Zusammen besser aufgestellt: In Zeiten des schwächelnden Marktes sind neue Geschäftsmodelle notwendig. Die Lösung liegt in Komplettsystemen. Die Kooperation zwischen verschiedenen Spezialisten kann dabei ein entscheidender Vorteil sein.
Während andere Systemanbieter aufgrund des unsicheren Marktes in Deutschland ins Schleudern geraten, gründet der Mannheimer Energieversorger MVV einen branchenübergreifenden Anbieter von Komplettlösungen. Die Betonung liegt dabei auf branchenübergreifend. Denn neben MVV sitzen der Photovoltaikgroßhändler Baywa r.e., der irische Wärmepumpenhersteller Glen Dimplex und der Münchner Softwarespezialist Greencom Networks mit im Boot.
Hier soll auch die Stärke des neuen Gemeinschaftsunternehmens liegen. Jedes einzelne Unternehmen bringt seine spezielle Erfahrung in das Gemeinschaftsunternehmen ein um Komplettlösungen zur Strom- und Wärmeversorgung und zur Systemintegration kundensprzifisch zu entwickeln. „Die Energieversorgung wird immer erneuerbarer, dezentraler und intelligenter. In den neuen Gemeinschaftsunternehmen führen wir die Kompetenzen aus unterschiedlichen Branchen zusammen und entwickeln daraus gemeinsame Angebote für eine nachhaltige Energieversorgung auf allen Ebenen“, erklärt Ralf Klöpfer, als Vorstandsmitglied bei der MVV für den Vertrieb verantwortlich. „Der Fokus unserer einzelnen Partner liegt auf dem jeweils eigenen Kerngeschäft und einer gemeinsamen sowie strukturierten Vertriebsstrategie, damit wir auf die großen Herausforderungen des Marktes schnell und mit dem nötigen Technologievorsprung reagieren können“, ergänzt Marco Demuth, einer der beiden Geschäftsführer des neuen Unternehmens. Es wird seinen Sitz in Mannheim haben. Dabei hält MVV Energie 34,8 Prozent, Baywa r.e. und Glen Dimplex je 25,1 Prozent und Greencom Networks 15 Prozent der Anteile. Neben Demuth, der aus dem Bereich Energiemanagement kommt und vorher Geschäftsführer von Yello Strom war, wird Christian Feißt zweiter Geschäftsführer werden. Er ist derzeit der Chef von Greencom und war vorher beim Softwarespezialisten Cisco Systems für den Bereich Smart Grids zuständig. Das Gemeinschaftsunternehmen steht noch unter dem Vorbehalt der Freigabe der Kartellbehörden.
Blick über den Tellerrand
Wie wichtig der Blick über den Tellerrand ist, haben auch Enerix Alternative Energietechnik in Nittendorf bei Regensburg und der Hersteller von Infrarotheizungen Vitramo in Tauberbischofsheim erkannt. Die beiden Unternehmen haben eine Vertriebskooperation geschlossen. „Seitdem Solarstrom auf dem eigenen Dach so günstig hergestellt werden kann, lohnt es sich, ihn auch zur Wärmeerzeugung zu nutzen“, erklären die Unternehmen. „Gerade in den Übergangsmonaten mit hoher solarer Strahlung, bei gleichzeitigem Wärmebedarf, fährt diese Kombination ihre volle Leistungsfähigkeit aus“, ergänzt Stefan Jakob, Geschäftsführer von Enerix. „Wo so mancher Hausbesitzer seine Heizung schon anschaltet, können Photovoltaikinfrarotheizungsbesitzer einzelne Räume individuell und kostengünstig beheizen.“ Deshalb setzt die Vertriebskooperation auch auf den Betrieb der Infrarotheizungen mit Photovoltaikstrom. Dies erhöhe nicht nur den Eigenverbrauch aus der Solaranlage auf dem Dach sondern verbessert auch die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik- und Heizungsanlage.
Alternative zur wassergeführten Heizung
Schließlich wandeln die Infrarotheizungen den Solarstrom fast vollständig in Wärme um. „Auf 20 Jahre gerechnet arbeite kein anderes Heizsystem so wirtschaftlich wie eine Kombination aus Photovoltaikanlage und Infrarotheizsystem, bei gleicher Effizienz und gleichem Komfort“, rechnet Bernd Morschhäuser, Vertriebsleiter von Vitramo, vor. „Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass das Gebäude gut oder sehr gut gedämmt ist.“ Das System ist vor allem für Neubauten gedacht. „Bei einem Heizwärmebedarf von weniger als 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche lohnt es sich nicht mehr, ein teures wassergeführtes Wärmeabgabesystem einzubauen“, betonen die Kooperationspartner. „Anstatt in eine teure wassergeführte Heizung zu investieren, sollten Hausbesitzer mit dem eingesparten Geld lieber eine Photovoltaikanlage installieren.“ Interessant sei diese Kombination auch bei der 70-Prozent-Spitzenkappung von Photovoltaikanlagen. Sobald die Solarstromanlage über den Einspeisewert von 70 Prozent der maximalen Anlagenleistung kommt, schaltet sich automatisch die Infrarotheizung an. (su)