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Die Regierung bremst

Die Tagung Anfang März in Bad Staffelstein ist traditionell das erste große Branchentreffen im Jahr, bei dem sich der Zustand und die Stimmung der Branche zeigen. Die letzten Jahre standen immer unter der Diskussion um das EEG. Auch dieses Jahr sollte sich die Tagung in dieser Hinsicht treu bleiben.

Die erste Botschaft in Staffelstein könnte dabei ein gute sein. „Wir liegen über der Zielgerade“, sagte Karin Freier, Leiterin des Referats Solarenergie, Biomasse, Geothermie im Bundesumweltministerium zu dem Ausbau der Erneuerbaren. Doch die zweite heißt: „De facto soll der Ausbau verringert werden.“ Bis zum Jahr 2020 ist das Mindestziel der Bundesregierung ein 35-Prozent-Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung. Bei gleichbleibendem Tempo wird es laut Freier, die den Eröffnungsvortrag hielt, bereits 2016 erreicht. Darum solle der Ausbau nun gebremst werden.

Daher erläutert sie auch noch einmal Altmaiers Strompreisbremse. Die EEG-Umlage würde nächstes Jahr schon allein wegen der Effekte an der Strombörse und des derzeitigen Strommarktdesigns steigen. Deshalb habe sich die Regierung zu den Vorschlägen entschlossen, sagt sie. Freier bewertet sie so, dass Photovoltaik von der Bremse weitgehend ausgenommen sei. Sie beträfe nur Photovoltaikanlagen größer 150 Kilowattpeak, die zur Direktvermarktung gezwungen werden sollen, und Bestandsanlagen, deren Betreiber ein Jahr auf 1,5 Prozent der Vergütung verzichten sollen. Sie betont allerdings auch, dass das nur Vorschläge seien und keine Beschlüsse. Die Entscheidung zur Strompreisbremse werde auf dem Energiegipfel am 21. März im Kanzleramt fallen (siehe Kasten nächste Seite).

Sie stellte auch die Frage, welche Perspektive Photovoltaik momentan habe. Leitstudie, Netzentwicklungsplan und EU-Aktionsplan ergäben ein einheitliches Bild. 53 Gigawatt seien bis 2020 möglich. Jetzt seien 32 Gigawatt installiert. Da sei ja noch Luft, sagt Freier. Wenn der 52-Gigawatt-Deckel erreicht sei, dann müsse man weitersehen. Eine der Fragen für eine weitreichende EEG-Reform sei auch, was dann noch adäquate Fördermechanismen seien. Die Entscheidung über die Reform stehe in der nächsten Legislaturperiode auf dem Programm.

Speicher zur Flexibilisierung

Außer Strompreisbremse und langfristiger Reform des EEG sieht Freier als dritten wichtigen Punkt, dass die Finanzierungsgrundlage für den Energie- und Klimafonds geklärt wird. „Kurzfristig ist es wichtig, dass wir den Fonds zum Laufen bekommen.“ Aufgrund des nicht funktionierenden Emissionshandels seien derzeit keine Förderungen möglich, erklärt sie. Zum Beispiel hängt daran die Finanzierung der Speicherförderung. Sie begründete nochmals, dass damit „Flexibilisierungsoptionen“ geschaffen würden. So sei zwar die Rolle verschiedener Speichersysteme im zukünftigen Stromnetz noch nicht geklärt, aber diese Optionen müssten jetzt entwickelt werden. Sie hofft, dass die Bundesländer die Bundeskanzlerin auf dem Energiegipfel daran erinnern.

Einen leichten Stand hat Freier bei dem Symposium schon seit Jahren nicht mehr. „Ich komme jedes Jahr nach Staffelstein, obwohl ich weiß, dass ich unisono Gegenwind bekomme. Ich stelle mich der Diskussion und rede auch gerne mit der Branche“, sagte sie.

BSW-Solar will fünf Gigawatt

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar), sieht auf der Arbeitsebene des Umweltministeriums durchaus einen „konstruktiven Dialog“. Aber die Leitungsebene würde oft ohne fachlichen Hintergrund entscheiden, häufig getrieben von der FDP. Beispielsweise sei zwar im Umweltministerium angekommen, so berichtet Körnig in seinem Vortrag, dass der zukünftige Photovoltaikausbau kein großer Faktor für Strompreissteigerungen mehr sei, aber noch nicht bei anderen Entscheidungsträgern.

Er plädiert dafür, die Degressionsregelungen bei der Solarförderung so anzupassen, dass ein Zubau von fünf Gigawatt pro Jahr erreicht werde. Die große Herausforderung für die Zukunft sieht auch er bei einem neuen Strommarktdesign. Solange es keine vernünftige Lösung gebe, müsse man am EEG festhalten.

Auch in Bad Staffelstein zeigte sich der Umbruch, in dem die Branche gerade ist.Er bekomme ihn zu spüren, sagte Bernd Porzelius vom Veranstalter Otti. Die Besucherzahlen seien rückläufig. Das Symposium sei nicht ganz ausgebucht. Allerdings habe es nur noch zehn Restplätze gegeben. Von der Internationalisierung der Branche ist bei der Veranstaltung nichts zu sehen. Lediglich neun Prozent der Besucher kommen laut Otti aus dem Ausland, davon viele aus den deutschsprachigen Nachbarländern. Insgesamt war der Veranstalter mit den Zahlen aber zufrieden.

Energiegipfel: Altmaier ausgebremst

Kurz vor Drucklegung der photovoltaik am 21. März sollten Bundeskanzlerin Angela Merkel und die 16 Ministerpräsidenten der Länder auf dem Energiegipfel in Berlin ursprünglich die Änderungen im EEG abschließend beraten und den Gesetzentwurf finalisieren. Doch es kam anders. Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete nach dem Treffen, es werde keine Kürzungen für EEG-Bestandsanlagen geben. Sie ließ auch offen, ob die von Umweltminister Peter Altmaier und Wirtschaftsminister Philipp Rösler vorgeschlagenen Maßnahmen für eine Strompreisbremse noch vor der Bundestagswahl beschlossen werden. Sie beauftragte ihren Kanzleramtsminister Ronald Pofalla mit weiteren Verhandlungen mit den Ländern. Faktisch nahm sie dem verantwortlichen Umweltminister damit das Heft des Handelns aus der Hand. Im Mai soll es nun ein erneutes Treffen zwischen Bund und Ländern geben. Bis dahin solle geprüft werden, welche Einsparmöglichkeiten bei den energieintensiven Unternehmen bestehen und auch bei neuen EEG-Anlagen. Letzteres betrifft vor allem Windkraftanlagen, da im Photovoltaikbereich in der Vergangenheit bereits stark gekürzt wurde, wie Merkel nach dem Energiegipfel sagt. Die von den rot-grün geführten Bundesländern geforderte Kürzung der Stromsteuer scheint auch noch nicht komplett vom Tisch zu sein. Allerdings signalisierte der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bereits im Vorfeld des Energiegipfels Widerstand. Insgesamt zeigten sich die Ministerpräsidenten mit dem Ausgang des Energiegipfels zufrieden. Der Landeschef aus Schleswig-Holstein, Torsten Albig, begrüßte das klare Bekenntnis von Merkel. Die Zusage, keine rückwirkenden Kürzungen für EEG-Bestandsanlagen zuzulassen, sei besonders wichtig für die Betreiber der vielen bereits installierten Photovoltaikanlagen in Deutschland. Einigkeit bestand bei Merkel und den Länderchefs aber darüber, dass eine grundlegende Reform des EEG nach der Bundestagswahl im Herbst angegangen werden muss.

Innovationspreise 2013

Zum zwölften Mal hat eine Jury des Otti-Symposiums „Photovoltaische Solarenergie“ die besten Innovationen des Jahres ausgezeichnet. 19 Bewerbungen waren 2013 eingegangen, mehr als in den letzten Jahren. Sie kamen unter anderem aus den Bereichen Wechselrichter, Batteriesysteme, Systemkomponenten und Dienstleistungen. „Die Bewerbungen waren in diesem Jahr insgesamt sehr gut“, sagte Heribert Schmidt, Senior Scientist für elektrische Energiesysteme am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, bei der Preisverleihung.
Wie in jedem Jahr wurden auch diesmal drei Produkte mit Preisen ausgezeichnet. Den ersten Platz belegt in diesem Jahr ein Photovoltaik-Gesamtsystem für die Gebäudeintegration der Firma Galaxy Energy. Dabei handelt es sich um ein Energiekonzept speziell für Industriegebäude mit durchdachten konstruktiven Details. Das System führt die in den Photovoltaikmodulen entstehende Wärme ab und speichert sie in einem saisonalen Langzeit-Wärmespeicher. Durch die Kühlung der Module erhöht sich zum einen die Moduleffizienz, zum anderen wird auch die Wärme genutzt, was den Wirkungsgrad des Gesamtsystems noch weiter erhöht.
Der zweite Platz geht an das Anschlusssystem Sunclix mini dc von Phoenix Contact. „Was mich überzeugt hat, ist, dass es sich dabei um ein komplettes Anschlusssystem inklusive Anschlussdosen und Steckverbindern handelt“, sagt Schmidt vom Fraunhofer ISE. Zudem sei das System für den Installateur werkzeuglos montierbar und mit einem kompakten Elf-Millimeter-Stecker auch platzsparend.
Auf Platz Nummer drei landete der Wechselrichter 020k-Sci des Herstellers Refusol. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit dem exzellenten Wirkungsgrad des Wechselrichters, der unter anderem auf die im Gerät verwendeten Transistoren aus Siliziumkarbid zurückzuführen ist. Außerdem habe der Wechselrichter einen großen Eingangsspannungsbereich und sei bis zu einer Höhe von 4.000 Metern einsetzbar. Bei anderen Wechselrichtern gelten etwa 2.000 Meter als normal.

Michael Fuhs

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