Das „German Market Briefing“ ist eine besondere Veranstaltung – die rund 100 Anwesenden durften nämlich über einige Thesen abstimmen. Die wohl bezeichnende Antwort gab es auf die Frage, ob es an den Bestand des nun verabschiedeten EEG bis Sommer 2013 glaube. 76 Prozent stimmten mit nein, nur 21 Prozent mit ja. Frage und Antwort verweisen zum einen darauf, dass die Analysten von EuPD Research den Zubau dieses Jahr auf über sechs Gigawatt prognostizieren. Zum anderen zeigt sich darin die große Verunsicherung im Photovoltaik-Markt. Da helfen auch die in den Gesetzentwurf hinein verhandelten Übergangsfristen nicht. Das betrifft vor allem die Photovoltaik-Anlagen mittlerer Größenordnung kommerzieller Dachbesitzer, die in der Vergangenheit rund die Hälfte des Zubaus ausmachten. Das zeigt sich bereits jetzt im April, bevor das Gesetz überhaupt endgültig verabschiedet ist. Markus Lohr, Consultant bei EuPD Research, wertet regelmäßig Befragungen von Installateuren aus. „In dem Aufdachsegment findet aus meiner Sicht derzeit kein nennenswerter Zubau statt“, sagt er.
Um diese Aufdachanlagen noch nach dem alten EEG zu bauen, sieht die Übergangsregelung vor, dass wer bis 24.2. den Antrag beim Netzbetreiber gestellt hat, noch bis Juni Zeit hat, die Anlage in Betrieb zu nehmen. Das hört sich zwar gut an, bleibt aber wirkungslos. „Ich sehe nicht viele Kunden, die das getan haben“, sagt er. Mit dem neuen EEG und den vielen komplizierten Übergangs- und Ausnahmeregeln wolle man sich außerdem auch nicht gerne beschäftigen. Und wer vielleicht doch nach dem neuen EEG zu bauen will und nicht auf eine Übergangsfrist setzt, warte noch. Jetzt im April würden die Preise wieder sinken und darauf werde spekuliert.
Allerdings sind gerade bei Anlagen zwischen zehn Kilowattpeak und einem Megawattpeak am stärksten von der Vergütungskürzung betroffen. Sie liegt zwischen 25 und 32 Prozent, wobei nicht eingerechnet ist, dass nur noch 90 Prozent des Ertrags vergütet werden sollen. Gerade bei großen Dachanlagen dürfte es schwierig sein, den Rest zum Eigenverbrauch zu nutzen. „Es macht keinen Spaß, die entsprechen Systempreise anzubieten. Da gehen alle unter die Schmerzgrenze“, sagt Lohr.
Bei dem privaten Hausdachsegment sieht es zurzeit nach seiner Einschätzung besser aus. „Da findet Zubau statt, der ist zwar etwas geringer als im März, aber der schwankt nicht um 100 Prozent.“ Bei Installateuren würden nach wie vor Angebote angefragt. Im Freiflächensegment sieht er wiederum ein Anziehen erst im Mai und Juni, da die Investoren warten, bis die Preise fallen.
Dieses Jahr helfen im Übrigen auch keine Anlagen mit Speichern den Firmen aus der Bredouille. Die Besucher der Tagung sehen im Mittel den Anteil dieser Systeme dieses Jahr nur bei sechs Prozent. Das steht in großem Kontrast zu den vielen Firmen, die jetzt solche Lösungen vorstellen. „Speicher werden dieses Jahr keine Unternehmensbilanzen retten“, sagt auch Lohr. Zwar sei das Interesse wohl vorhanden – laut einer Umfrage denken über 70 Prozent der Endkunden darüber nach. Doch noch kosteten sie zu viel. Erst bei Batteriepreisen unter 1200 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität seien sie kostenneutral.
Die Aufgabe für die kommende Zeit besteht deshalb nach Ansicht etlicher Experten darin, vom Renditeargument wegzukommen. So gefällt Endkunden eventuell der Gedanke, ein System zu kaufen, durch das er auf lange Sicht die Stromrechnung reduzieren kann, auch es zunächst die im Voraus berechnete Rendite senkt. Oder man muss auf fallende Batteriepreise setzen. Auch wenn die Speichersysteme kurzfristig noch nicht der Renner sein werden, mittelfristig sehen fast alle Vortragenden des Tages ein sehr großes Potenzial.
Vielleicht trägt ja das Argument von Cornelia Viertl, Referentin aus dem Bundesumweltministerium, zur Investitionssicherheit bei. Sie glaubt nicht an eine baldige Neuauflage der EEG-Diskussion. Nächstes Jahr sei Wahlkampf, da wollten das die Politiker nicht. (Michael Fuhs)