Die deutschen Equipmentlieferanten haben im ersten Halbjahr 2013 nur halb so viel umgesetzt wie im Vorjahreszeitraum. Konsolidierung und Handelsstreit machten der Branche zu Schaffen. Doch jetzt geht es wieder bergauf.
Wie die Photovoltaiksparte des Verbandes Deutscher Maschinen und Anlagenhersteller (VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel) berichtet, sind die Umsätze der Equipmenthersteller zur Produktion von Komponenten für Solarstromanlagen in diesem Jahr auf die Hälfte eingebrochen. Zwar hat sich der Absatz neuer Produktionsanlagen im dritten Quartal etwas gebessert. Aber die erste Jahreshälfte war so schwach, dass kaum noch ein gutes Jahresergebnis zu erreichen ist. Als Ursache nennt der VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel die andauernde Investitionszurückhaltung der Hersteller von Wafern, Solarzellen und Modulen aufgrund der bestehenden Überkapazitäten. Schließlich brauchen in einer solchen Situation die Hersteller kaum neue Produktionsanlagen. Außerdem wurden in den Jahren 2010 und 2011 enorme Produktionskapazitäten aufgebaut, so dass die Branche noch relativ modern ausgerüstet ist. Außerdem hat sie sich von der seit zwei Jahren laufenden Konsolidierung, die jetzt langsam ein Ende findet, noch längst nicht erholt. Ein dritter Grund ist der anhaltende Handelskonflikt zwischen den westlichen Staaten und China um Dumping und Subventionen seitens der Hersteller im Reich der Mitte. Die langen Untersuchungen, die Registrierung der Einfuhren aus China, die vorläufige Erhebung von Strafzöllen und die langen Verhandlungen bis zur endgültigen Festsetzung der Zölle haben die Branche so weit verunsichert, dass sie kaum daran interessiert war, ein zusätzliches Investitionsrisiko auf sich zu nehmen. „Nachdem die Europäische Union und China ihren Konflikt über Importzölle auf Solarmodule und ihrer Kernkomponenten Ende Juli beigelegt haben, spüren wir aber wieder erste positive Signale“, sagt Peter Fath, Vorstandsvorsitzender des VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel und Geschäftsführer von RCT Solutions. „Es wird allerdings noch ein wenig Geduld brauchen bis sich diese in Auftragseingang und Umsatz ummünzen lassen.“
Deutsche Anbieter dominieren Weltmarkt
Die Entwicklung der Weltmärkte ist für die deutschen Equipmentlieferanten von enormer Bedeutung. Immerhin gingen in den ersten beiden Halbjahren gut 90 Prozent der Produktion ins Ausland, davon fast drei Viertel nach Asien. Vor allem China und Taiwan sind die Hauptabnehmer deutscher Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Photovoltaikkomponenten. Von dort kaman immerhin 66 Prozent der neuen Aufträge in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Weitere 22 Prozent der Aufträge akquirierten die Equipmentlieferanten in Amerika. Nur sieben Prozent der Aufträge kamen von deutschen Photovoltaikherstellern. Die deutschen Anlagenhersteller beherrschen mit einem Anteil von 42 Prozent den Weltmarkt. Zwar konnten sie diese Position verteidigen. Doch um so härter trifft sie der Rückgang der Nachfrage.
Neue Märkte im Visier
Jetzt geht es auch für die Hersteller von Produktionsanlagen langsam wieder bergauf. Neben den bisherigen Hauptabnehmern in Asien zu denen auch Südkorea zählt, konzentrieren sich die Equipmentlieferanten jetzt auf neue Märkte. Neben weiteren asiatischen Ländern wie Indien, Thailand oder Malaysia nennt der Branchenverband vor allem die Staaten im Mittleren Osten und Nordafrika, Südafrika, die Türkei und die Länder Lateinamerikas als künftige Zielmärkte für deutsches Equipment zur Produktion von Solarzellen und Modulen. Den Anfang macht die Schmid-Gruppe aus Freudenstadt. Der Equipmenthersteller aus dem Schwarzwald hat einen Großauftrag für den Bau einer hochmodernen Produktionsanlage in Argentinien erhalten. Die Produktionslinie mit einer jährlichen Kapazität von 70 Megawatt wird 100 Millionen Euro kosten.
Umsätze steigen im nächsten Jahr
„Trotz des schwachen Umsatzergebnisses in der ersten Jahreshälfte bleibt eines klar: Um auch in Zukunft wettbewerbsfähige Photovoltaikprodukte am Markt anbieten zu können, müssen Photovoltaikhersteller auf technologische Innovationen und die Senkung ihrer Produktionskosten setzen“, erklärt Florian Wessendorf, Geschäftsführer von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel, den Aufwärtstrend. Dieser wird sich auch im nächsten Jahr fortsetzen, wie die Marktanalysten von IHS Ende September prognostiziert haben. Die Umsätze werden sich im Vergleich zu 2013 auf 2,2 Milliarden Euro verdreifachen. „Zur Bewältigung der aktuellen Krise wurden sicher noch nicht alle Hausaufgaben gemacht. Dennoch sind wir auf dem richtigen Weg“, betont Fath. „Erste positive Signale bestärken uns in unserem Kurs. So scheinen die führenden chinesischen Photovoltaikhersteller den Wendepunkt bereits erreicht zu haben. Hier erhoffen wir uns ein Erstarken der Investitionsbereitschaft. Die mittel- und langfristige Perspektive der deutschen Photovoltaikzulieferer bewerte ich deshalb weiterhin positiv“, erklärt der Chef von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel. Er erwartet den Turnaround für die Photovoltaikzulieferer im kommenden Jahr. (Sven Ullrich)