Photovoltaik gilt in der Öffentlichkeit immer noch als teuerste Energie. Macht Sie das besorgt?
Ja, wir haben hier ein Problem in der öffentlichen Diskussion, sie übersieht eine wichtige Tatsache: Die Photovoltaik ist mit Abstand die Technik mit der schnellsten jährlichen Preissenkungsrate. In den letzten fünf Jahren haben die Kosten sich halbiert. Ich glaube, keine der anderen Technologien kann das von sich behaupten. Insofern hat die Photovoltaik sich genau so verhalten, wie wir das vor vier Jahren vorhergesagt haben, und bisher gibt es nicht die geringsten Anzeichen, dass sich das ändert. Heute kostet photovoltaisch erzeugter Strom in Deutschland 20 bis 23 Cent pro Kilowattstunde. In wenigen Jahren werden die Kosten auf 15 Cent oder 12 Cent und darunter gehen. Diese Zahlen dürfen Sie gerne durch zwei teilen, das ergibt dann die Kosten des durch Photovoltaik erzeugten Stroms in den sonnenreichen Ländern wie zum Beispiel in Nordafrika.
Der Umweltrat der Bundesregierung sieht das weniger positiv. Er hat detailliert Szenarien für das Jahr 2050 durchgerechnet und kommt zu dem Schluss, dass Strom aus Photovoltaikanlagen auch dann noch doppelt so viel kosten wird der Strom aus Offshore-Windkraftanlagen. Was halten Sie davon?
Das ist absolut unsinnig. Die Annahmen, die die Sachverständigen treffen, sind nicht nachzuvollziehen. Die Lernkurve der Photovoltaik fällt seit 1980 mit einer Steigung von 80 Prozent. Das heißt, die Kosten gehen um 20 Prozent herunter für jede Verdoppelung der installierten Menge. In dieser Studie wurde einfach angenommen, dass sich das jetzt plötzlich verändert und der Preis nicht mehr weiter in dieser Art und Weise fällt. Wir haben aber keinerlei Anzeichen auf dem Weltmarkt, dass dies der Fall ist. Ganz im Gegenteil: Im Moment stöhnen die Photovoltaikhersteller über die rapide weiter sinkenden Preise.
Wie viel Zubau ist denn notwendig, damit die Kosten für Strom aus Photovoltaik auf die von Ihnen genannten zwölf Cent fallen?
Die entscheidende Größe ist nicht der Zubau in Deutschland, sondern der globale Zubau. Die Lernkurve der PV-Preise zeigt dass sich der Preis im Vergleich zu heute auf etwa zwölf Cent pro Kilowattstunde halbieren wird, wenn die global installierte Kapazität 120 Gigawatt erreicht. Wir haben im Jahr 2010 erlebt, dass sich die global installierte Menge innerhalb eines Jahres fast verdoppelt hatte. Bis Ende 2009 waren global etwa 20 Gigawatt installiert, und 2010 sind alleine 17 Gigawatt dazugekommen. Jetzt hängt es davon ab, wie rasch der globale Zubau weitergeht. Wir haben sehr positive Anzeichen aus allen Ländern, also nicht nur aus Europa, sondern auch aus den USA, aus China, Indien, Südostasien, Australien, und sogar aus Afrika und Südamerika. Wenn der Zubau auch nur auf diesem Niveau weitergeht, erreichen wir die zwölf Cent in bereits fünf Jahren, wenn er sich weiter beschleunigt sogar noch eher.
Wäre es dann nicht besser für Deutschland, wie vom Umweltrat vorgeschlagen ein paar Jahre zu warten, bis die Kosten gefallen sind, und dann weiter zu installieren?
Nein, das wäre ein sehr gefährliches politisches Zeichen. Es würde dem Rest der Welt zeigen, dass das Land, das bisher der Vorreiter war, nicht mehr an seine eigene Technologie glaubt. Das würde diese gerade erwähnten sehr positiven Entwicklungen sicherlich gefährden. Dadurch dass wir jetzt mit Fukushima eine neue Situation haben, das heißt, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien schneller vonstatten gehen soll als noch vor drei Monaten erwartet, sollten wir diese Dynamik weiter nutzen.
Wie viel Photovoltaik braucht Deutschland in 20 oder 30 Jahren überhaupt?
Eine Menge von ungefähr 15 Prozent Photovoltaikstrom lässt sich problemlos einspeisen. 15 Prozent des Stromes, das entspricht einer installierten Menge von etwa 80 oder 100 Gigawatt. Heute haben wir in Deutschland 17 Gigawatt installiert, das heißt, wir haben noch einen ziemlich weiten Weg zu gehen. Diese 15-Prozent-Zahl ist das Limit, wenn wir keine weiteren Anpassungen vornehmen, Speichertechnologien nutzen undbessere europäische Vernetzung vorantreiben. Wenn wir dies noch mit einbeziehen, können wir den Anteil an Photovoltaikstrom noch einmal verdoppeln. Dann kommen wir auf eine Gesamtmenge von etwa 200 Gigawatt.
Damit verbunden ist die Frage, ob die deutsche Industrie davon profitieren kann, wenn Photovoltaik in richtig großem Maße zugebaut wird. Oder fördern wir mit der Einspeisevergütung zurzeit den Industrieaufbau in Asien?
Das sehe ich nicht ganz so. Tatsache ist, dass in Deutschland nur ungefähr zwei Gigawatt an Modul- und Zellproduktionskapazität installiert sind, während in China Fabriken für mehr als acht Gigawatt an jährlicher Produktion in Betrieb sind. Es ist also in der Tat so, dass der deutsche Anteil am Welt-Produktionsmarkt gesunken ist, während der Anteil an den Installationen immer noch bei 50 Prozent liegt. Aber wir müssen zwei Dinge berücksichtigen. Erstens: Die Photovoltaiktechnologie, die weltweit eingesetzt wird, ist wesentlich mitbestimmt von dem, was wir in Deutschland entwickelt haben. Die deutschen Anlagenbauer, die die Fabriken ausrüsten, haben einen Weltmarktanteil von weit über 50 Prozent. Das heißt, auch die Riesenfabriken in China sind wesentlich von deutschen Unternehmen mit ausgestattet worden. Der zweite Punkt ist: Das Problem in Deutschland ist nicht so sehr, dass die Gehälter höher sind als in Südostasien oder China. In einer modernen Photovoltaikproduktion beträgt der Anteil der Lohnkosten in der Produktion insgesamt weniger als zehn Prozent. Selbst wenn in China umsonst gearbeitet würde, verminderte dies die Produktionskosten um weniger als zehn Prozent. Wenn man bedenkt, was an Transportkosten erforderlich ist, dann sieht man, dass man in Deutschland absolut preiskompetitiv produzieren könnte, wenn die Hersteller nur dieselbe Art von ganz modernen Produktionsanlagen in der richtigen Größe hätten.
Was ist dann das eigentliche Problem?
Das Hauptproblem ist, dass in Deutschland und Europa Investitionskapital sehr viel schwerer zugänglich ist als in China. Wenn in China jemand eine Fabrik mit einem Gigawatt Photovoltaik-Produktionskapazität aufbauen will und er braucht dafür etwas mehr als eine Milliarde Dollar, dann ist dieses Geld aus Peking verfügbar. In Europa sind die Banken sehr zögerlich. Die haben Angst vor dem hohen Risiko. Einer der wichtigsten Faktoren, um große Produktionsstätten in Deutschland zu halten, ist der Zugang zu Kapital.
Gibt es eine Lösung dafür?
Das ist ein Thema, das über die Diskussion in Deutschland hinausgeht. Wir besprechen dies gerade in Brüssel im Rahmen der sogenannten High Level Group on Key Enabling Technologies. Das ist eine Gruppe hochrangiger Spezialisten, auch Wissenschaftler, die Empfehlungen zu dem Thema ausarbeiten, wie wir Schlüsseltechnologien in Europa behalten können.
Wer hat diese Gruppe eingesetzt?
Die Europäische Kommission, genauer: drei Kommissariate. Es gibt auch einige deutsche Mitglieder, zum Beispiel ist Professor Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, ein Mitglied dieser Gruppe. Diese Gruppe hat wiederum Arbeitsgruppen eingesetzt. Ich arbeite dort in der Arbeitsgruppe Photonik mit und jetzt auch speziell in der Arbeitsgruppe, diesich mit der Frage beschäftigt, wie wir wettbewerbsfähige Produktionsstätten in den Schlüsseltechnologien halten können. Es geht also nicht nur um die Photovoltaik, sondern auch um andere Schlüsseltechnologien, zum Beispiel die Leuchtdioden, Mikro- und Nano-Elektronik und Informationstechnologie. Überall sehen wir dasselbe Problem, dass die schlechte Verfügbarkeit von Kapital Europa stark behindert, die Produktion in Europa zu erhalten. Das ist ein wirklich ganz entscheidendes Problem, aber es ist nicht nur ein Problem der Photovoltaik.
Wie könnte sich das denn ändern?
Eine denkbare Lösung, die diskutiert wird, ähnelt dem bei den Banken im Zuge der Finanzkrise eingesetzten Mechanismus. Für die Banken konnten allein in Deutschland 480 Milliarden Euro an Kreditgarantien bereitgestellt werden. Warum kann Europa nicht 100 Milliarden Euro an Kreditgarantien zum Aufbau von wettbewerbsfähigen Produktionsstätten in Schlüsseltechnologien bereitstellen? Es geht nicht darum, diese 100 Milliarden als Zuschuss zu vergeben, sondern lediglich als Ausfallbürgschaften für diese Investitionen. Dann wären die Banken nämlich sehr gerne bereit, die nötigen Investitionen auch zur Verfügung zu stellen.
Ist das mit der deutschen Wirtschaftspolitik vereinbar?
Das ist im Moment im Stadium der Diskussion. Ich glaube, dass es ganz bestimmt Widerstände gibt von Ordnungspolitikern, die jede Art von Industriepolitik hassen. Aber man kann sich nicht gleichzeitig beklagen, dass diese Produktionsanlagen alle nach Asien abwandern, und dann den Kopf in den Sand stecken und sagen: Wir sind es nicht gewesen, und wir wollen keine Industriepolitik betreiben. Da muss man sich entscheiden, wie man die Zukunft Europas sieht. Und ich glaube, es ist ganz wichtig, dass Europa eben nicht den Weg geht, den England in den letzten Jahrzehnten gegangen ist mit einem stetigen Abbau der Industriekapazität und der Konzentration auf die Finanzmärkte. Da ist eine sehr wichtige, grundlegende politische Diskussion auch in Deutschland nötig.
Ist zu erwarten, dass der Diskussionsprozess in der EU bald beendet wird und solche Lösungen auch umgesetzt werden?
Das ist eine gute Frage. Wir haben sehr strikte Termine. Am 28. Juni will die High Level Group ihre Empfehlungen offiziellder Kommission übergeben. Wir reden also nicht über Zeiträume von einem Dreivierteljahr, sondern von wenigen Wochen. Danach soll es einen Überprüfungsprozess geben, was die Kommission mit den Empfehlungen wirklich macht und was davon umgesetzt wird.
Bekommen Sie schon Rückmeldung, was Politiker in der Kommission davon halten?
Wir sind im Dialog mit Mitarbeitern der Kommission. Das Ganze wird also nicht im luftleeren Raum gemacht. Aber wie Sie wissen, besteht Europa aus 27 Ländern. Die Interessen sind durchaus verschieden.
Wie lange ist noch Zeit, das Problem zu lösen, bevor die Modulhersteller auf Nimmerwiedersehen aus Deutschland oder Europa weg sind?
Es würde reichen, wenn wir im Jahr 2012 in dieser Hinsicht bessere Bedingungen haben. Wenn die Lösung sehr viel später käme, dann wäre der Schaden größer. Wobei ich nicht erwarte, dass dann die gesamte Produktion verschwindet, denn es gibt immer wieder interessante neue technologische Möglichkeiten, Preise zu senken und die Effizienz zu erhöhen. Es geht nur um die Frage, wie viel Anteil am Weltmarkt können wir hier in Deutschland halten.
Momentan schaffen es die Hersteller in Europa ja nicht mit ihren technologischen Entwicklungen. Wieso würde sich das ändern, wenn sie einfacher an Kapital kämen?
Das geht genau wie in der Automobilindustrie: Wenn ein Produzent 1.000 Automobile im Monat herstellt, ist das etwas anderes, als wenn er 100.000 Automobile im Monat herstellt. Er hat völlig andere Möglichkeiten, Geld einzusparen und die Materialflüsse zu optimieren. Im Prinzip muss man für eine wirklich preiskompetitive Fertigung in der Photovoltaik ungefähr ein Gigawatt an Fertigungslinien haben. Diese Größenordnung gibt es in Deutschland noch nicht. Hier gibt es Linien von 200 Megawatt, 250 oder 300 Megawatt.
Oder liegt es vielleicht daran, dass die deutschen Hersteller nicht mehr die Technologieführer sind?
Um das noch mal ganz klar zu sagen: Die Technologieführerschaft liegt bei den Anlagenherstellern. Die deutschen Anla
genhersteller stellen die weltweit wirklich modernsten und effizientesten und preisgünstigsten Produktionsanlagen her. Dabei helfen ihnen die Forschungsinstitute ganz wesentlich, wie mein Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, mit über 1.000 Mitarbeitern das größte Solarforschungsinstitut in Europa. Die hier entwickelten Produktionsanlagen werden dort aufgestellt, wo das Investkapital zur Verfügung steht. Viele Produktionsanlagen in Deutschland sind nicht im Jahre 2010 gebaut worden, sondern vorher. Und deswegen haben wir in Deutschland nicht mehr die effizientesten und preisgünstigsten Produktionsanlagen. Die deutschen Anlagenhersteller könnten übrigens nicht die Investitionen zur Entwicklung der nächsten Anlagengenerationen leisten, wenn sie nicht diese internationalen Kunden hätten. Man darf das jetzt nicht den deutschen Herstellern in die Schuhe schieben.
Oder sind asiatische Hersteller einfach risikofreudiger?
Die Hersteller wären bei uns sicher auch risikofreudiger. In Asien sind die Geldgeber, und das sind zum Großteil staatliche Geldgeber, risikofreudiger. In China können wir das beobachten. Die Regierung verordnet strategische Richtungen, wo die Industrie massiv unterstützt wird. Das ist übrigens eine Botschaft, die in unserer politischen Diskussion noch überhaupt nicht angekommen ist: Warum hat die chinesische staatsgelenkte Wirtschaft sich entschieden, so massiv auf die Photovoltaik zu setzen? Meine Antwort ist: Die haben ernsthaft erkannt, dass die Photovoltaik in Zukunft eine der preisgünstigsten Möglichkeiten sein wird, Strom herzustellen. Diese Botschaft, die die Führung in China so ganz offensichtlich erkannt hat,ist leider in gewissen politischen Kreisen bei uns in Deutschland noch nicht angekommen.
Manche politischen Kreise würden einfach sagen, die Botschaft ist falsch und China wird irgendwann für die ganzen Bürgschaften zahlen müssen.
Ich sehe es genau umgekehrt. Die politischen Kreise bei uns sind ganz massiv von sehr offensichtlichen wirtschaftlichen Interessen dominiert. Die wirtschaftlichen Interessen liegen bei den vier Großversorgern, also RWE, Vattenfall, Eon und EnBW. Die vier Großversorger spüren, dass die Entwicklung der Photovoltaik beginnt, ihr Geschäft massiv zu schädigen. Solange weniger als ein Prozent des Stroms aus der Photovoltaik eingespeist wurde, haben die sich nicht besonders um die Photovoltaik gekümmert. Es hat ihnen nicht geschadet. Aber wenn wir jetzt davon sprechen, zehn oder 15 Prozent des Stroms zu erzeugen, ist das anders. Der wird im Wesentlichen dezentral erzeugt, und jedes Kilowatt photovoltaisch erzeugten Stroms muss dann nicht mehr von einem großen Stromversorger gekauft werden. Jetzt merken sie das. Das wollen sie verhindern. Dies ist aus meiner Sicht der wahre Grund für die augenblickliche Diskussion.
Ist das auch der Grund dafür, dass gerade eine Konkurrenz zwischen angeblich teurer Photovoltaik und angeblich viel billigerer Offshore-Windkraft aufgebaut wird?
Vollkommen richtig. Denn gerade Offshore-Wind ist die eine Technik, die nach wie vor unter der Kontrolle der großen Versorger bleibt, weil man in die Offshore-Windparkshunderte von Millionen investieren muss. Deswegen versuchen sie, sowohl dezentrale Photovoltaik und auch dezentrale Onshore-Windräder zu vermeiden. Gegen die Onshore-Windräder kann man natürlich nicht so offen vorgehen, weil jeder einsieht, dass Onshore-Windkraft bedeutend billiger ist als Offshore-Windkraft, aber gegen die Photovoltaik kann man ganz zentral vorgehen, weil es eine andere Technik ist.
Sollte die Solarindustrie den Konflikt mehr thematisieren?
Ich befürchte, die großen Versorger in Deutschland, so wie sie bisher aufgestellt sind, sind lernunfähig. Ich bin persönlich sehr enttäuscht über die leitenden Menschen dort. Keines der Unternehmen hat wirklich die dezentrale Erzeugung von erneuerbarem Strom in die Hand genommen. Ein gutes Beispiel ist RWE Innogy, die sich so brüsten, jedes Jahr eine Milliarde Euro in erneuerbare Energien zu investieren. Aber das geht alles in den Offshore-Wind. Deren zweites Projekt könnte dann Desertec werden, also Solarenergie aus der Wüste. Aber das ist noch 20 Jahre weg und keine naheliegende Lösung. Ich verstehe nicht, dass keine dieser Firmen sich engagiert und zum Beispiel eine Milliarde in die Hand genommen hat, um preiskompetitive Photovoltaik herzustellen. Das ist eine eigentlich sehr spannende Möglichkeit, Geld zu verdienen, aber das ist schädlich für ihr Kerngeschäft. Deswegen bekämpfen sie lieber die Photovoltaik.
Wo könnten die Versorger denn die Milliarde investieren?
Heutzutage kann man sich mit einer Milliarde sehr intensiv einkaufen in die Photovoltaik, in die ganze Wertschöpfungskette vom Silizium bis zur Modulproduktion.
Aber auch die Atomkraftwerke hat Siemens gebaut. Warum sollte RWE jetzt die Solarmodule produzieren?
Das ist richtig. Aber ich glaube, dass statt der Unternehmen, die uns heute Energie aus Öl und Gas liefern wie Exxon Mobil, später die Großhersteller der Erneuerbaren die Milliardenumsätze in der Energiebranche machen. Das heißt, wenn man überlegt, in welchem Business-Feld man langfristig investieren soll, wäre das für alle Firmen, die mehrere MilliardenÜberschüsse pro Jahr produzieren, von Interesse. Ich kann Ihnen eines sagen: Der Welt-Photovoltaik-Markt, der heute eine Größenordnung von ungefähr 20 Gigawatt hat, wird in wenigen Jahren auf 100 Gigawatt pro Jahr steigen, weil wir in der ganzen Welt diese Art der Stromerzeugung haben werden, weil sie jetzt beginnt, kostenkompetitiv zu werden. Dann werden die Chinesen nicht Angst haben müssen um ihr Kapital, sondern ganz im Gegenteil, die werden vorne liegen mit ihrer Technologie und mit ihrer Produktionskapazität. Deshalb kämpfen wir sehr hart dafür, dass die Technologie nach wie vor in Deutschland entwickelt wird.
Die politische Diskussion in Deutschland ist zurzeit trotzdem schwierig für die Photovoltaik.
Was macht Sie so optimistisch, dass es mit der Photovoltaik trotzdem weitergeht?
Wir haben alle die guten, sicheren und ehrlichen Argumente auf unserer Seite. Besonders die ehrlichen Argumente, das ist sehr wichtig. Das beste Beispiel für das, was ich meine, ist die Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke. Die Regierung war erst unehrlich und hat gesagt: Wir verlängern die Laufzeiten, um die Einführung der erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Jetzt sagt sie: Wir verkürzen die Laufzeiten, um die Einführung der erneuerbaren Energien zu erleichtern. Diese Art von Aussagen hat in der Öffentlichkeit keine Glaubwürdigkeit. Der Regierung hier in Baden-Württemberg wurde die Quittung am 27. März gegeben, als die CDU-FDP-Regierung abgewählt wurde. Im Moment sieht es ja so aus, dass die Grünen auf einer hohen Welle der Zustimmung reiten, weil man ihnen bisher bestätigen muss, wirklich für Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit zu stehen. Die Grünen machen deshalb auch Äußerungen, die ihnen politisch kurzfristig schaden. Sie haben ja zum Beispiel einmal gefordert, dass Benzin fünf Mark pro Liter kosten sollte, um den Kauf sparsamerer Autos zu unterstützen. In Wirklichkeit sind ihre Aussagen aber oft richtige Aussagen, was sich dann nach vielen Jahren erweist. Wenn man sich traut, so etwas zu sagen, auch wenn es politisch nicht opportun erscheint, dann sammelt man politisches Vertrauenskapital an.