Die Energiewende in der Schweiz muss zunächst finanziert werden. Doch mittelfristig überwiegen die Kostenvorteile. Ab 2034 zahlen die Schweizer weniger für die Energie, wenn sie regenerativ erzeugt werden.
Die Kosten für die Energieversorgung in der Schweiz sinken langfristig, wenn die Eidgenossen die Energiewende umsetzen. Auch wenn die Preise mittelfristig leicht ansteigen wird sich in wenigen Jahren die Energiewende für die Schweizer lohnen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Züricher Beratungsunternehmens Econcept im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES).
Die Eidgenossen sind derzeit zu 75 Prozent von Energieimporten in Form von fossilen Energieträgern Kohle, Gas und Uran abhängig. In diesem Bereich ist mit einer Steigerung der Preise zu rechnen. So gehen die Autoren der Studie beispielsweise davon aus, dass der Rohölpreis bis 2050 auf 151 Dollar pro Fass ansteigen wird. Sie stützen sich dabei auf die Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA). Ähnlich werden sich auch die Gaspreise entwickeln, was vor allem für die Wärmebereitstellung einen drastischen Kostenanstieg bedeutet.
Energieverbrauch wird sinken
Zwar gehen die Analysten von einer steigenden Bevölkerungszahl von etwa 31 Prozent bis 2050 und einem Wirtschaftswachstum von 45 Prozent im gleichen Zeitraum aus. Doch wird der Energieverbrauch aufgrund steigender Effizienz sinken. Ohne die Energiewende werden die Eidgenossen ihren Energieverbrauch von etwa 250 Milliarden Kilowattstunden auf etwa 200 Milliarden Kilowattstunde senken. Da die jetzt zur Volksabstimmung stehende Energiestrategie 2050 zusätzliche Effizienzmaßnahmen beinhaltet, sinkt der Energieverbrauch im Szenario Energiewende auf 150 Milliarden Kilowattstunden.
Ökoenergie kostet bis zu elf Prozent weniger
Das wird sich auf die Kosten auswirken. Zunächst werden bis etwa 2020 die Kosten für die Energieversorgung steigen, unabhängig davon, ob die Energiewende umgesetzt wird oder nicht. Danach wachsen die Kosten aufgrund der Umbaus des Energiesystems auf erneuerbare Energien und aufgrund der höheren Investitionen in die Energieeffizienz und Gebäudedämmung im Szenario Energiewende schneller als wenn das bisherige Energiesystem weiter betrieben wird. Zwischen 2021 und 2033 zahlen die Eidgenossen im Jahr zwischen einem und fünf Prozent mehr für ihre Energie. Im Jahr 2034 dreht diese Entwicklung. Während die Kosten für das fossil betriebene Energiesystem weiter steigen, fangen die Kosten für das mit erneuerbare Energien betriebene System an zu sinken. Bis 2050 liegt der Preis für ein Ökoenergiesystem etwa elf Prozent unter dem eines Systems der Energieversorgung, das hauptsächlich mit Öl, Gas und Uran betrieben wird. Natürlich spielt hier auch die Wasserkraft eine wesentliche Rolle. Doch das Energiesystem besteht nur zu gut einem Viertel aus der Stromversorgung. Etwa genauso hoch ist der Energieverbrauch im Verkehrssektor. Fast die Hälfte des Energieverbrauchs in der Schweiz entfällt auf die Bereitstellung von Wärme.
Schweizer sparen 800 Millionen Franken pro Jahr
Insgesamt haben die Eidgenossen damit langfristig einen Vorteil vom Umbau der Energieversorgung. Über den gesamten Zeitraum bis 2050 gerechnet sparen sie jedes Jahr etwa 800 Millionen Franken. Das sind etwa zwei Prozent der gesamten Energiekosten. Damit wird die Energiewende nicht zum Kostentreiber, wie ihre Gegner immer wieder behaupten, sondern ist die Voraussetzung, dass sich die Kosten für die Energieversorgung stabilisieren und auf lange Sicht sogar sinken. Diese Versicherung gegen den Preisanstieg ist neben der Unabhängigkeit der Schweiz von Energieimporten ein Hauptaspekt, den die SES als Argument hervorhebt, dass die Schweizer am 21. Mai dieses Jahres für die Energiestrategie 2050 stimmen sollten. Denn nur mit der Energiestrategie wird das Szenario Energiewende, das in der Studie entwickelt wurde, Realität. (su)