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Mit Flexibilität Geld verdienen

Der VDE hat in einer Studie dargelegt, wie die Optionen zur flexiblen Einspeisung regenerativen Stroms ins Netz vermarktet werden können. Damit könnten die zusätzlichen Funktionen der Erzeugungsanlagen effektiver genutzt werden. Allerdings müssen dafür einige Voraussetzungen geschaffen werden.

Die marktbasierte Nutzung von sogenannten regionalen Flexibilitätsoptionen kann die Integration fluktuierender erneuerbarer Energien erleichtern. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Untersuchung des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE). Dabei geht es um die Flexibilisierung von Stromverbrauch und Stromerzeugung, um eventuelle Engpässe im Stromnetz auszugleichen. Vor allem die Photovoltaik- und Windkraftanlagen bringen die dafür notwendigen Voraussetzungen mit. So sind die Wechselrichter inzwischen alle darauf ausgelegt, zur Spannungshaltung im Netz Blindleistung einzuspeisen oder die Einspeisleistung in Abhängigkeit der Netzfrequenz anzupassen. Dazu kommt noch die Einbindung von Batteriespeichern in das Netz und das sogenannte Demand-Side-Management, also der Verbrauch von Strom in Abhängigkeit von der Situation im Netz.

Bisher noch wenig genutzt

Bisher werden diese Flexibilitätsoptionen von den Netzbetreibern noch viel zu wenig genutzt. Eine Hürde sind die fehlenden Geschäftsmodelle. Im Rahmen der Studie Regio Flex hat der VDE untersucht, wie solche Geschäftsmodelle aussehen könnten. Sie gehen dabei von drei Zuständen im Netz aus, die sie auf der Basis eines Ampelphasenmodells beschreiben. In der grünen Phase ist alles in Ordnung im Netz. Die Spannung ist stabil und die Frequenz liegt bei den erforderlichen 50 Hertz. Laufen diese beiden Größen aus dem Ruder, kommt es im Netz zum kritischen Zustand. In dieser gelben Phase könnten die Netzbetreiber Flexibilitätsoptionen nachfragen, um die rote Netzsituation zu verhindern oder wieder in die grüne Phase zurückzukehren. „Der regionale Flexibilitätsmarkt ist dabei als Handelsplattform zu verstehen, auf der Felxibilität für die Nutzung durch den Netzbetreiber in der gelben Ampelphase angeboten und nachgefragt werden kann“, schreiben die Autoren des VDE in ihrer Studie. „Kritische Netzsituationen in den Verteilnetzen treten lokal auf und können auch nur durch den lokalen Einsatz von Flexibilitäten entschärft werden. Das Regio-Flex-Konzept erlaubt Nachfrage und Angebot von Flexibilitäten differenziert gemäß ihrem Netzbereich zuzuordnen und einzusetzen und leistet damit einen wirksamen Beitrag zur Stabilisierung des Netzes.“

Die Politik ist gefragt

Das Regio-Flex-Konzept des VDE beschreibt die Funktionsweise und den Aufbau regionaler Flexibilitätsmärkte einschließlich des strukturierten Datenaustauschs zwischen den beteiligten Marktakteuren. Die Forscher berücksichtigen dabei die Praxis der Ausschreibung von Regelenergie durch die Übertragungsnetzbetreiber sowie europäische Aktivitäten in den relevanten Normungsgremien. Darüber hinaus entwirft die Studie neue Anwendungsfälle. Eine der zentralen Empfehlungen des VDE ist dabei, dass der Gesetzgeber die Rechte und Pflichten der einzelnen Marktakteure anpassen und die Diskriminierung durch Subventionen vermeiden muss. Hier ist die Politik gefragt. Denn die gegenwärtigen Regelungen im Energiewirtscahftsgesetz definieren lediglich Eingriffe in einer roten Ampelphase. Diese müssten ergänzt werden, um auch Anreize für den Handel mit Flexibilitätsoptionen, wenn das Verteilnetz in eine gelbe Ampelphase gerät. Die Kosten für die Nutzung von solchen Flexibilitätsoptionen müssen in die Anreizregulierungsverordnung geregelt werden.

Kommunikation standardisieren

Außerdem wird es dann notwendig, die Kommunikation zu standardisieren. Die einzelnen Marktakteure müssen mit den gleichen Standards kommunizieren, die in Abstimmung mit der Entwicklung von Marktregeln reguliert werden müssen. So müssen die Marktakteure jederzeit über den Zustand im Netz Bescheid wissen und die erforderlichen Informationen über kritische Netzzustände bekommen. „Erweiterungsbedarf besteht dabei insbesondere im Mittel- und Niederspannungsnetz“, betont der VDE.

Ergänzung zum bestehenden Energiemarkt

Der Verband sieht die marktbasierte Nutzung von Felxibilitätsoptionen als sinnvolle Ergänzung des bestehenden Energiemarktes an. RegioFlex soll keineswegs die bestehenden Großhandelsmärkte ersetzen. Das Konzept orientiert sich am Regelleistungsmarkt auf Übertragungsnetzebene, ergänzt um die Zuordnung zu lokalen Netzbereichen. Für die Bereitstellung von Flexibilitäten können Marktteilnehmer verschiedene technische Lösungen vorsehen. So können zum Beispiel Einspeiseanlagen, schaltbare Lasten, Speicher oder die Kombination dieser drei Elemente als Potential auf dem regionalen Flexibilitätsmarkt angeboten werden. (su)