Im neuen Solardachkataster der Stadt Frankfurt am Main sind alle Dachflächen der Stadt auf ihre Eignung zur Nutzung von Photovoltaik und Solarthermie aufgeführt. Neben detaillierten Informationen zu einzelnen Gebäuden können Investoren ganze Straßenzüge analysieren.
Zusammen mit der Fachhochschule Frankfurt am Main (FFM) und dem ortsansässigen Energieversorger Mainova hat die Stadt Frankfurt am Main ein neues Solardachkataster vorgestellt. Anders als bei den bisherigen Solardachkatastern, die schon in vielen deutschen Städten existieren, kann ein potenzieller Investor in Frankfurt am Main mehrere Gebäude gleichzeitig analysieren. Denn bei einer Mehrfachauswahl öffnet sich automatisch ein Fenster mit detaillierten Informationen zu jedem einzelnen Gebäude und die Gesamtsumme des zu erwartenden Stromertrags für alle Gebäude. Damit denken die Entwickler des Solardachkatasters nicht nur den Bau von Solarstromanlagen, sondern auch die Netzintegration der Generatoren gleich mit. Über einen eingefügten Wirtschaftlichkeitsrechner können die Investitionssumme, die Zeit der Amortisierung und der am Ende der Laufzeit stehende Gesamtgewinn berechnet werden. Diese Informationen gibt das Solardachkataster auch für jedes einzelne Gebäude der Stadt. Allerdings sind die Werte nur Näherungen und dienen nur zu einem ersten allgemeinen Überblick. Die tatsächlichen Werte für den Gewinn hängen dann sehr stark von den tatsächlichen Anlagenkosten, dem Anteil des Eigenverbrauchs, der verwendeten Technologie und den tatsächlichen Strompreissteigerungen ab. Alternativ kann auch das Potenzial zur Nutzung von Solarthermie analysiert werden. Auch bei dieser Variante gibt ein Wirtschaftlichkeitsrechner einen ersten Überblick über die potenziellen Einsparungen.
Stromertrag für jedes einzelnen Gebäude
Grundlage der Solarpotenzialanalyse sind Laserscannerdaten. Sie stammen aus einer Befliegung im Jahr 2010. Diese Daten wurden danach mit Katasterdaten kombiniert. Zusätzlich gab die Simulation der Sonneneinstrahlung über den Tag und über das Jahr einen Wert für den zu erwartenden Stromertrag für jedes einzelne Gebäude. Diese werden eingeteilt in vier Kategorien eingeteilt. Sehr gut geeignet sind Dachflächen, die mehr als 95 Prozent der verfügbaren Globalstrahlung abbekommen. Liegt der Wert der Globalstrahlung, die auf eine bestimmte Fläche einstrahlt, zwischen 81 und 95 Prozent, wird diese Fläche als gut geeignet eingestuft. Bedingt geeignete Flächen bekommen immerhin noch 75 bis 80 Prozent der gesamten Sonneneinstrahlung ab. Alle Flächen, bei denen die Globalstrahlung niedriger als 75 Prozent liegt, werden als nicht geeignet eingestuft. Außerdem gibt das Solardachkataster detaillierte Informationen über die Form und Neigung des Daches und schlägt die am besten geeignete Photovoltaiktechnologie vor.
Vier von Zehn Gebäuden eignen sich
Insgesamt sind in dem Kataster alle etwa 230.000 Gebäude Frankfurts erfasst. Eine erste Solarpotenzialanalyse ergab, dass sich 89.107 davon für die Photovoltaiknutzung eignen. Das sind immerhin 38,6 Prozent den gesamten Gebäudebestandes. „Dies ist im Vergleich zum Umland ein extrem großes Potenzial von 569 Hektar Photovoltaikmodulfläche“, rechnet Martina Klärle von der FFM vor. „Durch das Solardachkataster haben alle Bürger die Möglichkeit sich über das Solarpotenzial aller zu informieren. So bekommt jeder Bürger eine Erstinformation um selbst zu entscheiden, ob, wo und wie er auf den Frankfurter Dächern die Solarenergie unterstützen möchte.“ Insgesamt liegt das Potenzial der Solarstromerzeugung in Frankfurt bei 717 Gigawattstunden. Damit könnten 12,5 Prozent des gesamten Strombedarfs der Stadt von etwa 5,7 Terawattstunden aus Solarenergie gedeckt werden. Die Investitionssumme für die Nutzung aller geeigneten Dachflächen gibt die Stadt mit etwa zwei Milliarden Euro an. „Meine große Hoffnung ist, dass wir mit dem Solardachkataster eine Initialzündung auslösen und einen wichtigen Schritt in Richtung Solarhauptstadt Frankfurt machen“, betont Peter Feldmann, Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. (Sven Ullrich)