Sonnenstrom ist Solidarstrom: Prof. Dr. Wolfgang Wiesner hat beim TÜV Rheinland die Zentralabteilung Energienutzung geleitet und das Testzentrum für Photovoltaik aufgebaut. Bis 2011 lehrte er an der TH Köln. Ihm fehlt eine nachhaltige und langfristige Strategie der Politik für die Energiewende.
Ich war von 1980 bis 2000 beim TÜV Rheinland tätig und habe die Zentralabteilung Energienutzung, zu der dann später auch das Testzentrum Photovoltaik gehörte, geleitet. Die ersten Aktivitäten in der Photovoltaik waren Ende der 80er Jahre zum Beispiel das Solardorf Indonesien, für das wir das Projektmanagement hatten.
Besonders abenteuerlich war der Aufbau der ersten photovoltaischen Pumpsysteme auf den Inseln Sumba und Sulawesie, bei dem sich mein damaliger Mitarbeiter Wilhelm Vaassen besonders engagierte. Heute leitet er das Geschäftsfeld Erneuerbare Energien beim TÜV Rheinland in Köln.
Frühe Aktivitäten in den 1990ern
Die ersten Installationen im 1.000-Dächer-Programm wurden von uns begleitet und abgenommen. In den 90er Jahren wurden die F&E-Aktivitäten des Landes Nordrhein-Westfalen in der Arbeitsgemeinschaft Solar zusammengefasst. In deren Schwerpunkt „Test und Qualifizierung“, dessen Sprecher ich war, waren insbesondere die Aktivitäten in der Photovoltaik angesiedelt.
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit war die Normung für die Photovoltaik, sowohl im Rahmen des DKE als auch der IEC. Die Erfahrungen bei dieser Arbeit veranlassten mich dafür zu sorgen, dass es ein entsprechendes europäische Normungsgremium TC82 in der Cenelec gegründet wurde, das ich mehrere Jahre als Chairman leitete.
Ab 2000 an der Hochschule
Von 2000 bis 2011 versuchte ich dann als Professor für Regenerative Energien an der Technischen Hochschule in Köln, meine Erfahrungen und mein Wissen an die Studenten weiter zu geben. Als Mitglied der Kommission des Projekts „100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen“ unterstütze ich heute die Realisation von bezahlbarem energieeffizientem Wohnungsbau.
Warum wird die Energiewende so zögerlich umgesetzt?
Ich bin sehr betroffen, dass die Politik die Energiewende so zögerlich umsetzt. Strom aus Photovoltaik ist heute schon in vielen Situationen preiswerter als der angebotene Strom der Versorgungsunternehmen, auch ohne Subvention. Warum wird diese Entwicklung staatlicherseits zum Beispiel durch Steuern und Abgaben auf Eigenstrom gebremst? Warum wird der Hauseigentümer behindert, um seine Mieter mit solar erzeugtem Strom zu versorgen?
Die deutschen Unternehmen, vor allem im Mittelstand, könnten einen beachtlichen Teil ihres Strombedarfs mit Hilfe der Photovoltaik kostengünstig und klimaneutral decken. Was fehlt, ist eine nachhaltige und langfristige Strategie der Politik, um bei Investoren das Vertrauen aufzubauen, um in diese Technologien zu investieren. Wir haben schon zehn Jahre Zeit verloren. Unbedingt brauchen wir jetzt eine wirksame Steuer für Kohlendioxid, die transparent ist und für alle Energiesektoren gleichermaßen gilt.
Sonnenstrom ist Solidarstrom: Hier finden Sie viele andere Statements zur solaren Energiewende und den Chancen für Deutschland.
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