Trotzdem: Die Installateure und Anlagenplaner haben gut zu tun. Vor allem gewerbliche Kunden und die Industrie steigen zunehmend auf Photovoltaik um, weil sie ihre Energiekosten senken wollen. „Dieses Geschäft geht gerade durch die Decke“, bestätigte ein größerer Installateur aus Oberfranken, den ich dieser Tage besuchte. Da werden komplette Eigenverbrauchskonzepte aufgelegt und umgesetzt, für Firmennetze mitsamt Anschluss an die Mittelspannung. Für Firmen, deren Energiehunger größer ist als der Stromverbrauch einer Stadt wie Bamberg.
Liegt die Statistik schief? Bilden die Zubauzahlen nicht mehr ab, was im Markt wirklich läuft? Es hat den BSW-Solar seinerzeit viel Kraft gekostet, den monatlichen Zubau in Deutschland zu ermitteln. Später wurde ein Anlagenregister eingeführt, seitdem werden die Statistiken von der Bundesnetzagentur geführt. Doch die Veränderungen im Markt laufen viel schneller ab, als die Bürokraten zählen können.
Historisch gesehen entstand die jährliche Meldung des Zubaus als Indikator der ans Netz angeschlossenen Photovoltaikleistung. Ursprünglich basierte die Statistik auf den Informationen der Hersteller von Wechselrichtern. Das war zu Zeiten eines EEG, das die Einspeisung belohnte. Solarmodule aufs Dach, verkabeln, Wechselrichter im Keller anschließen, Einspeisezähler – fertig. Heute wird der deutsche Markt vornehmlich durch den Eigenverbrauch bestimmt. Wer heute Photovoltaik installiert, betreibt faktisch den Rückbau des Stromnetzes, weil Anschlussleistung vom Netz genommen wird. Der Wechselrichter wird im Netz kaum noch sichtbar, leistungstechnisch.
Jede Kilowattstunde Sonnenstrom, die der Solarkunde selbst verbraucht, entlastet das Stromnetz. Der Solargenerator ist ein Muss, aber beim Eigenverbrauch spielen Stromspeicher, Wärmepumpen, moderne Lüftungstechnik, elektrische Warmwasserbereitung und sogar LED eine wichtige Rolle. All das verbaut der installierende Fachbetrieb im selben Auftrag mit.
Ein Beispiel: Um weitgehende Unabhängigkeit zu erlangen und die Verbrauchskosten zu halbieren, installiert ein Fachbetrieb bei seinem Gewerbekunden 50 Kilowatt Photovoltaik und ein gasbefeuertes Blockheizkraftwerk mit 30 Kilowatt elektrischer Leistung. Rein rechnerisch ergibt die installierte elektrische Anschlussleistung 80 Kilowatt. Eigentlich bedeutet diese Installation, dass 80 Kilowatt Netzleistung überflüssig gemacht wurden. In der Statistik der BNA tauchen jedoch 50 Kilowatt Photovoltaik auf, als wären sie ans Netz angeschlossen worden.
Die Statistik lügt, weil sie von gestern ist. In einer anderen Eigenverbrauchsbranche werden seit Jahrzehnten keine Kilowatt oder Megawatt mehr gezählt: Im Heizungsbau ermittelt der zuständige Verband (BDH) jährlich nicht die installierte thermische Leistung aller Kessel, Thermen oder Wärmepumpen, sondern die Zahl der verkauften Geräte und den Umsatz der im Verband und in der Branche vereinten Unternehmen. Auch die Heizungsbranche rechnet physikalisch gesehen mit Watt, Kilowatt und Kilowattstunden, zumindest bei der Anschlussleistung der technischen Systeme. Bei den Statistiken jedoch wird über Stückzahlen und Geld geredet: über Umsatz, Rendite und die Aussichten für das kommende Jahr.
Deshalb ist es sinnvoll, künftig die jährlichen Umsätze der Solarbranche nach diesem Vorbild zu analysieren. Werkzeuge und statistische Hilfsmittel gibt es, sie sind erprobt und jahrzehntelang getestet. Die installierte Photovoltaikleistung eines Auftrages ist kein zuverlässiges Kriterium mehr für den Geschäftserfolg eines Unternehmens oder gar der Branche. Denn mittlerweile hängt viel mehr dran, als nur Photovoltaik.