Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt untersucht, wie die lokale Energiewende von unten gelingen kann. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die Technologien, sondern die Menschen. Sie sollen mitgestalten und mitentscheiden.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) will in der schwäbischen Kleinstadt Metzingen eine Studie zur Energieautarkie auf der Basis von erneuerbaren Energien durchführen. Im Mittelpunkt steht die Frage, was eine Stadt braucht, damit die Energiewende vor Ort gelingt. Dabei sind die jeweils geeigneten Technologien ökologisch und ökonomisch gewinnbringend einzusetzen.
„Ein weiteres, bisher oft vernachlässigtes Erfolgskriterium ist die Unterstützung der Bürger“, betont Uwe Pfenning vom DLR-Institut für Technische Thermodynamik in Stuttgart. Er wird das Projekt in Metzingen leiten. Deshalb besteht ein zentraler Teil der Forschungsarbeit aus einer Studie über die Einstellung der Bevölkerung zur lokalen Energiewende. Dabei wollen sie wissen, in welchem Umfang die Bürger die einzelnen Erzeugungstechnologien akzeptieren. Außerdem untersuchen die Forscher, wie sich die Verhaltensweise beim Energieverbrauch der Menschen ändert, wenn es um die Energiewende geht. Ein dritter Schwerpunkt der Studie ist die Frage, welche Beteiligungs- und Entscheidungsverfahren die Bürger für sinnvoll und demokratisch legitimiert halten.
Umfrage bis Ende März
Deshalb sind bis Ende März alle Metzinger Bürger aufgerufen, Fragen zu ihrem Energieverhalten und zu ihrer Energienutzung zu beantworten. „In Metzingen gibt es bereits viele engagierte Bürger, die sich für die erneuerbaren Energien interessieren und in Form mehrerer Arbeitskreise aktiv sind“, weiß Pfenning. „Gleichzeitig sind Stadtverwaltung und Gemeinderat bereit, neue Formen der Bürgerbeteiligung auszuprobieren. Eine wichtige unterstützende Rolle spielen auch die Stadtwerke als Energieversorger.“ Diese haben sich bereits auf das Feld der Energiewende vorgewagt. Der Eingenbetrieb der Stadt Metzingen hat ein Förderprogramm für Photovoltaikanlagen aufgelegt. Der Strom wird an verschiedenen Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge angeboten. Bleibt noch ein Überschuss, wir er in einem eigenen Pumpspeicherkraftwerk gebunkert.
Mit ihrem Forschungsprojekt wollen die Stuttgarter die Einwohner der kleinen Kreisstadt über das vielschichtige Thema Energiewende im lokalen Bereich informieren und sie so zum Mitentscheiden und Mitgestalten bewegen. Deshalb werden die Forscher als zweiten Schritt zusammen mit der Stadt eine Informationskampagne entwickeln. Diese wird auf den Ergebnissen der Umfrage unter den Metzingern Bürgern beruhen.
Informationskampagne umsetzen
Der dritte Schritt des Forschungsprojekts ist die Umsetzung der Informationskampagne. „Dazu wird es unterschiedliche Maßnahmen geben, die einzeln oder in Kombination zum Einsatz kommen können“, erklärt Projektleiter Uwe Pfenning. „Informationsveranstaltungen und Diskussionen mit Experten gehören genauso dazu wie Bürgerkonferenzen, Bürgerexperten oder Bürgergutachten. Mit Hilfe dieser Beteiligungsformen können sich die Bürger über Technologien wie Photovoltaik, Windkraft, Biomasse oder Geothermie, innovative Speicherkonzepte für Wärme und Strom sowie die damit verbundenen Geschäftsmodelle schlau machen. Als technikmündige Bürger können sie sich dann ein eigenes Urteil bilden und schlussendlich gemeinsam entscheiden, welchen Weg Metzingen einschlagen soll.“
Die Menschen nicht mit technischen Details erschlagen
Es ist nicht das erste Projekt dieser Art. So können die Forscher des DLR bereits auf die Erfahrungen aus mehreren Vorgängerprojekten zurückgreifen. „Es hat sich gezeigt, dass die Bürger sich mehr für das Thema lokale Energiewende interessieren, als man gemeinhin annimmt“, fasst Pfenning die Ergebnisse der Vorgängerprojekte zusammen. „Sie wollen hinter die Steckdose schauen und wissen, wo ihre Energie herkommt und mit welchen Technologien sie hergestellt wird. Entscheidende Voraussetzung für das Gelingen der geplanten Informationskampagne ist allerdings, dass man die Bürger mit Informationen dort abholt, wo sie sind.“ Pfenning will deshalb keine technischen oder wissenschaftlichen Details vermitteln, sondern einen für Laien verständlichen Überblick geben, der die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für die Energieversorgung der Zukunft aufzeigt. (su)