Die IBC Solar hat schon Höhen und Tiefen des Solardachprogramms der Dena erlebt. Im Jahr 2004 ist die oberfränkische Firma auf das Programm aufmerksam geworden. Damals hatte IBC bereits mehrere Projekte im Ausland realisiert. Den noch war man sofort überzeugt, von den Erfahrungen der Dena profitieren und so die Marketing- und Vertriebsstrukturen im Ausland weiter ausbauen zu können, sagt Filiz Kasim, die bei IBC für die Solardachprojekte verantwortlich ist. Wie IBC suchen immer mehr deutsche Solarunternehmen nach attraktiven Märkten im Ausland. Dabei kommt Ihnen das Bundeswirtschaftsministerium zu Hilfe. Schon 2004 haben die Abgeordneten des Bundestages die „Exportiniti ative Erneuerbare Energien“ ins Leben gerufen, um vor allem mittelständischen Firmen bei ihren Expansionsplänen ins Ausland zu unterstützen. Für die Solarbranche übernahm die Deutsche Energie-Agentur (Dena) die Förderung und entwickelte das Solardachprogramm zur Auslandsmarkterschließung.
Von den gut fünfzig Projektanfragen, die seit 2004 bei der Dena eingegangen sind, haben 14 eine Förderung erhalten und wurden umgesetzt. Solche erfolgreichen Projekte nennt die Dena Leuchttürme. Diese Referenzanlagen sollen helfen, deutsches Know-how im Ausland bekannt zu machen. Zusätzlich werden gezielte PR-, Marketing- und Schulungsmaßnahmen vor Ort durchgeführt. Derzeit befindet sich das Solardachprogramm in seiner dritten Auflage mit neun weiteren
Welche Bilanz zieht die Dena nach fünf Jahren Exportinitiative allgemein und speziell für das Solardachprogramm?
Wörlen: Die Exportinitiative kann auf eine sehr erfolgreiche Entwicklung zurückblicken und hat sich im Laufe der vergangenen fünf Jahre durch die vielfältigen und aufeinander aufbauenden Aktivitäten zu einem sehr erfolgreichen Unterstützungsinstrument für deutsche Unternehmen entwickelt. Auch das von der Dena entwickelte und realisierte Solardachprogramm kann seit seinem Bestehen 2004 eine überaus positive Bilanz ziehen.
Wie schätzen Sie den Endbericht zum Stand und zur Bewertung der Exportförderung sowie die Evaluierung der Exportinitiative der Gutachter ein?
Wörlen: Die Evaluatoren bescheinigen der Exportinitiative ein insgesamt gutes Zeugnis. Bundeswirtschaftsminister Glos hat bereits angekündigt, dass die Initiative auf hohem qualitativem Niveau weitergeführt werden soll.
Welche Vorteile sehen Sie für jene Unternehmen, die im Ausland Leuchtturmprojekte im Rahmen des Solardachprogramms realisiert haben?
Projekten. Das Solardachprogramm ist als Public-Private-Partnership konzipiert.
Im Schnitt liegen die Gesamtkosten für einzelne Projekte bei 240.000 Euro. 53 Prozent davon tragen die teilnehmenden Unternehmen, Sponsoren und Einrichtungen. 47 Prozent werden durch das Bundeswirtschaftsministerium kofinanziert.
IBC Solar erhielt in der ersten Programmphase von 2004 bis 2006 den Zuschlag für ein Projekt in Portugal und setzte eine PV-Anlage mit einer Leistung von 24,75 Kilowatt auf die Deutsche Schule in Lissabon. Allerdings habe es einige Verzögerungen beim Genehmigungsverfahren gegeben, berichtet Kasim.
IBC bewies jedoch einen langen Atem. Im letzten Quartal 2007 gab es zudem ein stärkeres Bekenntnis der portugiesischen Politik zugunsten erneuerbarer Energien.Wörlen: Die Sichtbarkeit der deutschen Solarindustrie unter dem Slogan „Renewables made in Germany“ in aussichtsreichen Märkten ist derzeit strategisch besonders wichtig, da viele Regierungen verstärkt auf regenerative Energien setzen und „First Mover“ sich jetzt einen Wettbewerbsvorteil sichern können.
Die Projekte haben sich seit 2004 zunehmend von Europa weg hin auf die Märkte Asiens und Afrikas entwickelt? Sehen Sie dort die Zukunftsmärkte deutscher Photovoltaik-Unternehmen?
Wörlen: In der Tat hat sich das Interesse der Unternehmen stark auf die genannten Regionen konzentriert, was ein Indikator dafür sein kann, dass die deutsche Solarbranche die zukünftigen Märkte dort sieht. Asien stellt seit langem einen interessanten Markt für die Photovoltaikindustrie dar. Attraktive Solarmärkte werden sich jedoch selbstverständlich auch in anderen Regionen der Welt ausbilden können. Auch die USA, insbesondere Kalifornien, sind inzwischen sehr interessant.
Hat der zunehmende Erfolg der mittelständischen Photovoltaikfirmen auch positive Auswirkungen auf den Markt in Deutschland? Konkret: Profitieren
„Trotz der Verzögerungen und Schwierigkeiten war das Projekt in Portugal eine wertvolle Erfahrung“, sagt Kasim. Es sei zu erwarten, dass sich die Geschäftsbeziehungen nach Portugal zukünftig weiter verbessern.
In der zweiten Phase des Solardachprogramms, die von 2005 bis 2007 lief, bewarb sich IBC um ein Projekt in Italien. Die Installation einer Anlage mit 23,38 Kilowatt Leistung auf der Deutschen Schule in Rom wurde zu einem „riesigen Erfolg“, sagt Kasim. Insgesamt ist die Auftragslage in Italien jetzt so gut, dass sich IBC entschlossen hat, eine Tochtergesellschaft vor Ort zu gründen. In Italien habe das Unternehmen massiv von den Erfahrungen aus dem ersten Projekt profitiert. „IBC hat verstärkte Präsenz vor Ort und in den Medien gezeigt
auch kleinere Handwerker oder Firmen in Deutschland von den Projekten?
Wörlen: Wie in jedem anderen Industriezweig sichert ein erfolgreiches Auslandsgeschäft auch die Geschäftstätigkeit auf dem Heimatmarkt. Die Diversifizierung in verschiedene Märkte mindert das wirtschaftliche Risiko von Unternehmen, da die Abhängigkeit von einem einzigen Markt, wie dem deutschen, verringert wird. Insofern profitiert die deutsche Industrie vom Auslandsgeschäft, da sie zum Beispiel für Nachfrage bei ihren häufig in Deutschland ansässigen Lieferanten sorgt und so Arbeitsplätze in Deutschland schafft und sichert.
Wie sieht die Zukunft des Solardachprogramms aus?
Wörlen: Die offizielle Ankündigung des Bewerbungsverfahrens zur Teilnahme am neuen Dena-Solardachprogramm 2008/2009 ist noch für das erste Quartal geplant. Interessierte Unternehmen werden Informationen zur Bewerbung sowie zur Interessenbekundung unter www.exportinitiative.de/solardachprogramm einsehen und herunterladen können. Voraussichtlich werden in der neuen Programmphase bis zu zehn Projekte realisiert werden können.
sowie auf günstige politische Rahmenbedingungen geachtet, erklärt die Projektverantwortliche.
Markteintritt in Indien
In der dritten Programmphase, die von 2007 bis 2008 läuft, konzentriert sich IBC derzeit auf Indien und realisiert ein Leuchtturmprojekt in Bangalore. Diesmal installiert das oberfränkische Unternehmen eine 7,88-Kilowatt-Anlage auf dem Dach des Goethe-Instituts. Das Unternehmen erhofft sich davon Zugang zum indischen Markt. Im Gegensatz zu den Projekten in Portugal und Italien ist Indien für IBC ein komplett unbekanntes Terrain. „Unsere Erfahrungen mit dem Solardachprogramm haben gezeigt, dass es dank der straff organisierten Leuchtturmprojekte schneller geht, auf einem ausländischen Markt Fuß zu fassen“, sagt Kasim.
Udo Möhrstedt, Vorstandsvorsitzender der IBC Solar, erwartet, dass der Weltmarkt weiter rasant wächst. Er werde sich auch stärker als der deutsche Markt entwickeln. In fünf Jahren könnten die Umsätze des Unternehmens beim Export höher liegen als jene des Inlandsgeschäfts, schätzt Möhrstedt.
Seit 2004 hat das Unternehmen aus Bad Staffelstein seinen Exportanteil am Gesamtumsatz von fünf auf 25 Prozent im vergangenen Jahr gesteigert. Die Exportinitiative habe dafür einen großen Anschub gegeben. IBC habe sich aber als ein auf Internationalisierung ausgerichtetes Unternehmen nicht nur auf das Solardachprogramm konzentriert, sondern schon immer großen Wert auf Geschäftskontakte ins Ausland gelegt. In Spanien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, USA, Malaysia und Südkorea verfügt IBC bereits über Tochterunternehmen.
Wichtiges Förderinstrument
Der Erfolg der deutschen Photovoltaikindustrie im Ausland lässt sich an nüchternen Zahlen ablesen. Nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) stieg die Exportquote zwischen 2004 und 2007 von 14 auf 38 Prozent. Der Erlös aus dem Exportgeschäft hat sich fast verzehnfacht und liegt mittlerweile bei mehr als zwei Milliarden Euro. Bis 2010 erwartet der BSW-Solar eine Steigerung der Exportquote auf 50 Prozent und des Auslandsumsatzes auf rund fünf Mil liarden Euro. Anfang des Jahres wurde eine Evaluierung der „Exportinitiative Erneuerbare Energien“ vorgenommen. Im Endbericht bestätigen unabhängige Experten des Instituts „VDI/VDE Innovation + Technik“ in Berlin dem Bundeswirtschaftsministerium, dass es sich um ein wichtiges Instrument der Außenwirtschaftsförderung handele, das fortgeführt werden sollte. Außerdem bescheinigten die Sachverständigen, dass sich die wirtschaftliche Dynamik von Unternehmen, die sich an der Exportinitiative beteiligten, besonders positiv entwickelt habe. Die Exportquote der teilnehmenden Firmen habe im Schnitt um 50 Prozent zugelegt, zum Teil aber auch deutlich über 100 Prozent.