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Handwerk geht baden “Solar in Gefahr“

„Endlich, das war höchste Zeit“. So lautete nicht nur ein Kommentar zum gemeinsamen Auftritt von Wolfgang Schmitt, ZVEH-Vorstandsmitglied und Carsten Körnig, Geschäftsführer des BSW-Solar im März auf der Bundespressekonferenz. Denn es bleiben nur noch einige Wochen, um die geplante Verschärfung der Degression für Solarstrom zu verhindern. Die Einspeisevergütungen für Dachanlagen sollen ab dem 1. Januar 2009 um 9,2 Prozent und für Freiflächen um 9,8 Prozent sinken. So sieht es der Kabinettsbeschluss vor, den Joachim Nick-Leptin vom Bundesumweltministerium in Bad Staffelstein untermauerte: „Der Gesetz entwurf durchläuft bis Ende April die Ausschüsse und soll noch vor der Sommerpause vom Bundestag beschlossen werden, wenn sich nicht doch noch völlig neue Umstände ergeben.“

Nötige Rendite gefährdet

BSW-Solar und ZVEH warnen: Tausende Solar-Jobs in Handwerk und Mittelstand sind in Gefahr. „Eine zu schnelle und abrupte Absenkung der Förderung gefährdet den heimischen Solarmarkt und damit eine Vielzahl der rund 20 000 in diesem Segment Beschäftigten im Handwerk“, sagt Schmitt. Die notwendige Rendite könne dann von den meisten Betrieben nicht mehr erwirtschaftet werden. Derzeit betrage der Anteil der handwerklichen Leistungen an den Gesamtkosten einer PV-Anlage 25 bis 30 Prozent. Dieser Posten sei bereits kostenoptimiert und könne kaum weiter reduziert werden. Um eine verschärfte Degres sion sowie Preissteigerungen aufzufangen, müssten die Modulkosten innerhalb der nächsten fünf Jahre um die Hälfte gesenkt werden. „Das wird wohl kaum realistisch sein“, folgert Schmitt.

„Unsere Branche ist erfolgreich dabei, die Kosten für Solarstrom weiter zu senken“, betont Körnig. „Die Modulpreise in den vergangenen zwei Jahren sind um zehn Prozent gesunken, die Systempreise in 2007 um sechs Prozent.“ Doch in der vorgesehenen Größenordnung seien Einsparungen nicht zu leisten. „Zwei Drittel der durch Wachstums- und Rationalisierungsfortschritte erzielten Kostensenkungen werden durch explodierende Rohstoffkosten und schlechtere Finanzierungskonditionen wieder aufgefressen.“ Zudem werde die nötige Betreiberrendite von 6,5 Prozent durch die geplante Vergütungsabsenkung gefährdet. „Von einem Nachfragerückgang in Deutschland sind Handwerk und Mittelstand als Erste betroffen. Ausweichmöglichkeiten in den Export sind kaum vorhanden“, betonte Körnig.

„Ja, wir sind die Gelackmeierten“, sagt Elektromeister Helmut Godard aus Freiburg.

„Die Stimmung ist mies, durch die EEG-Verschärfung wird es viele Tote geben“. Von den konstatierten Preissenkungen bei Modulen kam nichts bei dem Chef von Energossa an, der mit seinen zwölf Mitarbeitern in den vergangenen Jahren über 600 PV-Anlagen montierte. Er kauft die Solarmodule teurer ein als Anfang 2004, obwohl die Degression um 22 Prozent sank. „Die Modulhersteller halten die Preise hoch und machen sich den eigenen Markt kaputt“, beklagt der Solarpionier. „Zudem haben sich in der PV-Branche üble Sitten eingeschlichen, die es anderswo nicht gibt“. Dazu zählt er die Vorkasse für Lieferungen sowie einen schlechten Service durch die Hersteller. Die „einzige Chance, Kosten einzusparen ist die Montage mit billigen Subunternehmern. Doch das wollen wir eigentlich nicht, weil es auf Kosten der Qualität geht“, betont der Elektromeister. Um die wirtschaftliche Situation von Installationsbetrieben wie Energossa zu sichern, müssten die Modulpreise sofort um 20 Prozent sinken und Anfang 2009 nochmals um neun Prozent, rechnet Godard vor.

„Nicht für alle 80 Hersteller sind die Margen derzeit so fett wie für eine Handvoll Firmen“, konstatiert Körnig. Zudem investierten diese einen erklecklichen Teil der Gewinne in Forschung und Entwicklung sowie neue Produktionsstätten. Eine jährliche Senkung der Zellpreise von zehn bis fünfzehn Prozent hält er jedoch für machbar. Diese seien notwendig, um eine vom BSW-Solar vorgeschlagene siebenprozentige Degressionsverschärfung für Solarstrom ab 2011 zu schultern. „Mehr ist nicht drin“, betont Körnig. Noch vor der Sommerpause soll der Bundestag über die EEG-Novelle entscheiden.

„Die Photovoltaik hat sich für immer mehr elektrohandwerkliche Betriebe als wichtiges Standbein etabliert. Inzwischen wird jede zweite PV-Anlage von Betrieben aus dem Elektrohandwerk installiert. Bezogen auf die installierte Leistung bedeutet dies, dass das Elektrohandwerk etwa ein Drittel des Marktanteils für sich verbuchen kann. Diese Entwicklung ist besonders unter beschäftigungspolitischen Aspekten von Bedeutung. Die Sonne schafft Arbeitsplätze. Dieser positive Trend hat sich auch bei den anderen beteiligten Handwerkern, Heizung-Sanitär-Klima und Dachdecker durchgesetzt. Insgesamt sind seit 2004 in den drei Handwerksbranchen über 12.000 neue Arbeitsplätze durch die PV-Technik entstanden.

Gerade für die bundesweit rund 78.000 Betriebe des Elektrohandwerks ist die PV-Technik zu einem wichtigen Faktor für die Arbeitsplatzbeschaffung und -sicherung geworden. Jeder dritte Elektrobetrieb ist heute auf diesem Sektor tätig. Mittlerweile gibt es in fast jedem dieser Betriebe einen eigenen Mitarbeiter für PV. Dies hat die Qualität der Beratung und die Qualität der ausgeführten Arbeiten weiter verbessert. Das Handwerk hat sich im Bereich Photovoltaik professionalisiert.

Die handwerklichen Unternehmen haben auf dieser bestehenden gesetzlichen Grundlage und im Vertrauen auf verlässliche und faire Rahmenbedingungen gehandelt. Von der Politik wurden sie ermuntert, in diesen Zukunftsmarkt zu investieren.Durch die geplante EEG-Novellierung sehen wir diesen sehr positiven Trend stark gefährdet. Die Degression der Einspeisevergütung konnte bisher weitgehend durch sinkende Materialkosten aufgefangen werden. Gewiss gab es in der Anfangs

zeit beim Montageanteil Rationalisierungspotenzial, welches von den handwerklichen Betrieben ausgeschöpft wurde. Heute sind je nach Anlagengröße 25 bis 30 Prozent der Gesamtkosten einer PV-Anlage handwerkliche Werkleistungen. Dieser Kostenblock ist bereits kostenoptimiert und nicht weiter zu reduzieren.

Geht man davon aus, dass sich der PV-Markt kontinuierlich entwickeln soll, so hängt dies für die nächsten fünf bis acht Jahre im wesentlichen davon ab, welche Rendite über die Einspeisevergütung zu erzielen ist. Wenn die Rendite für PV-Systeme zumindest gehalten werden soll und der handwerkliche Anteil sich nicht reduzieren lässt, so müsste dies von den Materialpreisen, insbesondere den Modulpreisen, aufgefangen werden.

Geplante Degression schießt über das Ziel hinaus

Gestatten Sie mir ein Rechenbeispiel anhand einer drei Kilowatt starken Anlage. Bereits bei der aktuell gültigen Degression, müssen wir von einer Preissenkung von circa 13,5 Prozent in zwei Jahren ausgehen. Legt man nun die Zahlen zugrunde, die im neuen EEG vorgesehen sind, so müsste bei gleicher Amortisationszeit eine Preissenkung innerhalb von zwei Jahren von insgesamt 21,4 Prozent erfolgen. Auf einen Zeitraum von fünf Jahren betrachtet, müsste es sogar zu einer Preissenkung von 47,3 Prozent kommen. Eine wichtige Voraussetzung für die Richtigkeit dieser Hochrechnung ist jedoch, dass die Tariflöhne im Elektrohandwerk in den nächsten fünf Jahren nicht steigen. Andererseits dürfen sich auch die Kostenanteile für Einspeisekabel, Messung, Zähler, Überspannungsschutz et cetera nicht erhöhen. Geht man von einer durchschnittlichen Kostensteigerung von circa zwei Prozent pro Jahr aus, müssten die Modulkosten innerhalb der nächsten fünf Jahre sogar um die Hälfte (52 Prozent) gesenkt werden. Hier ist die herstellende Industrie gefragt, ob und in welcher Höhe Spielräume bestehen… Wir stehen grundsätzlich zu einer weiteren Absenkung der Solarförderung für neu installierte Photovoltaikanlagen. Wir sind aber der Meinung, dass sich die Degression der Einspeisevergütung an dem Machbaren orientieren muss. Daher lehnen wir die abrupten und radikalen Veränderungen, die für die kommenden Jahre vorgesehen sind, massiv ab.“

Zitat

"Jede zweite PV-Anlage wird von Betrieben aus dem Elektrohandwerk installiert."

Wolfgang Schmitt, Vorstandsmitglied ZVEH

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