Eine repräsentative Umfrage hat ergeben, dass sich eine große Mehrheit der Bundesbürger die Möglichkeit wünscht, einheimischen zertifizierten Ökostrom zu verbrauchen. Die Ökostromanbieter verlangen, diese Möglichkeit in das EEG aufzunehmen.
Eine große Mehrheit der Stromkunden kann sich eine direkte Belieferung mit Ökostrom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen in der Nachbarschaft gut vorstellen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von TNS Emnid im Auftrag des Ökostromanbieters Greenpeace Energy. Nachdem Greenpeace Energy zusammen mit den anderen beiden Ökostromanbietern Naturstrom und Elektrizitätswerke Schönau Ende März dieses Jahres ihr Konzept für ein Ökostrom-Markt-Modell vorgestellt haben, ist das die Bestätigung für die Umsetzbarkeit dieses Konzepts. Denn insgesamt 84 Prozent der 1.004 befragten Bundesbürger wünschen sich, dass dieses Modell in des EEG eingefügt wird. Unter den befragten SPD-Wählern sprechen sich sogar 90 Prozent dafür aus, dass das EEG auch nach einer Reformierung direkte Ökostromlieferungen aus heimischen Kraftwerken zulässt. „Das ist ein klarer Handlungsauftrag an Bundeswirtschaftsminister Gabriel, die EEG-Reform in diesem Punkt nachzubessern“, betont Marcel Keiffenheim, Leiter Energiepolitik bei Greenpeace Energy. Selbst die allgemein die Energiewende unterstützenden Wähler von B90/Grüne liegen mit 89 Prozent hinter den SPD-Wählern. Aber auch die Wähler von CDU/CSU und der Linken befürworten zu 84 beziehungsweise 83 Prozent das Ökostrom-Markt-Modell. Die drei Ökostromanbieter fordern deshalb ein Ökostrom-Markt-Modell, bei dem Betreiber heimischer Wind- und Solarparks ihren Strom künftig direkt an Energieversorger verkaufen können.
Ökostrom wird an der Börse verramscht
Ob das Modell aber noch vor der abschließenden Beratung der Bundesregierung über die EEG-Novelle am kommenden Dienstag noch in das Gesetz mit einfließen wird, ist unwahrscheinlich. Bislang sieht der Gesetzentwurf vor, dass Betreiber von Windkraft- und Solaranlagen in Deutschland ihren Strom künftig praktisch ausschließlich über die Börse vermarkten sollen. „Dort wird der eingespeiste Ökostrom aber zusammen mit Kohle- und Atomstrom als ‚Graustrom‘ unbekannter Herkunft verramscht“, kritisiert Keiffenheim. „Die aktuelle Umfrage zeigt aber, dass die Verbraucher stattdessen Klarheit darüber wollen, dass sie garantierten Ökostrom aus konkreten Anlagen in Deutschland beziehen.“
Entlastung des EEG-Kontos
Das wäre mit dem Ökostrom-Markt-Modell möglich. Das sieht vor, dass die Energielieferanten den Strom direkt beim Anlagenbeitreiber kaufen und ihm einen gewissen Strompreis bezahlen. Die Differenz bis zur Einspeisevergütung bekommt der Betreiber der Solarstrom- oder Windkraftanlage dann vom Netzbetreiber in Form der Marktprämie. Damit würde das EEG-Konto nicht stärker belastet als durch die direkte Vermarktung an der Strombörse. Statt dessen wird es entlastet, da der Abnehmer des Ökostroms eine Abgabe zahlt, die der Stromanbieter wiederum auf das EEG-Konto zahlt. Mit dieser Abgabe stellt der Stromanbieter sicher, dass der Strom aus der Steckdose des Kunden auch garantiert Ökostrom aus heimischen Anlagen ist. „Damit behält der Strom seine grüne Eigenschaft und das Modell erleichtert es außerdem, dass Strom aus Wind- und Sonnenenergie sicher und verlässlich ins Energienetz eingespeist werden kann, indem es Anreize zur besseren Abstimmung von Stromproduktion und Nachfrage setzt“, sagt Marcel Keiffenheim. Denn das Modell sieht eine Strafzahlung vor, wenn der Anbieter es nicht schafft, den fluktuierenden Wind- und Solarstrom dann zum Kunden zu bringen, wenn er erzeugt wird. Das setzt Anreize für ein ausgeklügeltes Erzeugungs- und Verbrauchsmanagement. (Sven Ullrich)