Der Bundesverband der Solarwirtschaft (BSW-Solar) meldete zudem, dass im Gesamtjahr 2016 rund 1,52 Gigawatt neu installiert wurden. Auch die Zahl der neu installierten Anlagen zeigte nach oben. Das ist wichtig, denn offenbar kommt der Zubau nicht aus wenigen Großanlagen, sondern folgt einem positiven Trend in allen Marktsegmenten: bei den privaten Kleinanlagen, im Gewerbe und bei Megawattparks auf der Brache.
Die Sonnenfinsternis ist vorbei
Das sind gute Nachrichten, zweifellos. „Sonnenfinsternis vorüber!“ und „Talsohle durchschritten!“ jubelt der Verband. Wollen wir doch mal ein Ziel für 2017 ausgeben: Mindestens zwei Gigawatt wären die rechte Antwort auf die Widerstände aus der Politik, die uns das Leben schwergemacht haben. Im Wahljahr dürfte sich auf der politischen Bühne kaum etwas bewegen, was beinahe schon wieder eine gute Nachricht ist. Lasst den Markt nur machen, dann kommt die Photovoltaik in neuen Schwung.
Genau dies steckt hinter den nüchternen Zahlen: Der Preisverfall bei den Solarmodulen und bei den Stromspeichern befeuert den Zubau, da spielt die Einspeisevergütung kaum noch eine Rolle. Das ökonomische Modell „Energiekosten sparen“ hat sich gegen die Netzeinspeisung durchgesetzt und seine Robustheit bewiesen.
Alle Indikatoren zeigen in die richtige Richtung
Nun zeigen alle Indikatoren in die richtige Richtung – aus Sicht der Solarbranche. Das kann man sogar öffentlich lesen und hören. Der erzkonservative Kohle- und Atomclub der deutschen Elektrizitätswirtschaft, BDEW genannt, hat vor einer Woche erstmals gefordert, die Hemmnisse für die Photovoltaik abzubauen. Da musste man sich die Augen reiben: Ja, ist denn das möglich? Und in Brüssel ringen die Mitgliedsstaaten der EU hinter den Kulissen eifrig darum, die Mindestimportzölle für chinesische Solarmodule abzuschaffen.
Das freilich ist ein schwaches Rückzugsgefecht, denn der Markt hat die Strafzölle längst beerdigt. Selbst deutsche Modulhersteller bieten ihre Ware mittlerweile deutlich unter den Mindestpreisen an, haben ihre Hausaufgaben gemacht. Und was die klassische Energiewirtschaft betrifft: Sie kapiert langsam, dass es ohne Photovoltaik, ohne Zugriff auf die Dächer potenzieller Stromkunden, faktisch überhaupt kein Geschäft mehr in der Strombranche gibt.
Nicht einmal in den Ballungszentren lassen sich die Leute noch übers Ohr hauen, zahlen die überhöhten Strompreise ohne zu murren: Die Zahl der Mieterstromprojekte hat sich binnen weniger Monate vervierfacht. Auch wenn die EEG-Umlage dieses Geschäftsmodell derzeit noch erschwert, so ist sein Erfolg bereits abzusehen. Spätestens die nächste Bundesregierung wird sich der Sache annehmen müssen, um die solare Energiewende in die Städte zu tragen.
Lethargie bis zur Wahl
Bis zur Bundestagswahl ist aus Berlin freilich wenig zu erwarten. Sigmar Gabriels verschlagene Rochade an der SPD-Spitze muss sich bei der Wahl erst noch auszahlen. Warten wir es ab, ob es eine Neuauflage der Großen Koalition geben wird. Bis zum Wahltag wird Frau Zypries das Bundeswirtschaftsministerium lediglich verwalten, diese Funktionärin fiel bislang in keinem Ressort durch kluge Ideen oder gar Reformen auf. Brav übernimmt sie das Amt, für das sie wenig Befähigung oder Referenzen mitbringt. Zwar war sie Justizministerin und parlamentarische Staatssekretärin unter Gabriel im Bundeswirtschaftsministerium. Doch von Energie oder gar erneuerbaren Energien hat sie wenig Ahnung. Zumindest fiel sie bei diesen Themen bislang nicht wirklich auf. Wollen wir hoffen, dass Herr Gabriel nach der Wahl endgültig in der politischen Versenkung verschwindet. Alles Weitere steht in den Sternen – oder besser gesagt: liegt in den Wahlurnen der deutschen Wähler verborgen.
Ökonomische Regeln bestimmen den Markt
Tatsache ist: Die Photovoltaik hat den Energiemarkt auf die Füße gestellt. Jetzt wirken ökonomische Spielregeln. Politische Vorgaben spielen eine immer geringere Rolle, sie sind ein Auslaufmodell. Niemand kann gegen die Märkte regieren, erst recht nicht im Kapitalismus. Das werden die Gabriels, die Merkels und die Trumps dieser Welt schnell lernen.
Und wir arbeiten weiter an der solaren Energiewende. 2016 war das Jahr dieser Wende, das hat der globale Zubau auf mehr als 300 Gigawatt gezeigt. Auch wenn die Netzeinspeisung in einigen Märkten noch dominiert, so wird der weitere Zubau vor allem durch Systeme zum Eigenverbrauch getrieben.
Möglicherweise wird der Zubau in Deutschland in diesem Jahr bereits an die Grenzen der verfügbaren Installationskapazitäten stoßen. Die Handwerker sind gewarnt, viele mussten nach den Boomjahren 2011 und 2012 das Handtuch werfen. Wenn sich Photovoltaik wieder lohnt – und sie lohnt sich mit Stromspeichern, Brennstoffzellen, Sektorkopplung und Elektromobilität – werden viele Installationsbetriebe ins Solargeschäft zurückkehren. Die Stunde der Installateure – sie schlägt jetzt.