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STANDPUNKT DER WOCHE

Gegen den Deckel: Solarteur Jojakim Sames aus Marburg wird aktiv

Jojakim Sames ist Geschäftsführer von Sames Solar aus Marburg. Jetzt hat er einen Brief an Bundesminister Peter Altmaier (CDU) und die Abgeordneten seiner Region im hessischen Landtag und im Bundestag geschickt. Diesen Brief stellt er allen Mitstreitern der Solarbranche zur Verfügung.

In seinem Schreiben an unsere Redaktion erläutert er: „Wir sind seit 15 Jahren Solarteur in Marburg und haben insofern viele Berg- und Talfahrten der Branche miterlebt. Die aktuelle Situation mit dem 52-Gigawatt-Deckel bedroht einmal mehr unser Unternehmen und dessen Mitarbeiter. Aus diesem Grund haben wir Herr Altmaier folgenden Brief geschrieben und ihn ebenfalls an die lokalen MdB und MdL geschickt.“

Sames bittet die Redaktion der photovoltaik um Hilfe, damit möglichst viele Installateure und die Solarindustrie ihre Kontakte nutzen: „Gerne können Sie das Schreiben publizieren und die Kollegen in der Branche einladen, es an ihre regionalen Entscheidungsträger zu senden.“ Zudem hat er mit Kollegen aus seiner Region eine Kampagne auf Facebook gestartet.

Viele Unklarheiten – Betriebe und Kunden hängen in der Luft

In dem Brief legt Jojakim Sames ausführlich dar, in welcher Lage sich die Installateure von Photovoltaikanlagen gegenwärtig befinden. Denn obwohl der Solardeckel im vergangenen Herbst von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) – medienwirksam – aufgehoben wurde, hat das zuständige Bundeswirtschaftsministerium bis heute keine konkreten Schritte unternommen. Nun droht der Zubau bereits Mitte 2020 den alten Deckel von 52 Gigawatt zu erreichen. Dann wäre zum Beispiel die Förderung durch eine EEG-Vergütung beendet.

Der Brief im Wortlaut

In seinem Brief an die Politiker erläutert der Installateur aus Marburg: „Seit 15 Jahren installiere ich in Hessen Photovoltaikanlagen und wende mich heute an Sie als politischer Entscheider, da ich Sie auf die aktuell existenzbedrohende Situation für mein Unternehmen und die damit verbundenen Arbeitsplätze hinweisen möchte.

Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, wird unter anderem der Wirtschaftsbereich der Photovoltaik durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz reguliert. Bestandteil dieses Gesetzes ist, dass bei Erreichen einer installierten Leistung aller Photovoltaikanlagen von 52 Gigawatt die Förderung über die Einspeisevergütung für eingespeisten Strom entfällt.

Der aktuelle Stand der installierten Leistung liegt bei rund 50 Gigawatt, in den nächsten Monaten werden wir 52 Gigawatt erreichen. Der 52-Gigawatt-Deckel sollte im Rahmen des Kohleausstieggesetzes bereits im vergangenen Jahr aufgehoben werden! Bei dem kürzlich vereinbarten Kompromiss zum Kohleausstieg wurde aber die Novellierung des EEG explizit ausgeklammert und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Die Formulierung ist hier ziemlich vage – frühestens im Frühjahr!

Damit Sie die Dringlichkeit der Situation verstehen, schildere ich Ihnen kurz die Abhängigkeiten beim Bau einer Photovoltaikanlage. Nach Beauftragung durch den Kunden benötigen wir bis zum Baubeginn durch die aktuell verständlicherweise hohe Nachfrage zirca drei Monate. Die Installation der Photovoltaikanlage ist in der Regel innerhalb einer Woche abgeschlossen, allerdings muss die Anlage dann noch durch den jeweiligen Netzbetreiber offiziell in Betrieb genommen werden.

In manchen Netzgebieten Hessens ist die Situation mittlerweile so, dass dies mehrere Monate in Anspruch nimmt. Die schiere Dauer von der Beauftragung bis zur Inbetriebnahme führt dazu, dass wir innerhalb der nächsten beiden Monate

sämtliche Vertriebsaktivität einstellen müssen, da dem Kunden nicht mehr garantiert werden kann, dass seine Anlage überhaupt noch unter die Regelung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes fällt.

In einigen Netzgebieten haben wir unsere Tätigkeit aus diesem Grund bereits einstellen müssen. Das eigentliche Problem dabei ist übrigens nicht nur, dass die monatlich sinkende Einspeisevergütung von aktuell unter zehn Cent je Kilowattstunde entfällt, sondern auch dass nicht geklärt ist, wie mit dem durch die Photovoltaikanlage produzierten überschüssigen Strom zu verfahren ist. Darf dieser Strom noch

eingespeist werden, wie integriert der Netzbetreiber diesen „geschenkten“ Strom in seinen Bilanz- und Regelkreis? Muss eine Abregelung am Einspeisepunkt stattfinden? Also sowohl regulatorische als auch technische unbeantwortete Fragen, die auf Nachfrage auch die Netzbetreiber nicht beantworten können.

Aus diesen Gründen werde ich in Kürze wirtschaftliche Entscheidungen treffen müssen, Entscheidungen vor denen sämtliche Kollegen in der Branche stehen. Nachdem in Deutschland bereits der Ausbau der Windenergie zum Erliegen gekommen ist, kann ich Ihnen den unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch des Ausbaus der Photovoltaik sowie der betroffenen Unternehmen prognostizieren, sollte die Aufhebung des Zubau-Deckels nicht umgehend geschehen.

Wie dann aber der notwendige – in politischen Sonntagsreden gerne vollmundig beschworene – Ausbau der Erneuerbaren Energien stattfinden kann, ist mir persönlich schleierhaft.

Es stehen allein in Hessen tausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel. Ich bitte Sie dringend Ihr politisches Gewicht einzusetzen, um diese untragbare Situation zu klären.“

Mit freundlichen Grüßen

Jojakim Sames, Sames Solar GmbH, Marburg“

Diesen Brief stellt Jojakim Sames allen Akteuren unserer Branche frei zur Verfügung, um ihrerseits Druck auf die politischen Entscheidungsträger auszuüben.

Wir schließen uns dieser Aktion an und werden solche und ähnliche Aktionen unserer Leser ausführlich dokumentieren. Der Solardeckel muss weg! Bundeswirtschaftsminister Altmaier und sein Ministerium müssen endlich die Reform des EEG vorlegen! (HS)

Internetseite von Sames Solar in Marburg

Aktion auf Facebook

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