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Käufer in der Warteschleife

Werden es nun 1,6 Gigawatt, 1,8 Gigawatt oder 2,1 Gigawatt? Eine exakte Prognose der diesjährigen Photovoltaik-Marktentwicklung konnte auch beim 24. OTTI PV-Symposium hinter den dicken Mauern des Klosters Banz niemand geben. Doch dass die Zeichen des deutschen Photovoltaikmarktes auch in diesem Jahr auf weiterem Wachstumskurs stehen, darüber waren sich die meisten der 880 versammelten Branchenvertreter einig. „Wir sind verhalten optimistisch“, sagte Georg Salvamoser, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar).

Wettbewerb wird härter

Konsens bestand in Bad Staffelstein darüber, dass der Wettbewerb für die deutschen Hersteller durch das weltweite Überangebot an Zellen und Modulen, die Verschärfung der EEG-Degression und die Rezession härter wird. Rund ein Drittel der Branche ist nach Angaben des BSW-Solar von der Finanzkrise betroffen, fünf Prozent davon stark. Ein gewisser Konzentrationsprozess sei wohl unvermeidlich, andererseits gelte es nun umso mehr, Potenziale zur Optimierung der Verfahren und Produkte voranzutreiben und die Kundenbeziehungen auszubauen, so Salvamoser.

Als Anerkennung der Innovationskraft der Branche wurde denn auch zum fünften Mal der „Innovationspreis“ des OTTI PV-Symposiums verliehen. Unter elf Nominierungen konnte sich die Berliner Solon mit ihrem neuen Indach-Modulsystem 160/05 durchsetzen und den ersten Preis gewinnen. Platz zwei ging an das Freiburger ISE für das Konzept eines Wechselrichters mit integrierter Anbindung für Nachführsysteme. Den dritten Preis gewann das Nürnberger Unternehmen Dehn + Söhne mit seinem neuen modularen Überspannungsschutzgerät DEHNguard M YPV SCI 1000.

Auch bei den zahlreichen Pausengesprächen wurde deutlich, dass deutsche Hersteller nicht nur auf Kostensenkung, sondern auch auf Qualität setzen, um sich am Markt zu behaupten. „Gerade in Zeiten verschärfter Konkurrenz ist unsere Chance die Qualitätssicherung“, unterstrich Jörn-Bo Hein von BP Solar. „Die Qualität darf nicht auf der Strecke bleiben, deshalb bauen wir momentan auch unsere Schulungen für Installateure und Händler aus“, sagte Lars Waldmann von Schott Solar gegenüber der photovoltaik.

Einig waren sich die Branchenvertreter auch darüber, dass die Bedingungen für die Installation von PV-Anlagen selten so günstig waren wie derzeit: Die Listenpreise von Modulen und Anlagen sind seit Dezember um mindestens acht bis zwölf Prozent gesunken; bei Schnäppchenangeboten vor allem asiatischer Hersteller sind PV-Anlagen um bis zu 25 Prozent günstiger zu haben. Und die Banken ziehen zumindest bei der Finanzierung von kleineren und mittleren Anlagen problemlos mit. „Verglichen mit anderen Möglichkeiten der Geldanlage steht die Photovoltaik blendend da“, sagte Schott-Solar-Sprecher Waldmann.

Auch Branchenvertreter wie Holger Seifert von IBC-Solar verwiesen darauf, dass bei vielen Anlagen Renditen von rund acht Prozent realistisch sind. Doch trotzdem wurde seit Anfang des Jahres wenig montiert. Und das nicht nur wegen des kalten Winters. „Viele Installateure und Kunden warten noch ab, weil sie anscheinend auf weiter fallende Preise hoffen“, sagte Waldmann. Wenn dies noch weitere Wochen so gehen sollte, werde es turbulent für die Branche. „Sagt den Kunden draußen, dass es attraktiv ist, jetzt zu kaufen“, appellierte Lars Waldmann an die versammelten Kollegen. Hoffnung machte in Staffelstein, dass Großhändler wie Frankensolar berichteten, die Lieferantenbücher ihrer Installateure seien derzeit proppenvoll.

Während also die Branche darauf hofft, dass die Nachfrage in Deutschland wieder stetig anzieht, trieben Karin Freier, die Vertreterin des Bundesumweltministeriums, in Staffelstein andere Sorgen um: „Was passiert, wenn der deutsche Markt so stark wächst, dass die EEG-Umlage aus dem Ruder läuft und wir die nächste EEG-Diskussion am Halse haben?“, fragte Freier unter Bezug auf jüngste Prognosen von Photon Consulting. „Wahnsinnsexplosionen des deutschen Marktes werden wir wohl kaum erleben, die Module müssen erst einmal verkauft werden“, konterte BSW-Solar-Chef Salvamoser und verwies auf den weichen Deckel des neuen EEG: Die Vergütung für Solarstrom sinkt im Folgejahr um zusätzlich einen Prozentpunkt, wenn die neu installierte Leistung im Vorjahr um mehr als 15 Prozent gewachsen ist.

photovoltaik-Modultests

Am Rande des OTTI-PV-Symposiums hat sich der Testbeirat der Zeitschriften photovoltaik und pv magazine zum dritten Mal getroffen. Die Teilnehmer beschlossen die Prüfkriterien für kristalline Module. Wichtigste Änderung gegenüber der IEC-Norm ist ein erweiterter Feuchte-Wärme-Test, bei dem sich die Module anstatt der üblichen 1.000 Stunden 1.500 Stunden in der Klimakammer bewähren müssen. Auch das Bewertungsschema der einzelnen Prüfungen wurde beschlossen. Inzwischen sind sämtliche Modalitäten mit dem führenden Prüfinstitut, dem TÜV Rheinland, geklärt, so dass Anfang April die Verträge an die teilnehmenden Modulhersteller verschickt werden. In der ersten Runde werden kristalline, gerahmte Module getestet. Einzig der Einkauf der Module muss noch abschlie- ßend geklärt werden. Diesem Punkt schenken Redaktion und Prüfinstitut große Aufmerksamkeit, um einen wirklich objektiven Test zu gewährleisten. Die Tests mit den ersten zehn bis 15 Modultypen werden voraussichtlich Anfang Mai beginnen. Die Ergebnisse werden wir dann in den Septemberausgaben von photovoltaik und pv magazine veröffentlichen. Im Rahmen der „Photovoltaics Thin-Film Week“ vom 20. bis 24. April in Berlin wird der Testbeirat das erste Mal über Dünnschichttests beraten. Einen Monat später zeigen wir die Tests zur mechanischen Belastung und zum Hagelschlag auf einem Sonderstand der Intersolar.

Hans-Christoph Neidlein

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