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Lernen von Autohändlern

Bei Autohändlern ist die Praxis eingespielt: Zum neuen Wagen gibt es bei Bedarf die Finanzierung dazu. Wer eine Photovoltaikanlage kauft und sie nicht komplett aus Eigenkapital finanzieren kann oder will, musste sich bislang selbst um einen Kredit bei seiner Hausbank oder einem darauf spezialisierten Geldinstitut bemühen. Das ist nun nicht mehr zwingend erforderlich.

Denn die Solarbranche lernt vom Automobilsektor. Die Hawi Energietechnik AG, eine Planungs- und Vertriebsgesellschaft für Solarstromanlagen aus dem bayerischen Eggenfelden, bietet über assoziierte Banken nun bei Bedarf auch gleichzeitig einen Kredit an. Die Installateure vermitteln die interessierten Kunden dafür an Hawi. Das soll ihnen die Akquise neuer Aufträge erleichtern.

Unter den Systemanbietern der Photovoltaik ist diese Finanzierung neu. Andere große Unternehmen wie Gehrlicher Solar oder IBC sind in dieses Metier noch nicht vorgedrungen. Die aktuellen Kreditkonditionen bei Hawi: 3,99 bis 5,20 Prozent effektiver Jahreszins je nach Laufzeit. Diese kann bis zu 18 Jahre umfassen. Die Darlehenssumme kann zwischen 5.000 und 60.000 Euro liegen, womit sich das Angebot an Investoren typischer Privatanlagen auf dem heimischen Dach richtet. Die Bearbeitungsgebühr beläuft sich auf 0,5 Prozent der Kreditsumme. Im Normalfall werde eine Eigenkapitalquote von 20 bis 30 Prozent angesetzt, sagt Hawi-Sprecher Thomas Breinfalk. Zur Absicherung sei kein Grundbucheintrag nötig, es fallen also keine Notarkosten an. Die Bank gibt sich mit der Abtretung der gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen zufrieden. Allerdings wird ergänzend die Bonität des Antragstellers anhand seiner Gehaltsabrechnungen geprüft, und es erfolgt auch eine Schufa-Abfrage.Aber bringt dieses Modell dem Kunden wirklich einen großen Vorteil, wenn er bei seiner Hausbank genauso gut einen Kredit anfordern kann? „Das hängt stark von der Bank ab“, sagt Breinfalk. Denn mit dem Preisverfall der Photovoltaik seien die Kreditvolumina geringer geworden, mit der Folge, dass manche Bank gar kein großes Interesse mehr an der Vergabe von Solar-Krediten habe. Denn der Aufwand der Kreditvergabe ist für die Bank identisch, ob die Summe groß ist oder klein. Manche Bank rate daher gar von Photovoltaik ab. Oder sie verlange für den Kredit den Eintrag einer Grundschuld, also die notarielle Belastung eines Grundstücks oder einer Immobilie. Damit ist der Bank bei ausbleibender Rückzahlung eine Zwangsversteigerung möglich. Dem Kreditnehmer verursacht die Grundschuld unnötige Kosten.

Aber es gibt auch Banken, bei denen die Solarfinanzierung erklärtermaßenzum Geschäftsmodell gehört. Vor allem die Umweltbank und die GLS Gemeinschaftsbank zählen dazu. Die Umweltbank rühmt sich gar, dass sie bei guten Projekten – also optimaler Ausrichtung und angemessenen Investitionskosten – eine 100-Prozent-Finanzierung übernimmt, also gar kein Eigenkapital einfordert. Bis zu einer Kreditsumme von 100.000 Euro sei das möglich. Auch die Umweltbank verlangt keine Grundschuld, es reiche die Sicherungsübereignung der Anlage mit Abtretung der Vergütungen. Den Kredit gibt die Umweltbank aktuell ab 4,01 Prozent Effektivzins, die Laufzeit liegt bei bis zu 18 Jahren, und es sind Sondertilgungen möglich.

Unterschiedliche Modalitäten bei Banken

Auch die GLS Bank gibt sich bei den typischen Krediten für private Solaranlagen mit der Abtretung der Einspeisevergütung zufrieden. Hier muss ebenfalls keine Grundschuld eingetragen werden. Bei entsprechendem Einkommen des Kreditnehmers finanziert die GLS die Anlage auch zu 100 Prozent. Bei Finanzierungen über 50.000 Euro greift die GLS zusätzlich auf eine Sicherungsübereignung der Anlage zurück und verlangt zudem einen Finanzierungsanteil aus Eigenkapital. Die Laufzeit der Kredite liegt bei der GLS Bank üblicherweise bei 15 Jahren.

Bei den typischen Hausbanken unterdessen – etwa den Sparkassen – wird über die Modalitäten des Kredits von den jeweiligen Sachbearbeitern beziehungsweise den Leitern des jeweiligen Geldinstituts vor Ort entschieden. „Eine einheitliche Regelung gibt es bei den Sparkassen nicht“, heißt es daher beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Aber man gebe den Instituten die Empfehlung, Kredite bis 50.000 Euro ohne Sicherheiten zu vergeben, da die Sicherheiten unnötige Kosten verursachten, sagt Bertram Reddig vom DSGV: „Die Sicherheiten lohnen sich bei solchen Beträgen nicht, am besten stellt man den Kredit daher auf die Bonität des Kunden ab.“ Die Hausbanken vermitteln zumeist KfW-Kredite, deren Konditionen allerdings stark variieren, je nach Laufzeit und vor allem je nach Bonität, welche die Hausbank dem Kunden bescheinigt. Auch die Besicherung erfolgt über die Hausbank. So liegen die Effektivzinssätze des KfW-Programms „Erneuerbare Energien – Programmteil Standard“ derzeit zwischen 2,07 und 7,98 Prozent, als Laufzeiten stehen 5, 10 und 20 Jahre zur Verfügung. Ob sich das Kreditangebot der Firma Hawi lohnt, hängt daher vor allem von der individuellen finanziellen Situation des Investors ab.

Bernward Janzing

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