der Gewinn von 2,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 1,5 bis 1,9 Milliarden Euro in diesem Jahr zurück. Unter anderem aufgrund der sinkenden Werte für die Kraftwerksaktivitäten erwartet Eon für dieses Jahr einen erheblichen Fehlbetrag in der Kasse.
Um diesen Trend, der schon seit Jahren anhält, umzukehren, will sich Eon künftig auf drei Geschäftsfelder konzentrieren: erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen. „Diese bauen aufeinander auf, verstärken sich gegenseitig und sichern ein stabiles und wachstumsstarkes Geschäftsportfolio“, betont der Aufsichtsrat. Immerhin sollen diesen neuen Geschäftsfeldern etwa 40.000 der derzeitigen Mitarbeiter des Konzerns zugeordnet werden. Wie sich dieser Mitarbeiterstamm auf die drei Säulen aufteilt, hat der Konzern noch nicht mitgeteilt. Bisher sind mit dem Vertrieb von Anlagen zur dezentralen Erzeugung regenerativen Stroms 40 Mitarbeiter beschäftigt. Diese sehen aber ein riesiges Potenzial. Schließlich hat der Konzern 33 Millionen Kunden. Davon stellen die Geschäftskunden einen großen Anteil. Zwar soll das Photovoltaikgeschäft ausgeweitet werden. Dass diese gewerblichen Kunden tatsächlich mit Solarstromanlagen ausgestattet werden, bleibt allerdings fraglich. Denn einen großen Teil der Investitionsmittel für das kommende Jahr will Eon in den Ausbau der Windenergie in Europa stecken. Zudem will der Konzern viel Geld in den Umbau der Netze stecken. Vor allem in Europa und in der Türkei will Eon den Aufbau intelligenter Netze vorantreiben. (Sven Ullrich)