Was hat es für eine Bedeutung, dass Midamerican Energy für das Sunpower-Projekt mit 579 Megawatt Leistung mehr als zwei Milliarden US-Dollar zahlen will?
Tatsächlich ist es ein Zeichen, dass der Markt für Photovoltaik-Großkraftwerke in den USA immer noch gesund und munter ist. Mit Blick auf die Größe der Projekte sieht man, dass sich Investoren an immer größere Projekte trauen. Der Solarpark „Antelope Valley Solar Project“ wird die bislang größte Photovoltaikanlage in den USA werden. Da Berkshire Hathaway den Solarpark erwirbt, wird dieser Umstand von vielen Menschen, auch außerhalb der Solarbranche, als ultimativer Beweis interpretiert, dass Photovoltaik-Großanlagen in den USA ein langfristig attraktives Investment darstellen.
Ist das also eine gute Nachricht für die Solarbranche?
Ja, es ist eine gute Nachricht für die Branche als Ganzes. Auf der anderen Seite zeigt es jedoch, dass die Photovoltaiknachfrage in den USA immer noch von den Großprojekten dominiert wird. Wenn man sich außerdem den Preis von 2 bis 2,5 Milliarden US-Dollar anschaut, wird auch deutlich, dass zumindest vorerst Photovoltaik in den USA noch weitere regulatorische Unterstützung in Form der „Renewable Portfolio Standards“ (RPS) benötigt. Wenn man diesen Systempreis auf die Gestehungskosten je Kilowattstunde herunterbricht, realisiert man, dass der Solarstrom aus dieser Anlage immer noch vergleichsweise teuer ist. In Europa gibt es im Vergleich zu den USA schon deutlich günstigere Angebote für die Errichtung von Großanlagen.
Was bedeutet der Verkauf für Sunpower?
Erst einmal belegt es, dass Sunpower seinen bedeutenden Marktanteil im Kraftwerkssegment in den USA behaupten kann. Außerhalb der USA haben sie nirgends einen vergleichbaren Marktanteil. In der Vergangenheit konnte Sunpower eine beträchtliche Erfolgsbilanz bei Ausschreibungen relevanter Photovoltaik-Großprojekte in den USA vorweisen. „Antelope Valley Solar Project“ist das bislang größte Photovoltaikprojekt, welches an einen externen Investor verkauft wurde, und als solches natürlich ein wichtiger Meilenstein für Sunpower. Außerdem ist es für Sunpower und seinen Mehrheitsaktionär Total ein klarer Beleg, dass es im Kraftwerkssegment eine substanzielle Nachfrage für teurere Hocheffizienzprodukte gibt.
Spielt es dabei eine Rolle, dass es sich um ein Projekt handelt, bei dem Module eines US-amerikanischen Herstellers zum Einsatz kommen sollen?
Ich will nicht ausschließen, dass der Aspekt „Buy American“ bei der Investitionsentscheidung von Midamerican Energy eine Rolle gespielt haben mag. Soweit mir bekannt, hat Midamerican Solar bei Photovoltaikanlagen bislang nur in Projekte investiert, die von US-amerikanischen Herstellern wie First Solar oder Sunpower mit Modulen beliefert werden.
Sind Sie überrascht vom Einsatz der Sunpower-Technologie in einem so großen Maßstab und in diesem Wüstenklima?
Die anderen Sunpower-Großkraftwerke wurden ebenfalls überwiegend in der kalifornischen Wüste errichtet. Es ist also insofern kein Neuland für Sunpower. Allerdings könnte man bei den dort herrschenden Temperaturen und mit Blick auf den Temperaturkoeffizienten annehmen, dass Dünnschichtmodule für diese Region eher geeignet wären.
Sehen Sie, dass es einen Trend zu Photovoltaik-Großprojekten weltweit gibt?
Je mehr die Photovoltaik zu einer relevanten und auch wirtschaftlich wettbewerbsfähigen Stromquelle wird, umso häufiger werden wir Ankündigungen von Großkraftwerken mit einer Leistung von über 100 Megawatt erhalten. Weitere Photovoltaik-Großprojekte mit jeweils mehr als 100 Megawatt Leistung sind zum Beispiel in der MENA-Region in Planung,jedoch ist mir keines bekannt, das mehr als 500 Megawatt groß wäre, wie es beim Solarpark „Antelope Valley Solar Project“ der Fall ist. Auf der anderen Seite denke ich, wir sollten auch die stärker entwickelten Photovoltaikmärkte im Blick behalten.
Ist das der Durchbruch für die Photovoltaik?
Der wirkliche Durchbruch für die Photovoltaiktechnologie ist erst dann erreicht, wenn die Photovoltaik mehr und mehr unabhängig von öffentlichen Fördermaßnahmen wird und dennoch das Mengenwachstum an jährlich installierter Photovoltaikleistung auf globaler Ebene erhalten bleibt. Das Erreichen dieses Ziels sollte sich vor allem in einer verstärkten Nachfrage nach mittleren oder kleinen Photovoltaiksystemen manifestieren, die schon weit früher als die großen Kraftwerke wirtschaftlich wettbewerbsfähig mit konventionellen Stromquellen sein werden.
Also könnte das „Antelope Valley Solar Project“ am Ende eine recht teure Anschaffung für Midamerican Energy sein?
Bislang sind nicht so viele Details zu der Transaktion bekannt. Grundsätzlich ist die Sunpower-Technologie eine teure Technologie – allerdings verbunden mit den höchsten Wirkungsgraden bei Solarmodulen auf dem Markt. Zusätzlich kommen noch die Trackingsysteme dazu, so dass man sich den Preis pro Kilowattstunde ansehen muss. Man kann nicht den reinen Kaufpreis nehmen und ihn mit anderen Großprojekten gleichsetzen. Aber noch einmal, wenn man sich die gesamte Energieausbeute aus diesem Photovoltaiksystem anschaut, fällt es mir schwer, zu glauben, dass Sunpower einen signifikanten Preisvorteil gegenüber Wettbewerbsangeboten einräumen konnte. Ich gehe davon aus, dass sie dem Investor nachweisen konnten, dass ihre Stromgestehungskosten – gemessen an der Energieausbeute – nicht wesentlich höher liegen werden als bei einem Solarpark, der mit kristallinen Siliziummodulen eines asiatischen Herstellers errichtet wird.
Infolge der Ankündigung des Kaufs von „Antelope Valley Solar Project“ durch Midamerican sind die Kurse deutscher Solarunternehmen stark gestiegen. Halten Sie das für eine nachhaltige Entwicklung?
Der Kursanstieg, den wir in der Folge der Bekanntgabe des Ankaufs des „Antelope Valley Solar Project“ gesehen haben und der bei einigen Aktien 50 Prozent betragen hat, ist auch auf die Eindeckung von Leerverkäufen zurückzuführen. Investoren, die auf schlechte Unternehmensnachrichten aus dem Photovoltaiksektor gesetzt hatten und von weiter fallenden Aktienkursen ausgegangen waren, mussten sich kurzfristig mit Aktien aus diesem Sektor eindecken, um ihre Positionen glattzustellen. Das führt dann zu entsprechenden Preisreaktionen an den Börsen. Ich wäre daher zurückhaltend, von einer nachhaltigen positiven Kursentwicklung zu sprechen. Der Fokus für die deutschen Solarunternehmen liegt weiter darauf, ihr Überleben in diesem harten Preiswettbewerb zu sichern. Einzelaufträge in dieser Größenordnung hat bisher noch kein deutscher Modulhersteller vermeldet, vor allen Dingen wohl deshalb, weil die erzielbaren Modulpreise bei solchen Großprojekten für deutsche Hersteller nicht attraktiv weil nicht kostendeckend wären. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass deutsche Hersteller von Wechselrichtern oder anderen BOS-Komponenten tatsächlich direkt an solchen Projekten beteiligt sind und von den Aufträgen profitieren werden.