Sie engagieren sich bereits zum zweiten Mal als nationaler Partner des Carbon Disclosure Projects (CDP). Wie kommt das Thema Klimaschutz auf dem Markt an? Sind die Geldanleger überhaupt aufgeschlossen, entsprechend zu investieren?
Mansfeld: Wir stellen ein zunehmendes Interesse von Anlegern an Fonds fest, die nachhaltig investieren und dabei Aspekte wie den Klimaschutz beachten. Dies gilt vor allem für institutionelle Anleger wie beispielsweise die Kirchen.
Kann man dieses Interesse beziffern?
Ja, entsprechende nachhaltige Anlagen machen derzeit etwa fünf Prozent des gesamten Fondsvermögens aus, das sind rund 50–60 Milliarden Euro. Wir rechnen damit, dass sich der Anteil in den kommenden drei bis fünf Jahren versechsfachen kann. Das heißt, dass Anleger in
Deutschland bis zu 30 Prozent ihres Geldes in Fonds investieren werden, die explizit auf Nachhaltigkeitskriterien achten.
Wie viele spezielle Nachhaltigkeitsfonds werden denn derzeit angeboten?
Am deutschen Markt dürften mehr als 50 derartige Fonds angeboten werden. Viele deutsche Fondsgesellschaften bieten mittlerweile entsprechende Produkte an, die ausschließlich nachhaltig investieren.
Gibt es einheitliche Kriterien dafür, was nachhaltiges Investment heißt. Das CDP hebt ja vor allem auf Klimaschutz und Emissionsreduzierung ab. Doch dazu kommen ja noch weitere Aspekte…
Es gibt in der Tat nicht nur technische Aspekte wie den Umgangmit Klimawandel oder den Ausstoß von Umweltgiften, sondern es gibt auch soziale Kriterien wie beispielsweise die Einhaltung von Arbeitsschutzstandards in der dritten Welt.
Können sich die Anleger denn an einem allgemein anerkannten Label für nachhaltig investierende Fonds orientieren?
Es gibt zwar verschiedene Ansätze und Versuche, Standards zu schaffen, doch ein einheitliches Labelling für Nachhaltigkeitsfonds gibt es bisher nicht. Doch ich denke, dass dies kommen wird, wir als BVI engagieren uns hierfür. Eine Orientierung bieten Indizes von Anbietern, wie beispielsweise dem Sustainability Index von Dow Jones.
Wie schätzen Sie die Renditechancen der „grünen“ Fonds ein?
Es gibt eine Fülle von Untersuchungen, die Fonds, die speziell auf Sustainability ausgerichtet sind, mit solchen vergleichen, die nur allgemein auf Anlageerfolg aus sind. Das Ergebnis ist, alles in allem, dass Fonds, die nachhaltig investieren sich nicht schlechter rentieren als andere, sondern eher besser. Der Anleger verzichtet also nicht auf Rendite, wenn er in entsprechende Nachhaltigkeitsfonds investiert.
Angesichts dessen ist aber ein Marktanteil von fünf Prozent momentan eher bescheiden…
Ich glaube, dass das mit dem bisher noch geringen Bekanntheitsgrad der nachhaltig investierenden Fonds und dem Bewusstsein der Anleger zu tun hat. Doch das ändert sich derzeit ziemlich rasch, deshalb prognostizieren wir ja solch ein rasches Wachstum dieses Marktes. Wir als Anbieter solcher Fonds, sind ja auch dabei, dies offensiver zu kommunizieren. Wir wollen unseren Anlegern verstärkt erklären, warum nachhaltiges Investment Sinn macht und warum wir solche Produkte führen. Unser Engagement im Carbon Disclosure Project zielt ja auch darauf ab, nicht nur Unternehmen, sondern auch die Öffentlichkeit und andere Marktteilnehmer verstärkt für die Notwendigkeit des Klimaschutzes zu sensibilisieren.
Was erwarten Sie denn vom Gesetzgeber, um den Klimaschutz verstärkt voranzubringen?
Wir begrüßen es, dass sich die Bundesregierung zu einer weiteren Emissionsreduzierung verpflichten will und sich darum bemüht, möglichst viele Länder für eine Nachfolgeregelung zum Kyoto Protokoll zu gewinnen. Natürlich haben wir eine Präferenz dafür, dass der Klimaschutz mit möglichst wenig dirigistischen Mitteln und ohne einen Anstieg der Steuerlast für die Unternehmen vorangebracht wird. Deshalb glauben wir, dass der Emissionshandel hierfür eigentlich der richtige Weg ist.
Obwohl der Emissionshandel aufgrund milliardenschwerer Mitnahmeeffekte und des Absinkens des Handelspreises von CO2 auf wenige Cent stark in die Kritik geraten ist?
Die Dimensionierung und die Art der Zuteilung von Emissionszertifikaten müssen zu dem Reduktionsziel von CO2 passen, das heißt es muss über den Preis der gewünschte Einspareffekt beimCO2-Ausstoß eintreten. In der ersten Handelsperiode des europäischen Emissionshandels sind in der Summe zu viele Verschmutzungsrechte zugeteilt worden und diese sind zu großzügig an die Unternehmen verteilt worden. Da müssen jetzt natürlich die Lehren daraus gezogen werden.
Momentan bereitet Brüssel eine Richtlinie vor, in der der obligatorische Handel mit „Ökostrom“-Zertifikaten vorgesehen ist. Branchenvertreter befürchten jedoch, dass hierdurch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) gefährdet und der Ausbau der regenerativen Energien und damit der Klimaschutz ausgebremst werden. Was halten Sie davon? Befürworten sie eine Weiterführung des EEG?
Zu den aktuellen Brüsseler Plänen liegt uns noch kein klares Bild vor. Doch das EEG ist wettbewerblich gesehen genau der richtige Weg und hat Deutschland bei den erneuerbaren Energien und dem Klimaschutz in eine Leadership-Position gebracht, was wir begrüßen. Das zeigt sich auch daran, dass die erneuerbaren Energien ein überdurchschnittlich wachsendes Feld für nachhaltig investierende Fonds sind. Insbesondere die Solarunternehmen sind hier sehr gut aufgestellt. So mischen wir als Union Investment aufgrund der attraktiven Wachstumsperspektiven Unternehmen aus der Solarindustrie mehreren fokussierten Themenfonds bei.
Der Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Kapitalmarkt taucht bisher im CDP-Bericht nur eher am Rande auf. In welche Richtung wollen Sie das CDP weiterentwickeln. Werden Sie das Projekt in Deutschland im kommenden Jahr weiterführen?
Wir werden als BVI das CDP auch 2008 wieder durchführen, zusammen mit dem WWF, das steht schon fest. Wir werden uns auch bemühen, die Zahl der Signatoren von unserer Seite und die Zahl der antwortenden Unternehmen weiter zu erhöhen. Und wir wollen die Schlussfolgerungen aus den Berichten heraus auch noch weiter verbessern und verfeinern. Ich denke, dass wir im kommenden Jahr das Thema Kapitalmarkt und Klimaschutz noch einmal gründlicher beleuchten und vertiefen werden. Es ist beispielsweise wirklich eine spannende Frage, wie Ratingagenturen den Zusammenhang des Klimawandels mit der Kreditwürdigkeit von Unternehmen sehen. Bisher halten die sich da eher bedeckt. Auch den Bereich nachhaltiger Finanzprodukte sollten wir verstärkt betrachten.