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Smart Meter: alternative Strategie könnte Rollout beschleunigen

Das BSI hat eine erste Marktanalyse für intelligente Messsysteme vorgelegt. Ihr Einbau ist weiter nicht verpflichtend. Die Bundesregierung muss erst ihre Hausaufgaben machen, denn die digitale Energiewende erreicht in einer Studie nur 22 von möglichen 100 Punkten.

Die analog passende Schulnote hieße wohl mangelhaft. Das Barometer steht im roten Bereich. „Die Digitalisierung der Energiewende hakt noch“, resümieren die Autoren der aktuellen Studie „Das Barometer zur Digitalisierung der Energiewende“. Sie wurde von Ernst & Young im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie verfasst. Bereits seit dem 2. September 2016 gilt das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende mit dem Messstellenbetriebsgesetz. Demnach sollten Verbraucher mit einem Jahresstromverbrauch über 10.000 Kilowattstunden, Verbraucher mit unterbrechbaren Lasten sowie Ökostromanlagen, die über das EEG- und KWKG gefördert werden und die mehr als sieben Kilowatt Leistung haben, verpflichtend mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet werden. Die Bilanz knapp zwei Jahre später ist mehr als ernüchternd.

Nach Ansicht von Jürgen Blümer werden sich die durch den Rollout vereinbarten Sicherheitsstandards auf die gesamte IT-Branche auswirken. Der Physiker der Firma Heinz Lackmann ist Projektleiter für die Digitalisierung der Energiewende. Er sitzt seit 2011 und in verschiedenen Gremien im Fachforum FNN für die Funktionen im Smart-Meter-Gateway (SMGW). „Die Sicherheit aller Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, wird sich dadurch verbessern“, prognostiziert Blümer.

Einfache Steuerung ohne Abstriche

Ein Anheben der Standards für Gerätesicherheit in anderen Branchen, wie zum Beispiel der Unterhaltungselektronik, werde rasch erfolgen, sagt er, da der Stand der Technik mit dem Rollout eine neue Qualität erreichen werde. Blümer mahnt aber auch die Komplexität an und schlägt eine deutliche Vereinfachung vor – ohne Abstriche bei der Funktionalität zu machen.

Über eine sogenannte Controllable-Local-Systems(CLS)-Schnittstelle im SMGW können Geräte integriert werden, die eine sichere Datenübertragung benötigen. Die Steuerung einer dezentralen Erzeugungsanlage wird so ebenfalls möglich.

Eine alternative Rollout-Strategie könnte helfen, rasch flexible, robuste und sichere Geräte für die Digitalisierung der Energiewende in den Markt zu bringen. Ein Secure-Infrastructure-Gateway, kurz SIGw, ließe sich auf der Basis der heutigen SMGWs umsetzen, weiß Experte Blümer. „Ein solches Gerät hätte aber den Vorteil, dass es aufgrund seiner Komplexitätsreduzierung rascher in den Markt eingebracht werden könnte und über den gesamten Lebenszyklus einfacher zu handhaben wäre.“

Probleme liegen tiefer: Silodenken gefährdet Energiewende

Die Verfasser der Barometer-Studie von E&Y folgern: Marktakteure nennen zwar die verzögerte Zertifizierung der SMGWs, fehlende Geräte am Markt und Unklarheiten über deren Funktionalitäten als Hauptgründe. Dies sind aus Sicht der Berater aber nur Symptome. Die Ursachen liegen viel tiefer. „Mit der Digitalisierung verändern sich bestehende Strukturen, Prozesse und Lösungsansätze fundamental. Dies erfordert grundsätzlich ein neues Denken und Handeln von allen Beteiligten“, heißt es auf Seite 6. Dies habe sich aber bis heute noch nicht breit durchgesetzt, bemängeln die Berater. Zudem handelt es sich bei „der Digitalisierung der Energiewende um ein großes und komplexes Infrastrukturprojekt in einem sich dynamisch verändernden Umfeld“.

Es gebe eine Vielzahl von Schnittstellen zwischen Technologien, Marktakteuren, Behörden und Interessengruppen. Das erfordere eine neue Art der Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten. Hierarchische und bürokratische Strukturen seien hinderlich. Hier gilt es nun möglichst schnell nachzujustieren. Das sprichwörtliche Silodenken behindert die digitale Energiewende maßgeblich, bescheinigt das Barometer. (Niels H. Petersen)

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