Die Branchen der erneuerbaren Energien bleiben weiter stark im Export. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der sich verschlechternden politischen Rahmenbedingungen wichtig. Die Photovoltaik hat derweil fast die Hälfte der Arbeitsplätze verloren.
Für die Branche der Erneuerbaren Energien bleibt der Export eine wichtige Stütze, trotz und gerade wegen einer wirtschaftlich teilweise schwierigen Lage im Inland. Zu dieser Einschätzung kommt die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) auf der Basis der jetzt veröffentlichten Daten der Bundesregierung zur Bruttobeschäftigung in den Branchen. Insgesamt ist die Beschäftigung allerdings drastisch gesunken. So hatten die Unternehmen der Branche im Jahr 2012 noch 399.800 Mitarbeiter. Ein Jahr später waren es nur noch 371.400, wie aus der Studie hervorgeht. Dabei hat vor allem die Photovoltaik an Arbeitsplätzen eingebüßt. Im Jahr 2012 waren noch 100.300 Mitarbeiter in den Unternehmen der Branche beschäftigt. Im vergangenen Jahr hatte die Branche es nur noch 56.000 Arbeitsplätze. Die Studie der Bundesregierung führt das auf den drastisch zurückgegangenen Zubau in Deutschland zurück, von dem vor allem die in Deutschland ansässigen Hersteller betroffen sind. Diese setzten im Jahr 2012 noch 8,18 Milliarden Euro mit ihren Produkten und Dienstleistungen um. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 3,56 Milliarden Euro.
„In Zeiten eines teilweise unsicher und schwieriger gewordenen Umfelds im Inland bieten Exporte für viele Anbieter von Erneuerbare-Energien-Anlagen ein wichtiges Marktventil“, betont die AEE. Das schlägt sich auch auf die Beschäftigung nieder. Insgesamt geht die AEE davon aus, dass allein 100.000 aller Jobs in den Branchen der erneuerbaren Energien dem Export zuzuschreiben sind. Das sind immerhin 44 Prozent der Gesamtbeschäftigung in den Branchen. „Ihre Exportstärke hat sich die Branche der erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren hart erarbeitet“, betont Philipp Vohrer, Geschäftsführer der AEE. „Im Ausland vertraut man auf Energiewendetechnik ‚Made in Germany‘.“ Dabei können die erneuerbaren Energien auf eine große Breite an Technologien und an Expertise zurückgreifen, die sie kontinuierlich entwickelt hat.
Die Zukunft liegt im Export
Vor allem für die Solarbranche liegt die Zukunft im Export. Im Heimatmarkt hatte sie in den vergangenen Jahren mit häufig wechselnden politischen Rahmenbedingungen und einer rasanten Absenkung der Einspeisevergütung zu kämpfen. „Gleichwohl gibt es nach wie vor starke deutsche Solarfirmen, die unter anderem im Export punkten“, weiß die AEE. „Deren Stärken reichen von der Produktion von Systemtechnologie wie zum Beispiel Wechselrichtern über die Herstellung von Premium-Solarkomponenten bis hin zur Projektierung ganzer Solarparks.“ Damit sind die Unternehmen vor allem in Großbritannien und in den USA gut vertreten, wo derzeit viele dieser Solarparks entstehen. In Deutschland ist die Errichtung solcher Solarparks aufgrund gesetzlicher Bestimmungen derzeit nur bis zur Größe von 10 Megawatt Leistung möglich. „Das Beispiel Solarparks zeigt: Deutschland war Pionier bei vielen Entwicklungen der Erneuerbaren“, betont die AEE. „Mittlerweile haben andere Staaten aufgeschlossen und Deutschland bei der Installation neuer Anlagen eingeholt.“
Philipp Vohrer will sich aber nicht auf das Auslandsgeschäft allein verlassen „Für den Umstieg auf erneuerbare Energien benötigen wir in Deutschland weiterhin verlässliche politische Rahmenbedingungen für eine breite Palette an Erneuerbare-Energien-Technologien, denn wir können auf keine regenerative Energieform verzichten“, sagt er. „Zudem hilft ein weiterer dynamischer Ausbau der erneuerbaren Energien im Inland, um im Export weiter punkten zu können. Ein starkes Wachstum der Erneuerbaren in Deutschland leistet Überzeugungsarbeit für eine auch in Nachbarländern und in Übersee dringend notwendige Energiewende“, erklärt der AEE-Geschäftsführer.
Energiewende ist dringend notwendig
Wie dringend notwendig das ist, zeigen die neusten Zahlen des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) mit Sitz in Münster. So hat der globale Ausstoß von Kohlendioxid hat auch im Jahr 2013 wieder ein neues Rekordniveau erreicht. Aufgrund der Nutzung von fossilen Energieträgern stieg die Emission auf 35,1 Milliarden Tonnen. Das sind 670 Millionen Tonnen mehr als noch ein Jahr zuvor. Seit dem Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009 ist das der fünfte Anstieg in Folge. „Der jährliche Anstieg ist scheinbar unaufhaltsam, das Jahr mit dem globalen CO2-Peak und damit der Wendepunkt noch nicht absehbar“, warnt Norbert Allnoch, Direktor des IWR. Das Institut geht davon aus, dass die weltweite Emission von Kohlendioxid bis zum Jahr 2020 auf 40 Millionen Tonnen jährlich ansteigen werden. Im Vergleich zum Jahr 1990 wäre das nahezu eine Verdopplung des Ausstoßes . Damals bliesen die Länder der Erde noch 22,7 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Im Länderranking führt China derzeit mit 9,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxidemission, vor den USA mit 5,9 Milliarden Tonnen Kohledioxidausstoß. Mit 1,9 Milliarden Tonnen liegt Indien auf dem dritten Platz, kurz vor Russland mit einer Emission von 1,7 Milliarden Tonnen. Auf Platz fünf folgt Japan mit 1,4 Milliarden Tonnen vor Deutschland mit 840 Millionen Tonnen Kohlendioxidausstoß. (Sven Ullrich)