Befragt wurden für die Studie über 100 Cleantech-Unternehmen aus der Branche der erneuerbaren Energien mit Hauptsitz in Deutschland, die meisten davon Solarfirmen (39 Prozent). Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen fünf und 2.000 beteiligten sich an der Marktstudie, darunter Modul- und Zellhersteller wie Schott, Ersol, Signet Solar, Zulieferer wie Roth & Rau oder Großhändler wie Franken Solar.
Gefragt nach der Einschätzung der eigenen Marktchancen, zeigten sich die Solarfirmen noch optimistischer als der Rest der Branche. 61 Prozent bewerten die Entwicklung ihres Unternehmens und ihres Marktes in den nächsten drei Jahren als „sehr gut“, 39 Prozent als „gut“. Bei der Entwicklung ihrer Finanzsituation liegen sie allerdings eher im hinteren Feld der Regenerativen-Branche: 59 Prozent der Solarunternehmen geben an, dass ihre jetzige finanzielle Situation „besser“ oder „viel besser“ sei als vor drei Jahren. Dagegen bejahten 74 Prozent der Geothermie-Firmen und 74 Prozent der Wasserkraft-Unternehmen diese Frage.
80 Prozent stellen ein
Um den Wachstumskurs zu schultern, wollen neun von zehn Unternehmen ihr Personal in den kommenden drei Jahren aufstocken. Insbesondere Windenergie- und Solarfirmen planen, ihre Mitarbei terzahl stark zu erhöhen, teilweise sogar zu verdoppeln. Die Beschäftigungsimpulse gehen dabei sowohl von großen als auch von kleineren Unternehmen aus. „80 Prozent der befragten Firmen, die heute höchstens zehn Mitarbeiter haben, wollen ihre Belegschaft vergrößern, 20 Prozent davon verdoppeln“, sagt Dimitrij Naumov, der stellvertretende Direktor von Maisberger Whiteoaks und Koordinator der Studie.
Die gesamte Erneuerbare-Energien-Branche setzt auf Innovation. 57 Prozent wollen zusätzliche Marktanteile durch die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen gewinnen. Ein Fünftel will in neue Bereiche und zusätzliche Serviceangebote expandieren.
Solarfirmen liegen bei der Innovation des Produktportfolios besonders gut im Rennen: 97 Prozent von ihnen wollen Marktanteile durch die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen gewinnen.
Heimatmarkt schrumpft
Deutschland und Europa sind für die Solarunternehmen ebenso wie für die gesamte Branche derzeit die wichtigsten Absatzmärkte. Bei der europäischen Präsenz hinken die Solarfirmen allerdings der Windbranche und den Brennstoffzellenherstellern deutlich hinterher. Letztere sind jetzt schon am stärksten global ausgerichtet. Auch Asien haben deutsche Solarunternehmen derzeit noch weniger im Fokus als beispielsweise Windkraft-Firmen. Dafür ist die deutsche Solarbranche auf dem US-Markt besonders aktiv, jedes dritte Unternehmen ist hier vertreten. Auch in Afrika und Australien sind die Solarunternehmen aus Deutschland – neben den Brennstoffzellenherstellern – stärker präsent als der Rest der Branche.
Rund zwei Drittel der Solarfirmen wollen ebenso wie die meisten anderen Erneuerbare-Energien-Unternehmen ihre globale Präsenz in den kommenden drei Jahren weiter verstärken. Hierbei nimmt die Bedeutung des deutschen Marktes vor allem für die Solarbranche rapide ab: Nur noch jedes sechste Unternehmen hat den Heimatmarkt im Fokus. Umso wichtiger werden künftig der europäische Markt sowie Asien.
36 Prozent der Unternehmen setzen im Ausland auf Joint Ventures mit lokalen Firmen, 31 Prozent auf neue Produktions- und Entwicklungsstandorte und jedes dritte Unternehmen der Solar branche möchte neue ausländische Vertriebsniederlassungen gründen. Die meisten befragten Firmen geben an, auch in Zukunft ohne Fusionen und Zukäufe überlebensfähig zu sein, dies gilt auch für die Solarbranche. Entsprechend moderat ist das Interesse an Zu- oder Verkäufen. Ein etwas anderes Bild ergibt sich bei den größeren Unternehmen über 100 Mitar beitern, wo immerhin 48 Prozent Unternehmenszukäufe in Erwägung ziehen. „Ein weiterer Beleg dafür, dass in den nächsten Jahren mit einer beginnenden Konsolidierung im oberen Segment des Cleantech-Marktes zu rechnen ist“, kommentiert Studienkoordinator Naumov dieses Umfrageergebnis. Das geringere Interesse kleinerer Unternehmen an Zu- und Verkäufen weise darauf hin, dass eine Reihe von erfolgreichen Geschäftsmodellen existiere, die nicht auf technologische oder vertriebliche Skaleneffekte angewiesen seien. Zudem böten anscheinend staatliche Förderprogramme den kleinen Unternehmen derzeit noch ausreichend unternehmerischen Spielraum, so dass sie den einsetzenden Druck noch nicht spürten.
Hoher Kapitalbedarf
Zwei Drittel der Unternehmen sehen für die nächsten drei Jahre einen hohen Kapitalbedarf. Investitionen in Forschung und Entwicklung, neue Mitarbeiter und Standorte sind dabei wesentliche Gründe. Die Firmen setzen hauptsächlich auf klassisch mittelständische Finanzierungsinstrumente wie Innenfinanzierung (58 Prozent) und Bankkredite (23 Prozent). In der Solarbranche ist die Bedeutung der Kreditfinanzierung noch größer, jedes dritte Solarunternehmen finanziert sein Wachstum über Kredite der Banken. Studienkoordinator Naumov sieht in der Fokussierung auf diese beiden Finanzierungsformen Gefahren: „Angesichts der sich abzeichnenden Kreditknappheit an den Finanzmärkten steigen die Kosten und die Innenfinanzierung führt zur Senkung der in Deutschland ohnehin niedrigen Eigenkapitalquote.“ Deshalb sei das relativ geringe Interesse an alternativen Finanzierungsformen überraschend. Denn nur durchschnittlich 22 Prozent der befragten Cleantech-Firmen wollen ihren Investitionsbedarf über Privatinvestoren oder neue Gesellschafter decken, elf Prozent über den Kapitalmarkt und vier Prozent über einen Börsengang (IPO). „Während ein IPO eine bestimmte kritische Größe voraussetzt, ist die Aufnahme von Privatinvestitionen gerade für kleine und junge Unternehmen in einem wachsenden Markt eine hochinteressante Option“, sagt Naumov. Durchschnittlich 55 Prozent der Befragten planen ihre Zukunft ohne substanzielle finanzielle Hilfestellungen des Staates. In der Solarbranche ist der Anteil der Firmen, die nicht auf staatliche Förderung bauen, mit 59 Prozent sogar noch etwas höher. „Dennoch ist die Abhängigkeit gerade junger und kleiner Unternehmen von staatlicher Förderung und politischen Entscheidungen bedenklich“, warnt Naumov. Einerseits unterliege die entsprechende Gesetzgebung einer durch die Unternehmen kaum beeinflussbaren Dynamik. Andererseits erlaube die Verzerrung der Marktmechanismen durch staatliche Eingriffe keine klare Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit der Cleantech-Unternehmen und der tatsächlichen Marktentwicklung.
Viele Stellen nicht besetzt
Hauptbremsklotz für das Wachstum der Cleantech-Firmen ist der Fachkräftemangel. 64 Prozent der Solarunternehmen sehen dies als Problem. Dabei ist die Situation bei größeren Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern besonders angespannt. Vor allem in der Forschung und Entwicklung (63 Prozent), dem Produktmanagement, Service und Kundenberatung (31 Prozent) sowie der Produktion und dem produktionsnahen Service (29 Prozent) können hochqualifizierte Stellen nicht besetzt werden. Gesucht werden vor allem Ingenieure. Dies wirkt sich für viele Unternehmen unmittelbar auf das Geschäftsergebnis aus: Potentiale im Vertrieb werden nicht ausgeschöpft, Aufträge können nur stockend abgewickelt werden, Innovationen werden gehemmt und Kundenaufträge müssen abgelehnt werden.