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“Es wird mehr zugebaut“

Wie schätzen Sie den österreichischen Photovoltaikmarkt im vergangenen Jahr 2013 ein?

Martin Hackl: Grundsätzlich war es ein sehr gutes Jahr für die Photovoltaik bei uns in Österreich. Es gab eine leichte Steigerung zum Vorjahr, der Zubau dürfte bei 200 bis 220 Megawatt gelegen haben, nach 175 Megawatt im Jahr 2012.

Wie wichtig ist die staatliche Förderung für die weitere Marktentwicklung?

In Österreich haben wir zwei Fördertöpfe. Kleinanlagen bis fünf Kilowatt bekommen einen Zuschuss von 300 Euro je Kilowatt. Dieser Topf des Umweltministeriums in Wien war auf 24.000 Anlagen angelegt, er lief sehr schleppend. Ende November lief diese Förderung aus, die zur Verfügung stehende Summe wurde nicht ausgenutzt. Nur 11.000 Anlagen wurden angemeldet, davon nur rund 9.000 wirklich gebaut. Im Vorjahr hatte es noch 800 Euro je Kilowatt gegeben, damals waren 6.000 neue Anlagen in diesem Leistungsbereich gebaut worden. Immerhin ist erkennbar: Trotz sinkender Zuschüsse wird mehr zugebaut. Offenbar steigt das Interesse in der Bevölkerung.

Und der zweite Topf?

Er wird vom Wirtschaftsministerium verwaltet, unter dem Label Oemag. Für Anlagen bis 499 Kilowatt gab es einen Zuschuss von 200 Euro je Kilowatt. Außerdem wurde jede Kilowattstunde mit 18,12 Cent vergütet. Eigenverbrauch ist möglich. Dieser Topf wurde sehr gut angenommen, insgesamt 100 bis 120 Megawatt des Zubaus wurden dadurch ermöglicht. Das sind eher größere Anlagen für das Gewerbe.

Wie geht die Förderung im Jahr 2014 weiter?

Hinsichtlich der Oemag wurde eine Absenkung der Einspeisevergütung auf 12,5 Cent vorgeschlagen. Die Größe der förderfähigen Anlagen sollte auf 350 Kilowatt abgesenkt werden. Alle Unternehmen, die bereits Anlagen mit 500 Kilowatt geplant haben, wären auf ihren Kosten sitzen geblieben. Sie sind in Vorleistung gegangen, als die kurzfristige Absenkung noch nicht bekannt war. Wären diese Pläne des Wirtschaftsministeriums tatsächlich umgesetzt worden, hätten wir in diesem Anlagensegment im Jahr 2014 mit einem Einbruch rechnen müssen.

Wurden die neuen Spielregeln politisch abgesegnet?

Sie hätten bis Ende 2013 wirksam werden müssen. So aber blieb es bei der ursprünglich geplanten Absenkung der Einspeisevergütung um acht Prozent. Das war für uns natürlich sehr hilfreich. Am zweiten Jänner wurde die Antragsliste für das neue Oemag im Internet veröffentlicht.

Welche Rolle spielt der Eigenverbrauch in Österreich?

Mittelständische Unternehmen zahlen rund 16 Cent für die Kilowattstunde, für sie ist der Eigenverbrauch interessant. In den verbrauchsschwachen Mittagsstunden oder am Wochenende könnte man die Einspeisevergütung von zwölf Cent mitnehmen. Die Schwerindustrie kauft Strom für unter zwölf Cent pro Kilowattstunde ein. Da kann die Photovoltaik aus wirtschaftlicher Sicht noch nicht wirklich mithalten.

Österreich und Deutschland haben gemeinsame Grenzen und denselben Wirtschaftsraum. Wie stark drängen deutsche Installateure nach Österreich?

In einigen Grenzregionen zu Bayern spüren wir, dass dort mehr Angebote von deutschen Firmen unterwegs sind. Kleinanlagen unter fünf Kilowatt sind für die deutschen Installateure nicht interessant, dafür lohnt sich der Aufwand nicht. Wohl aber bei 500 Kilowatt. Wir erwarten, dass sich bei einer Einspeisevergütung von zwölf Cent der Preisdruck auch bei uns in Österreich weiter verschärft.

Wie sieht es mit der Förderung für Kleinanlagen aus?

Auch die Förderung der Kleinanlagen steht für 2014 noch nicht fest. Im Gespräch sind ähnliche Bedingungen wie 2013. Sollte das so bleiben, erwarten wir einen Zuwachs bei kleinen Anlagen, bis zu 15.000 neue Installationen im Jahr 2014. Generell erwarten wir in Österreich mehr Kleinanlagen. Auch größere Anlagen wird es wohl nur auf dem Dach geben. Freilandanlagen werden generell nicht mehr gebaut. Je nachdem, wie die Förderung letztendlich aussehen wird, wird sich der Markt bei uns in Österreich weiterentwickeln.

In welchen Regionen wird besonders viel Photovoltaik zugebaut?

Spitzenreiter ist Oberösterreich, hier liegt auch das Grenzgebiet zu Bayern, dem wichtigsten Regionalmarkt in Deutschland. In Wels haben wir unseren Sitz, in Sattledt unser Werk. Bei uns in Oberösterreich gibt es auch die meisten Wärmepumpen und die meisten Heizungen mit Holzpellets oder Hackschnitzeln.

Wie stellen Sie sich auf den zunehmenden Eigenverbrauch ein?

Mit unserer neuen Wechselrichterserie Fronius Symo sind wir punktgenau aufgestellt. Der Fronius Symo ist ein dreiphasiger Wechselrichter, den wir zwischen 1,5 und 20 Kilowatt in einer kompletten Serie anbieten. Der Wechselrichter ist mit der Snap-in-Technologie implementiert. Das Elektronikbauteil kann der Installateur sehr einfach montieren und demontieren. Die Montageplatte ist bei allen Symo- und Galvo-Wechselrichtern gleich, ebenso die Bedienung und die Menüführung. Wir sind im vergangenen Sommer mit dem Fronius Symo für 3 bis 4,5 Kilowatt in Österreich gestartet, mit großem Erfolg. Er bietet auch eine Notstromfunktion, zumindest wenn die Sonne scheint.

Wie geht es 2014 weiter?

In der achten Kalenderwoche bringen wir den Symo für drei bis acht Kilowatt mit Superflex-Design. Er ist sehr flexibel in der Anlagenauslegung und für jede Dachgeometrie einsetzbar. Er bietet zwei MPP-Tracker, ist WLAN-fähig, auch das Energiemanagement und ein Lastmanagement sind integriert. Damit lassen sich einfache Lasten steuern, beispielsweise der Elektroheizstab für Warmwasser oder die Schwimmbadheizung.

Kürzlich haben Sie den neuen Symo für 20 Kilowatt angekündigt …

Er wird ab der zwölften Kalenderwoche in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeführt. Er deckt höhere Leistungen ab und ist vor allem für landwirtschaftliche Dächer oder Industriedächer geeignet. Der Symo erlaubt es auch, den Wechselrichter mit einem einfachen Upgrade zum Hybrid-Wechselrichter auszubauen. Auf diese Weise lassen sich Batterien integrieren, auch nachträglich. Das ist ein weiterer Schritt zu unserer Vision von 24 Stunden Sonne. Der Hybrid ist für ein Smart Grid vorbereitet. Damit kann man den Eigenverbrauch schrittweise steigern: erst durch das einfache Lastmanagement im Symo, später durch Batterien und den Hybrid-Wechselrichter. Die Notstromfunktionalität ist serienmäßig eingebaut.

Ist ein Speichersystem von Fronius geplant?

Der Hybrid-Wechselrichter mit Speicher kommt im Sommer als Vorserie. Ab Herbst 2014 können wir dann die Seriengeräte in den Markt bringen. Als Batterien verwenden wir Lithium-Ionen-Zellen. Wir werden definitiv nicht mit Bleiakkus beginnen. Das Vertrauen der Kunden in die Lithiumakkus ist höher. Fronius arbeitet seit 70 Jahren in der Batterieladetechnik, wir haben sehr hohes Know-how in der Ladetechnik für Lithiumbatterien. Nun kommt uns zugute, dass unsere Sparte für Ladetechnik seit vielen Jahren mit Speichern für Logistikbetriebe sehr erfolgreich ist. Wir haben Erfahrung in Ladesystemen, die die Lebensdauer erhöhen und die Batterie zugleich effektiv aufladen. Unser Ziel ist ein Speicher, der länger hält und schneller geladen ist als die Konkurrenzgeräte.

Fronius hat neben der Solarsparte und der Ladetechnik für Batterien auch Schweißtechnik im Unternehmen, als drittes Standbein. Wie können Sie davon profitieren?

Die Schweißtechnik braucht unter Umständen sehr hohe Ströme. Dass Batteriesysteme und hohe Ströme durchaus zusammenpassen, beweist das weltweit erste kabellose Schweißgerät, das wir soeben auf den Markt gebracht haben. Damit schafft der Schweißer bis zu sieben Elektroden, ohne dass er ein Kabel verlegen muss, nur aus der integrierten Batterie. Das eröffnet völlig neue Spielräume beim Schweißen, beispielsweise auf dem Dach.

Kooperieren Sie mit den beiden anderen Geschäftssparten, wenn es um Kunden geht?

Zunehmend. Unsere Schwesternsparte für die Ladetechnik ist sehr stark bei Batteriesystemen für Gabelstapler, also in der Logistikbranche. Diese Unternehmen denken immer mehr über Photovoltaik nach, beschäftigen sich mit Umweltschutz und der eigenen Energieversorgung als Zukunftschance. Denn sie haben die Chance, sich von der Förderung und den Strompreissteigerungen der kommenden 20 Jahre unabhängig zu machen. Das wird auch bei uns in Österreich ein großes Thema.

Die Technologie der Wechselrichter entwickelt sich rasant, wird sich weiter beschleunigen. Wie schnell können die Ingenieure ein System wie Snap-in aufnehmen und verstehen?

Der Wechselrichter wird in seiner Funktionalität immer komplexer, nicht zuletzt durch den Eigenverbrauch des Sonnenstroms durch die Kunden. Deshalb bieten wir unseren Fronius Service Partnern umfangreiche Schulungen an, beispielsweise zum Management von Energie und Lasten. Wir haben aber noch weitere. Gemeinsam mit Herstellern von Wärmepumpen programmieren wir geeignete Schnittstellen, im die Photovoltaik in das Gebäude einzubetten. Weiter haben wir eine Kooperation mit der Firma Loxone gestartet, die den Home Miniserver für das Eigenheim anbietet. Auch arbeiten wir mit verschiedenen Institutionen zusammen und schulen die Energiebeauftragten von Unternehmen.

Wie stark hat sich das Wechselrichtergeschäft verändert und wie wird es sich künftig wandeln?

Das einfache Distributionsgeschäft, bei dem wir als Hersteller unsere Wechselrichter vom Band laufen lassen und nur an die Installateure verschicken, hat keine Zukunft. Das ist vorbei. Die Komplexität des Marketings steigt. Wir sprechen unsere Partner aus der Wirtschaft aktiv an, um mit ihnen unsere Vision einer Vollversorgung durch Sonnenstrom rund um die Uhr umzusetzen. Dabei sprechen wir weniger über den Wechselrichter, vielmehr über komplexe Lösungen. Der Wechselrichter ist in eine Gesamtlösung eingebettet. Er braucht vernünftige Schnittstellen, um beispielsweise die Vielzahl der Endgeräte richtig und intelligent einzubinden.

Fronius hat eine Brennstoffzelle zur Versorgung von Einfamilienhäusern entwickelt, die mit einem Wasserstoffspeicher arbeitet. Wie weit sind Sie beim Projekt Energiezelle?

Die Fronius Energy Cell ist ein Entwicklungsprojekt, das noch einige Jahre brauchen wird, bis wir die ökonomische Markttauglichkeit erreicht haben. Immerhin bauen wir zurzeit eine erste Testanlage in Wels auf. Die Photovoltaik ist installiert, der Speicher am Gebäude vergraben. Der Elektrolyseur, in dem der Wasserstoff durch überschüssigen Sonnenstrom erzeugt wird, geht im ersten Quartal 2014 in Betrieb. Während des nächsten Sommers wird er den Wasserstoffspeicher beladen, als Langzeitspeicher für den Winter. Zur kurzzeitigen Pufferung ist bei diesem Projekt eine Batterie geplant. Allerdings ist die Wasserstofftechnik noch sehr teuer. So kosten die Membranen für die Brennstoffzelle noch sehr viel Geld. Wir hoffen auf Skaleneffekte, wenn die Automobilindustrie zunehmend Fahrzeuge mit Brennstoffzellen anbietet. Das würde uns gewaltig helfen, dürfte aber noch einige Jahre dauern.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

Idee aus der Schweisstechnik

Autonomes Handgerätmit Lithiumbatterie

Im Januar hat Fronius das weltweit erste mobile MMA-Schweißsystem eingeführt. Aufgrund seines niedrigen Gewichts von elf Kilogramm und der integrierten Lithium-Ionen-Akkus lässt sich das Gerät für netzunabhängige Schweißarbeiten (E-Hand- und WIG-Schweißen) einsetzen. Mit einem vollständig geladenen Akku kann der Monteur bis zu sechs 3,25-Millimeter-Elektroden oder 16 Elektroden mit 2,5 Millimeter Durchmesser verschweißen.

Das auf die speziellen Anforderungen des Accu Pocket zugeschnittene Ladegerät Active Charger basiert auf der Active Inverter Technology von Fronius. Es lädt die Batterie im Schnelllademodus in nur 30 Minuten auf mehr als 90 Prozent der Gesamtkapazität von 400 Wattstunden auf. Die intelligente Steuerung mit Accu Boost Technology stellt sicher, dass Akku und Schweißelektronik perfekt zusammenspielen. Accu Pocket minimiert aufwendige Schweißvorbereitungen und ist in vielen Anwendungen wirtschaftlicher als konventionelle Elektroden-Schweißsysteme.

Der integrierte Hochleistungsakku liefert beim Schweißen kurzzeitig sehr hohe Kurzschlussströme und minimiert das Festkleben der Elektrode. Das abgestimmte Zusammenspiel zwischen Akku und Schweißelektronik erlaubt hohe Schweißspannung mit hoher Leistung. Das verhindert das lästige Abreißen des Lichtbogens.

Reparaturschweißungen im Hochgebirge, Montageaufträge auf freiem Feld oder Schweißarbeiten an exponierten Stellen: Bisher waren solche Aufträge mit kosten- und zeitintensiven Vorbereitungsarbeiten verbunden. Lange Netzzuleitungen oder der Einsatz großer, schwerer Generatoren mit acht Kilowatt müssen nicht sein. Denn ein Stromanschluss ist nicht mehr notwendig. Für Schweißanwendungen in größerem Umfang reicht ein kleiner, kompakter Generator mit zwei Kilowatt.

Bei dem eingesetzten Akku handelt es sich um einen Lithium-Ionen-Akku auf Eisenphosphatbasis, mit einer Kapazität von rund 400 Wattstunden. Das entspricht der Leistung von 15 Akkuschraubern. Die Zellen und die Ladevorgänge werden durch die Elektronik überwacht, Überladung, Tiefenentladung, Kurzschlüsse oder Überhitzung sind ausgeschlossen. Die Nennspannung beträgt 52,8 Volt, die Nennkapazität 7,5 Amperestunden. Das Gewicht der Batterie beträgt 4,5 Kilogramm.

https://www.fronius.com/de-de/germany

Martin Hackl

leitet die Sparte Solar Energy von Fronius International. Der Hersteller von Wechselrichtern, Batterietechnik und Schweißgeräten hat seinen Sitz in Wels. Das Werk für Solarwechselrichter befindet sich in Sattledt.

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