Wie lief die Übernahme von Scheuten Solar durch Aikosolar ab?
Wir durchliefen die Insolvenz. Erst am Ende dieses Prozesses gegen Ende März/Anfang April, hat das chinesische Unternehmen entschieden, Teile von Scheuten Solar zu kaufen. Was sie tatsächlich erworben haben, war im Grunde der Name und die Rechte am geistigen Eigentum zum Namen. Sie haben die Firma erneut unter dem Markennamen Scheuten Solar gestartet.
Was werden die in Bezug auf Operationen bedeuten?
Im nächsten Schritt kündigte das Unternehmen an, auch die Produktionsanlage in Gelsenkirchen zu erwerben [die im Jahr 2003 eröffnet wurde]. Es ist eine 200-Megawatt-Fertigungsstätte, aber zunächst werden wir mit einem verringerten Volumen die Produktion starten. Wir planen, etwa 30 bis 50 Megawatt zu produzieren. Der Fokus liegt auf unseren speziellen Glas-Glas-Modulen.
Was ist der Hintergrund von Aikosolar?
Aikosolar ist ein chinesischer Zellhersteller [mit einer Produktionskapazität von 600 Megawatt]. Er ist zu Zweidrittel in Privatbesitz und etwa ein Drittel im Besitz der Regierung, zusammen mit einer chinesischen Bank.
Was reizte Aikosolar an Scheuten Solar?
Sie suchten im Upstream-Bereich eine Modulfertigung. Sie wollten auch in den europäischen Markt gehen und suchten dafür nach Marken, die ihnen dabei helfen könnten. Sie dachten, die Marke Scheuten Solar mit der deutschen Qualität im Hintergrund und der Glas-Glas-Produktion sowie der BIPV-Produktion würden ihrer Vision eines integrierten Unternehmens entsprechen.
Warum kann Scheuten Solar mit Aikosolar als Partner in diesen schwierigen Zeiten überleben?
Eines der Probleme von Scheuten Solar in der Vergangenheit war der Zellbereich. Die bestehenden Zellverträge erlaubten es den Unternehmen nicht ausreichend, das Kostenniveau zu senken. Eine der Ausnahmen waren die speziellen Glas-Glas-Module und ein Teil der Spezial-Produkte, die Scheuten Solar verkauft. Mit Aikosolar haben wir nicht nur einen soliden finanziellen Hintergrund, wie haben auch einen kostengünstigen Zugang zu qualitativ hochwertigen Zellen. Mit Aikosolar können wir also auch höhere Leistungsklassen entwickeln und sind in der Lage, das Portfolio zu erweitern.
Bleibt die Fertigung in Europa aufrechterhalten?
Es ist definitiv die Absicht, die Produktion in Deutschland zu erhalten, obwohl die Kapazität jetzt kleiner sein wird. Der Plan ist aber, so schnell wie möglich wieder mit voller Kapazität zu produzieren – abhängig von der Nachfrage auf dem Markt. Scheuten Solar wird nicht länger nur auf dem europäischen Markt aktiv sein, sondern auch neue Photovoltaik-Märkte weltweit erschließen. Mit Aikosolar werden wir die Gelegenheit dazu haben. Für den asiatischen Markt wird es mehr Sinn machen, vor Ort zu produzieren. Es gibt Pläne ein Werk in China zu bauen.
Wie sieht die Roadmap für das deutsche Werk aus? Wann wollen sie dort wieder 200 Megawatt produzieren?
Dieses Jahr werden wir das Werk bis zu einer Kapazität von 50 Megawatt hochfahren. Dies wird aber auch von der Nachfrage auf dem Markt abhängen. Die gleichen Module und die gleichen Produkte werden auch in China produziert werden und die neue Fabrik wird bis Ende dieses Jahres fertiggestellt sein. Bis zum Ende des nächsten Jahres werden wir schauen, ob es eine ausreichende Nachfrage gibt, die Produktion in Deutschland und in Asien auszubauen.
Glauben Sie, ihr Weg ist ein Signal an andere europäischen Photovoltaik-Hersteller mit einer ungewissen Zukunft?
Es gibt eine Menge Vorbehalte gegenüber den chinesischen Lieferanten in Europa. Aber jetzt, da wir ein Teil von Aikosolar sind, denken wir wirklich, dass wir das Beste aus beiden Welten haben können. Wir haben all diese deutschen Engineering-Kapazitäten, die qualitativ hochwertigen Module und sehr erfahrene Leute hier in Europa. Gepaart mit der kostengünstigen Produktion in China und der finanziellen Unterstützung von Aikosolar, denke ich, werden wir eine gute Zukunft haben.
Das Interview führte Jonathan Gifford. Ins Deutsche übersetzt von Sandra Enkhardt.