Seit einem Monat sind die Aufträge für Photovoltaikanlagen bei der Davice Dachbau & Service GmbH bereits rückläufig. Christian Bierbaum, Dachdeckermeister und Geschäftsführer von Davice, ist wenig überzeugt von der Art, wie derzeit über die Einspeisevergütung verhandelt wird. „Was da politisch läuft, ist ja ein Eiertanz ohne Gleichen. Zum April hätten sie es machen sollen. Dann hätten sich erst mal alle aufgeregt, und anschließend hätte sich der Markt neu aufstellen können. Aber jetzt noch mal eine zusätzliche Absenkung. Das ist so ein Käse.“
Viele Solarteure teilen die Bedenken von Christian Bierbaum. Auch Udo Matschull von der Hartmann Energietechnik GmbH sieht eine Verschlechterung der Auftragslage. „Das war eigentlich ziemlich genau mit dem 1. Juli dieses Jahres“, so Matschull. Bei der Endreß & Widmann Solar GmbH begann es schon Mitte Juni: „Wir haben Kapazitäten frei“, gesteht Elisabeth Maier. Die Auth-Energie Technologie GmbH rechnet ebenfalls mit Auftragseinbrüchen. „Eigentlich ist es auch jetzt schon zu spüren“, sagt Geschäftsführer Martin Auth.
Andere Betriebe sehen den großen Einbruch erst im nächsten Jahr auf sich zukommen. Sabine Bauer von der Innovative Solar Technologie GmbH erklärt: „Wir gehen davon aus, dass es jetzt noch mal einen großen Run gibt. Bis zum Oktober. Und dann eventuell noch mal einen Run bis zur nächsten Absenkung im Januar.“ Wolfgang Noack von der Schulzendorfer Elektro GmbH sagt: „Noch bemerken wir keinen Einbruch. Besonders für Kleinanlagen kommen regelmäßig neue Anfragen. Im Durchschnitt alle zwei Tage eine Anfrage.“
Enge Fristen, knappes Material
Auch wenn noch nicht alle den Einbruch zu spüren bekommen, werden die noch bevorstehenden Vergütungskürzungen von Handwerksbetrieben und Photovoltaikinstallateuren wenig optimistisch bewertet. Die meisten sehen in den nächsten Monaten Schwierigkeiten auf sich zukommen. „Es geht ja nicht nur um die Frist, die sie uns setzen. Es geht auch um die Materiallieferungen, mit denen wir zu kämpfen haben, also darum, das Material rechtzeitig heranzubekommen und die Anlage fertigzukriegen“, erklärt Wolfgang Noack.
„Die Lieferzusicherung, die muss klappen“, meint auch Peter Thievessen, Geschäftsführer des Photovoltaik-Fachbetriebes Sun Time GmbH. Denn zurzeit ist es nicht unbedingt selbstverständlich, dass Installateure die im Vertrag zugesicherten Module auch in der vereinbarten Menge und zum genannten Termin erhalten. Udo Matschull wünscht sich: „Das, was man bestellt hat, sollte man auch bekommen.“ Da mögen 230-Watt-Module bestellt worden sein, geliefert werden aber zum Beispiel 220-Watt-Module, berichtet er.
Peter Thievessen wartet seit einem Jahr darauf, dass ein spanischer Hersteller defekte Module abholt. In dem Markt herrsche noch das gleiche Tohuwabohu wie vor zwei oder drei Jahren, bedauert er. Ein Handwerker aus Oberbayern kritisiert, die Hersteller säßen auf einem hohen Ross; Installateure seien ihnen „ausgeliefert“. Produzenten können derzeit offenbar schon Punkte sammeln, indem sie sich wie ordentliche Kaufleute an Verträge und Absprachen halten.
Ob sich die Umsätze in der deutschen Solarbranche zum Guten oder zum Schlechten entwickeln, hängt laut Wolfgang Noack auch von der Preisentwicklung bei Modulen und Wechselrichtern ab. „Wenn der Preis nach unten geht, wird die Nachfrage stabil bleiben“, so Noack. Auch Angela Mederer von Ameco Solar teilt diese Ansicht: „Wenn die Module nicht im Preis reduziert werden, dann wird es für die Leute zu teuer. Wenn die Einspeisevergütung das Darlehen nicht abdeckt, dann kann man es nicht mehr finanzieren, weil die Bank es nicht mehr finanziert.“
Ernstzunehmende Preisnachlässe sind nach Aussagen der interviewten Handwerker und Installateure noch nicht zu bemerken. „Module sind seit Mai teurer geworden, die Preise sinken zwar schon wieder, fallen aber nicht auf das Preisniveau von April“, sagt Bernhard Ruhnau von der Deutschen-Solar-Dach GmbH. Sabine Bauer schätzt die Lage ähnlich ein: „Die deutschen Hersteller gehen noch nicht besonders mit den Preisen runter. Die asiatischen Module oder
die, die vom Dollarkurs abhängig sind, gehen sogar in die Höhe.“ Von günstigen Chinamodulen könne also im Moment keine Rede sein. Die Preise für chinesische Module seien denen für einheimische mittlerweile sehr ähnlich.
Bei den Wechselrichtern sieht es zurzeit nicht besser aus. „Sie sind durch die Knappheit horrend teurer geworden“, sagt Bauer. Auch Ruhnau spricht von einer Explosion der Wechselrichterpreise. „Die Großhändlerpreise sind teurer als die früheren Preisangebote für unsere Endkunden“, so Ruhnau. Und Heike Lambert von der Sperling Solar GmbH sagt: „Bei den Wechselrichtern hat sich von den Preisen her nichts getan. Wir warten darauf, dass sich irgendetwas am Markt bewegt.“
Anpassungsstrategien
Um den neuen Vergütungsregeln, den Lieferschwierigkeiten und den hohen Materialpreisen zu begegnen, gibt es unterschiedliche Strategien. Ruhnau erklärt beispielsweise, man könne die Anlagen auch erst mal ohne Wechselrichter installieren. Um eine Anlage noch vor der nächsten Vergütungssenkung in Betrieb zu nehmen, reiche es, wenn man mit den Modulen ein Lämpchen zum Glühen bringe. Die Wechselrichter könnten später eingebaut werden, wenn sie wieder verfügbar sind und sich die Preise entspannt haben.
Eine weitere Taktik, um sich in schwierigen Zeiten über Wasser zu halten, ist, sich nicht einseitig zu spezialisieren und mehrgleisig zu fahren. Christian Bierbaum von Davice macht sich jedenfalls kaum Sorgen um die kommenden Monate. „Das ist für unsere Firma kein Problem, da wir im Prinzip zu 100 Prozent im Dachdeckerbereich ausgelastet sind“, meint Bierbaum. Und Bauer von Innovative Solar Technologie erklärt: „Wir haben das Glück, dass wir zwei Standbeine haben. Wir haben sowohl Photovoltaik- als auch thermische Anlagen. Wir haben uns deswegen ab Juli auf Thermie konzentriert.“
Dass sich die Photovoltaikbranche von den aktuellen Entwicklungen nicht entmutigen lässt, macht Elisabeth Maier von Endreß & Widmann klar. „Ich persönlich glaube, es wird wieder besser, und dann wird es wieder schlechter“, sagt sie und lacht. „Diese Wellen, wie wir sie sonst jährlich haben, kommen jetzt eben öfter.“