Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat bei Sparern ein altes Bedürfnis neu belebt: Sicherheit. Immer mehr Menschen möchten ihr Geld außerdem nicht nur sicher investieren, sondern auch – selbst wenn über die genaue Definition noch diskutiert wird – ethisch korrekt. Das Interesse an sogenannten grünen oder nachhaltigen Kapitalanlagen beziehungsweise Finanzprodukten wächst deutlich, wie aktuelle Studien der Deutschen Bank sowie des European Sustainable Investment Forum (Eurosif) zeigen.
Dieses wachsende Interesse gilt auch der Photovoltaik. Die Solaranlage auf dem eigenen Dach hat sich zu einem Investitionsklassiker entwickelt, der nicht nur als sicher und nachhaltig gilt, sondern auch als lukrativ. Und wer kein eigenes Dach besitzt, hat Alternativen. „Die Photovoltaik zur Stromerzeugung ist der Megatrend des 21. Jahrhunderts“, sagt Michael Höng, geschäftsführender Gesellschafter der Vermögensverwaltung Höng Wealth Management (HWM). Aus seiner Sicht haben Kapitalanleger zum Vermögensaufbau oder für die Altersvorsorge viele Möglichkeiten, von diesem Megatrend zu profitieren. Denn die Photovoltaik ist nicht nur als Branche erwachsen geworden, sondern auch aus Finanzmarktperspektive. Für Investoren bedeutet das, dass sie Photovoltaikinvestments ebenso gründlich überdenken müssen wie jede andere Investition: zunächst die verschiedenen Anlagemöglichkeiten prüfen und dann auf Grundlage der persönlichen Situation entscheiden, welche am besten geeignet ist.
Aktien: Wer sein Geld direkt in Einzelaktien investiert, setzt im wahrsten Sinne des Wortes alles auf eine Karte, denn der Erfolg des Investments ist vom Erfolg des jeweiligen Unternehmens abhängig. Geht es der Firma schlecht, sinken in der Regel auch die Aktienwerte. Andererseits bieten Aktien auch ein hohes Renditepotenzial: Geht es der Firma gut und war der Einstiegskurs günstig, sind bei entsprechenden Kurssteigerungen hohe Gewinne möglich.
Besonders Phasen starken Wachstums sind gute Zeiten für Aktionäre. In solchen Zeiten profitieren die schnellsten Firmen mit der innovativsten Technik. Aber: Die langsamen Firmen verschwinden vom Markt. Die Wirtschaftsgeschichte zeigt, dass es zu Beginn der Entwicklung einer neuen Technologie viele Hersteller gibt, von denen sich allerdings am Ende maximal zehn Prozent durchsetzen werden.
Auch im Photovoltaiksektor werden nicht alle Unternehmen die laufende Konsolidierung überstehen. Mit Solaraktien, die noch vor kurzem als Garanten für überdurchschnittliche Kursgewinne galten, war an der Börse zuletzt nicht viel zu verdienen. Meldungen über Umsatzwarnungen, Gewinneinbrüche und sinkende Margen prägten das Bild; ehemalige Vorzeigeunternehmen gerieten in existenzbedrohende Krisen. „Trotzdem bleibt die Branche ein Zukunftsmarkt“, sagt Christoph Keidel, Research-Chef und Fondsmanager von LBBW Asset Management. „Solarenergie ist CO2-frei, sie ist mit keinem Ressourcenproblem behaftet, und sie wird immer günstiger.“ Anleger müssen sich allerdings die einzelnen Photovoltaikunternehmen genau ansehen. Stimmen die Prognosen der Branche, wonach bereits 2013 Solarstrom auch ohne Subventionen konkurrenzfähig sein könnte, wird der politische Einfluss auf die Kurse der Solaraktien abnehmen. Spätestens dann werden wieder Aspekte in den Vordergrund rücken, die auch in anderen Branchen den Wettbewerb bestimmen: Technologie- und Marktführerschaft, Internationalisierung und Vertikalisierung, effiziente Strukturen. Eine Investition in Einzelaktien sollte daher erfahrenen Anlegern mit einem ausgeprägten Interesse für die Börsenentwicklung vorbehalten sein – jeder einzelne Wert muss schließlich kontinuierlich beobachtet werden. Und: Eine Altersvorsorge sollte zum geplanten Rentenbeginn sicher zur Verfügung stehen. Diese Planbarkeit ist bei Einzelaktien nicht gegeben.
Aktienfonds: Wer trotzdem die Renditechancen der Aktienmärkte nutzen möchte, kann dafür Aktienfonds nutzen. Diese Fonds verteilen das Anlegerkapital auf mehrere Aktien, was das Risiko entsprechend verteilt und dadurch senkt, zumal die Fondsmanager versuchen, verlustreiche Unternehmen zu meiden. Mit den normalen Schwankungen der Börsenkurse müssen Anleger zwar rechnen, trotzdem gelten Aktienfonds als Weg, gezielt Vermögen aufzubauen – zum Beispiel über regelmäßige Sparpläne, für die bei einigen Aktienfonds auch die vermögenswirksamen Leistungen genutzt werden können. Das bei Einzelwerten bestehende Risiko eines Totalverlustes gibt es bei einem Aktienfonds nicht: Geht eine Kapitalgesellschaft, die einen Fonds anbietet, pleite, bleibt das Geld im Fonds vor den Gläubigern geschützt und kann an die Anleger ausgezahlt werden.
Fonds für die Photovoltaikbranche
Der Warburg Photovoltaik Global 30 Fonds (WKN A0HRE5; www.pg30.de) ist der einzige reine, aktiv gemanagte Aktienfonds für die Photovoltaikbranche, in den private Investoren ohne Mindestanlagesumme investieren können. Der Ausgabeaufschlag beträgt bis zu fünf Prozent, ein Rücknahmeabschlag wird grundsätzlich nicht erhoben. Basis des Fonds ist der von der Deutschen Börse erstellte Photovoltaik Global 30 Index, der die 30 größten und liquidesten Aktien von Unternehmen abbildet, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes im Bereich Photovoltaik generieren (siehe Seite 30). Da der Fonds aktiv gemanagt wird, vollzieht er die Indexbewegungen nicht direkt nach. Denn Ziel der Fondsgesellschaft ist, eine im Vergleich zum Index höhere Rendite zu erwirtschaften, beispielsweise durch eine vorübergehende und/oder dauerhafte Über- beziehungsweise Untergewichtung einzelner Aktien innerhalb des Fonds. Und auch wenn der Markt zurzeit insgesamt eher schwierig ist: In den vergangenen zwölf Monaten hat der Fonds tatsächlich besser abgeschnitten als der Index.
Anleihen: Die Ausgabe von sogenannten Anleihen ist für Unternehmen ein klassisches Mittel, sich Fremdkapital zu beschaffen. Während ein Investor durch den Kauf von Aktien (Mit-)Eigentümer des Unternehmens wird, sind die Inhaber von Anleihen Gläubiger. Im Unterschied zu Krediten werden Anleihen jedoch im Prinzip öffentlich begeben, so dass jedermann dem Emittenten der Anleihe sein Kapital für die Dauer der Laufzeit überlassen kann. Für den Vermögensaufbau gelten Anleihen als geeigneter Portfoliobaustein. Denn der Anleger erhält eine jährliche Verzinsung und am Ende der Laufzeit sein Kapital zurück – wenn es das Unternehmen dann noch gibt: Im Falle eines Konkurses ist das Geld verloren. Anleger sollten daher nur Anleihen von Unternehmen kaufen, denen sie dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg zutrauen. Andererseits wird das Risiko mit einem hohen Zins vergütet. Wichtig ist außerdem die Frage, ob die Anleihe an der Börse gehandelt wird, denn nur dann können eventuelle Kursschwankungen genutzt und Anteile schon während der Laufzeit verkauft werden.
Vorreiter Solarworld
Auch einige Photovoltaikunternehmen haben sich – gerade vor dem Hintergrund der sich hinziehenden Kreditklemme – in den vergangenen Monaten über Anleihen frisches Kapital beschafft. Vorreiter bei den deutschen Solarfirmen war im Januar 2010 die Solarworld AG. Diese börsengehandelte Anleihe (ISIN XS0478864225) bietet für eine Laufzeit von sieben Jahren einen jährlichen Zinsschein von 6,125 Prozent. Zum Start war die 400 Millionen Euro schwere Anleihe gut doppelt überzeichnet: Viele Anleger griffen nach dieser Alternative zu Aktien aus der Solarbranche, da erste Gerüchte über eine außerplanmäßige Kürzung der EEG-Vergütung bereits für Kursschwankungen sorgten. Sicher vor solchen Schwankungen sind allerdings auch Anleihen nicht: Ihre Kurse reagieren allerdings weniger auf Börsenpsychologie, sondern vor allem auf alle Nachrichten, welche die Zahlungsfähigkeit des jeweiligen Unternehmens oder aber das allgemeine Zinsniveau betreffen.
Beteiligungen: Wer auf eigenem Dach keine Solaranlage installieren kann oder möchte, kann sich schon mit relativ geringen Investitionssummen ab etwa 2.500 Euro an sogenannten Solarfonds beteiligen, Sparpläne sind allerdings nicht möglich. Bei einem Solarfonds schließen sich Anleger zusammen, finanzieren einen Solarpark und teilen sich die Strompreiserlöse abzüglich der Kosten – Ausschüttungen sind also gewinnabhängig. Die Laufzeiten betragen in der Regel zwischen acht und 20 Jahren, da die Einspeisevergütungen meistens für diesen Zeitraum feststehen und so eine stabile Renditeprognose möglich ist.
Der Anleger wird bei dieser Investmentvariante Teileigentümer der jeweiligen Anlage – mit allen Risiken, wenn es zum Beispiel zu Schäden kommt oder die Performance der Anlage zu wünschen übrig lässt. Daher ist es wichtig, die Konstruktion des Fonds vor allem in Bezug auf Investitionsstandort, Fremdkapital finanzierung, Kosten und Prognoserechnung genau zu durchleuchten – zumal der Anteilseigner bei geschlossenen Fonds während der Laufzeit keinen Anspruch auf Rückkauf seiner Fondsanteile durch die auflegende Gesellschaft zum realen, anteiligen Wert am Fondsvermögen hat. Welche Möglichkeiten zum vorzeitigen Verkauf von Fondsanteilen bestehen, sollte man vor der Zeichnung daher genau prüfen. Auch die Renditeversprechungen sollten nachgerechnet werden. Denn im Gegensatz zum Beispiel zu einer Anleihe, wo am Ende der Laufzeit das eingesetzte Kapital zurückgezahlt wird, steht am Schluss einer Solarpark-Beteiligung eine viele Jahre alte – und wahrscheinlich bis dahin technisch überholte – Anlage mit ungewissem Restwert auf dem Gelände und in den Büchern. Und angesichts der langen Laufzeit spielt auch das Thema Inflation eine nicht zu unterschätzende Rolle. Länder wie Frankreich und Großbritannien beispielsweise zahlen eine Einspeisevergütung, die an die Inflationsrate gekoppelt ist.
Höhere Rendite bedeutet höheres Risiko
Neben dieser klassischen Beteiligungsmöglichkeit mit geschlossenen Solarfonds können sich Anleger auch an Fonds beteiligen, die Solarparks projektieren und diese zum Beispiel nach Fertigstellung schlüsselfertig verkaufen. Diese Fonds laufen in der Regel etwa drei bis fünf Jahre und versprechen deutlich höhere Renditen als konservative Solarfonds. Diese höheren Renditen sind aber auch mit höheren Risiken verbunden. Zwar sind während der Projektentwicklung die Gewinnmargen am höchsten. In dieser Zeit gibt es aber auch mehr Risiken, zum Beispiel nicht erteilte oder widerrufene Genehmigungen oder steigende Materialkosten. Und wie bei den klassischen Solarfonds ist auch hier ein Verkauf der Anteile während der Laufzeit nicht ohne weiteres möglich.
Seit einigen Monaten sind jetzt auch erste offene Solarfonds auf dem Markt. Die Vermögensberatung Gecam aus Wangen im Allgäu machte den Anfang und stellte kürzlich mit dem Luxcara einen ersten offenen Fonds vor, der in Photovoltaikanlagen investiert. Das Konstrukt ist ein Spezialfonds nach luxemburgischem Recht, an dem sich Anleger allerdings erst ab einer Mindestanlage von 125.000 Euro beteiligen können. Die angepeilten Ausschüttungen liegen bei jährlich rund sechs Prozent. Das entspricht etwa der Hälfte der Erträge im Fonds; das einbehaltene Geld soll die Liquidität sichern und Folgeinvestitionen in neue Solarparks ermöglichen. Das Düsseldorfer Emissionshaus Voigt & Collegen sowie Myagent Asset Management aus Unterhaching arbeiten an ähnlichen Konzepten.
Mezzanine-Kapital: In der Architektur steht das Wort Mezzanin für ein Zwischengeschoss, auf dem Kapitalmarkt beschreibt es Finanzierungsarten, die eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellen. Abstrakt formuliert stellt der Anleger dem Emittenten für eine Investition ein nachrangiges Darlehen zur Verfügung. Dafür erhält er in der Regel keinerlei Sicherheiten; die Bonität der Emittenten ist für die Rückzahlung von entscheidender Bedeutung. Während der Laufzeit ist außerdem in vielen Fällen kein Ausstieg möglich. Angesichts der relativ hohen Risikoklassen für Mezzanine-Investments sind sie für einen regelmäßigen Vermögensaufbau eher nicht zu empfehlen; für risikobereite Anleger ist die Variante jedoch eventuell interessant, da hohe Renditen möglich sind.
Eine Spielart von Mezzanine-Kapital sind Genussrechte. Die Umweltbank beispielsweise hat seit 2008 das Genussrecht „Meridian Solarportfolio“ der Suhler Meridian Solarinvest GmbH & Co. KG im Angebot, mit dem sich private Anleger an der Finanzierung von acht Aufdach-Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 10,2 Megawatt und der Entwicklung weiterer Standorte beteiligen können. Die Genussrechte, die bei Bedarf über die Umweltbank handelbar sind, haben eine Laufzeit bis 2018 und einen Festzins von 5,95 Prozent, der allerdings erfolgsabhängig ist, also eventuell ausbleibt. Die tatsächliche Rendite hängt außerdem vom Ausgabekurs der Genussrechte ab, der zu Beginn 100,86 Prozent betrug (Kurs plus Stückzins) und aktuell bei 103,62 Prozent liegt.
Zertifikate: Zertifikate sind sowohl auf den Photovoltaik Global 30 Index der Deutschen Börse als auch auf Einzelaktien verfügbar. Der Anleger sollte sich den Emittenten eines Zertifikates – in der Regel eine Bank – genau ansehen, da ein Zertifikat rechtlich eine Inhaberschuldverschreibung darstellt und im Pleitefall nichts mehr wert ist. Die Kursentwicklung des Zertifikats verläuft analog zum Basis-Index oder -Aktienkurs, der Ein- und Ausstieg ist jederzeit über die Börse möglich. Indexzertifikate gelten wegen ihrer breiten Streuung als geeignet für den Vermögensaufbau, Investitionen in Zertifikate auf Einzelaktien sind jedoch ebenso schlecht planbar wie Investitionen in die Aktien selbst. Das Zertifikat auf den Photovoltaik Global 30 Index (WKN AA4PG3) stammt aus dem Hause ABN Amro (siehe Seite 30). Das Papier vollzieht die Kursbewegungen des Index eins zu eins nach, Anleger können also breit gestreut und ohne Laufzeitbegrenzung in die 30 wichtigsten Branchenvertreter weltweit investieren – konjunkturelle und branchenabhängige Schwankungen inklusive.
Fazit: Garantien für den Erfolg eines Investments gibt es natürlich für keine dieser Varianten. Aber alle sind – immer abhängig vom individuellen Risikoprofil – für Anleger geeignet, die vom langfristigen Erfolg der Solarbranche überzeugt sind. Und: Da die in den kommenden Jahren erwartete Netzparität der Photovoltaik zum Durchbruch verhelfen und so zu einer enormen Dynamik im Markt führen soll, könnte es eine gute Idee sein, vor dem Erreichen der Netzparität in die Branche zu investieren.