Rezession hin, Kreditkrise her, bei den Ankündigungen zur Intersolar ist davon wenig zu spüren. Es wird noch unübersichtlicher auf der nach Angaben von Veranstalter Solar Promotion größten Solar-Fachmesse. 100.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche in neun Hallen sind ein Plus von 31 Prozent. Geschäftsführer Markus Elsässer erwartet 1.300 Aussteller aus 37 Ländern und 60.000 Besucher. Er ist sich sicher, dass die Intersolar auch in der Krise zulegen wird, „trotz der Anzeichen, dass das eine oder andere Unternehmen das Budget kürzt“.
Was konkret für den Messebesucher wichtig ist, lässt sich bei dieser Größe nicht mehr allgemein sagen. Doch von den Vertretern der rund 30 Firmen, die sich die Mühe machten und sich bei den Vorgesprächen für die Presse Ende März präsentierten, ist bereits einiges Interessantes zu hören.
Für die Solarbranche beruhigend ist, dass es anscheinend weitergeht mit der Kostensenkung. Und das, obwohl schon dieses Jahr ein großer Sprung zu verzeichnen ist. „Wir hatten im letzten Jahr bei schlüsselfertigen Systemen für den Verbraucher eine Preissenkung von acht Prozent“, sagt Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft. Das ist genau so viel, wie nach den gesetzlich vorgegebenen Reduktionen der Einspeisevergütung erreicht werden muss, damit Anlagen so attraktiv sind wie im Vorjahr. Solarenergie lohnt sich immer noch und ist eine sichere Geldanlage, so die Botschaft.
So sollte es nicht nur trotz, sondern auch wegen der Krise mit der Messe weiter bergauf gehen. Denn auch dass sich der Markt rapide vom Verkäufer- zum Käufermarkt wandelt, ist ein Grund mehr, sich zu präsentieren. Wo es 2008 vielleicht noch ohne herausragende Marketingaktivitäten ging, ist jetzt der Verkauf gefragt. „Es war eine sehr schnelle Entwicklung, dass sich der Markt gedreht hat, und ich bin mir sicher, dass man das sehen wird“, sagt Elsässer. Wie, das wird eine der möglichen Überraschungen auf der Messe sein.
Neue Hallenaufteilung
Elsässer und seine Mitarbeiter haben sich bemüht, ein System in das riesige Angebot zu bringen. „In Halle A1 und A2 finden Sie die Hersteller von Zellen und Modulen, während Sie in Halle B3 mehr Systemanbieter und Großhändler finden“, sagt er. 60 bis 65 Prozent der Aussteller in Halle B4 sind dagegen reine Wechselrichteranbieter. In B5 zeigen die Aussteller Montagesysteme und alles, was dazugehört. Um den Besuch besser zu planen, verweist Elsässer auf die Internetseite. Dort können Besucher Aussteller nach diversen Kriterien suchen, nach den angebotenen Produkten, nach der Herkunft oder ob sie einen Job ausgeschrieben haben.
Ganz neu sind auf der diesjährigen Messe Halle A3 allein für Equipment für Produzenten und der Intersolar U.S. Market Pavilon auf 140 Quadratmetern in Halle B3, in der sich der Solarmarkt USA mit Ansprechpartnern amerikanischer Institutionen, Verlage und Beratungsunternehmen präsentiert. Es ist wohl nicht übertrieben, darin Trends zu sehen.
Der Solarmarkt USA verspricht dank der neuen Politik große Wachstumsraten. Die PV Group des internationalen Halbleiterverbandes Semi rechnet damit, dass dort dieses Jahr Module mit einer Nennleistung von mehr als einem Gigawatt installiert werden. „Die Rahmenbedingungen waren noch nie so positiv“, sagt Dan Martin, Executive Vice President der PV Group. Außer in der Halle können sich Interessierte auf der Konferenz Solar Gigawatts for North America, die am 28. Mai stattfindet, zu Marketing, Vertrieb, Finanzierung, Planung und Installation informieren.
Was die Produktionstechnologie betrifft, hat es auf der Besucherseite laut Elsässer das Interesse schon immer gegeben. Jetzt gibt es dafür eine eigene Halle, „da die Semi PV Group diesen Bereich auf der Halbleitermesse Semicon zugunsten der Intersolar aufgegeben hat und mit uns kooperiert.“ Die Produktionstechnik hat auch eine eigene Konferenz, die SMET Advanced PV Technology Conference vom 27. bis 29. Mai (siehe Artikel Seite 70). Ein wichtiges Ziel der Anbieter wird sein, zur Kostensenkung beizutragen.
Der Laie mag sich wundern, wo überall noch Potenzial vorhanden ist. Zum Beispiel bei den Anschlussdosen, die Modulhersteller in einem der letzten Arbeitsschritte auf die Module montieren und die die Schnittstelle zur Verkabelung durch den Installateur bilden. Die Firmen Huber + Suhner und Molex präsentieren jeweils ein Modell, das sich nach ihren Angaben automatisch montieren lässt. Bisher würde das in der Branche noch meistens per Hand geschehen. Das bestätigt auch Modulhersteller Solon, der bereits mit automatischen Lösungen experimentiert.
Viel versprechende Neuheiten
Aber nicht nur in der Herstellung, auch für Montage und Betrieb gibt es viel versprechende Neuigkeiten. Voran der Solarmagic von National Semiconductor. Das ist eine Mischung aus Modulwechselrichter und Bypassdiode. Der Hersteller verspricht große Effizienzgewinne bei teilverschatteten Anlagen und möchte Module gerne standardmäßig mit dem Zusatzbauteil ausgestattet sehen (siehe Artikel Seite 96). Bei Wechselrichtern zeichnet sich zwar nicht die große Revolution ab, aber mehr und mehr Hersteller melden Modelle, die mit der neuen Mittelspannungsrichtlinie konform sind (siehe photovoltaik02/09). Das ist auch nötig, denn die Übergangsfrist läuft bereits im Sommer 2010 aus.
Auch in der Montage geht es um Kosten: Einfachere Montage verkürzt die Zeit, die Handwerker benötigen. Das kann dadurch geschehen, dass das Klixx-Montagesystem von Soltech, das schon letztes Jahr bestaunt werden konnte und nach Herstellerangaben die Montagezeit auf die Hälfte verkürzt, dieses Jahr wirklich nur noch geklickt werden muss. Auf dem Flachdach wird es auch einfacher, da weitere Systeme dazukommen, die dank ausgetüftelter Aerodynamik ohne eine geschraubte Verankerung und ohne großen Ballast dem Wind standhalten. Nach Ansicht von Jochen Schnabel vom Systemhaus Frankensolar können die Systeme auch durch weitere Kooperationen einfacher und besser werden, da so Know-how zusammengeführt werde. Frankensolar kooperiert dazu mit Wagner Solar, verzichtet auf sein eigenes eingeführtes Montagesystem und bringt es in das Tric F des Kooperationspartners mit ein. Das gibt es dadurch für mehr Dachtypen als bisher.
Ein Trend ist sicher im Dienstleistungssektor zu sehen. Für das Systemhaus Hawi steht beispielsweise im Vordergrund, sich von Wettbewerbern abzuheben. Das umfasst zum Beispiel Schulungen für Installateure und Beratungen zu Versicherungen und Finanzierungen, die es dem Anlagenplaner leichter machen sollen, den Endkunden zu überzeugen. Aber nicht nur Systemhäuser setzen auf Dienstleistung. Der VDE bietet Kurzprüfungen zur Zertifizierung von Modulen an, wenn Fertigungslinien erweitert werden. Und pvXchange wirbt mit einer neuen Datenbank, die über 5.000 Produkte aus der PV-Branche enthält.
Trotz der Wirtschaftskrise gibt es einige Firmen, die erstmals auf der Intersolar vertreten sind. Darunter die Masdar PV mit Dünnschichtmodulen aus Thüringen, Ascent Solar aus den USA mit flexiblen CIGS-Dünnschichtmodulen oder die Modulhersteller Auria Solar aus Taiwan, Heliosphera aus Griechenland, Hyundai Heavy Industries aus Korea sowie die indische Indsolar. Aus Australien kommt die BT Imaging, die Fehlererkennungssysteme für die Modulproduktion präsentieren wird, aus Spanien Ades mit Solartrackern und aus Deutschland 4 Jet Sales mit Lasersystemen für die Dünnschichtproduktion.
Welche Produkte am Schluss wirklich neu und innovativ sind, wird sich jedoch am 27. Mai zeigen. Dann werden am Stand B3.150 die zehn Gewinner des Intersolar Awards für Photovoltaik ausgezeichnet. Letztes Jahr haben eine Monitoringlösung für Solarkraftwerke, eine Technologie zur Datenübertragung und eine Unterkonstruktion gewonnen. Themen, die dieses Jahr aktuell sein sollten.