Mehrere europäische Photovoltaik-Branchenverbände haben sich in einem offenen Brief an den Handelskommissar der Europäischen Union Karel de Gucht gegen Zölle auf Modul- und Zellimporte aus China ausgesprochen. Die Initiative des Briefes ging von der britischen Solar Trade Association (STA) aus. Weitere Unterzeichner sind die Branchenverbände in Italien, Rumänien, Polen, Ungarn und der Slowakei sowie die Schwedische Handelsvereinigung und zwei weitere italienische Verbände. „Die gegenwärtige Unsicherheit untergräbt die Branche an allen Stellen“, erklärt Paul Barwell, Geschäftsführer der STA. „Die Dumping-Behauptungen sind einfach nicht plausibel, aber in der Zwischenzeit wird die Lage für uns wirklich schwierig. Die STA hat den Brief unterschrieben, um der Kommission die Meinung der Branche zu verdeutlichen, und wir hoffen, dass sie dieser auch Beachtung schenkt.“
Untersuchung richtet Schaden an
Die Unterzeichner des offenen Briefes kritisieren, dass schon allein durch die Untersuchung die Unsicherheit in der Branche so groß ist, dass sie erheblichen Schaden nimmt. „Vor allem die Registrierung der Photovoltaikprodukte aus China hat weitreichende Effekte auf allen unseren Märkten, wobei allen unseren Mitgliedern irreparabler Schaden zugefügt wurde“, heißt es in dem Brief. Durch die Anordnung der Registrierung der chinesischen Produkte wurden schon viele Lieferungen und vorbereitete Projekte storniert, laufende Vertragsverhandlungen abgebrochen und der Bau neuer Photovoltaikanlagen wurde entweder ausgesetzt oder sogar ganz abgeblasen, kritisieren die Unterzeichner des Briefes. Besonders hart trifft es die Importeure. „Das hat die finanzielle Situation unserer Mitglieder weiter verschlimmert“, beschweren sich die europäischen Solarverbände. „Viele von ihnen kamen schon ins Straucheln durch die plötzlichen Änderungen der Förderung wie die Absenkung oder gar die Streichung der Einspeisevergütungen in vielen Mitgliedsstaaten der EU. Sie sind jetzt noch dabei, diese Änderungen auszugleichen. Die Aussicht auf Anti-Dumping- oder Strafmaßnahmen schafft weitere erhebliche Unsicherheiten, die die Situation für die Industrie weiter erschweren.“
Photovoltaikindustrie ist mehr als Modulherstellung
Die Unterzeichner fordern die Europäische Kommission auf, nicht nur die Interessen der europäischen Modul- und Zellhersteller in Betracht zu ziehen, sondern die gesamte Wertschöpfungskette der Photovoltaikindustrie. Die nehmen aber durch Strafmaßnahmen gegen chinesische Importe erheblichen Schaden.
Die Industriezweige, die mit der Photovoltaik Umsätze machen, seien bedeutender für die Wirtschaft der EU als die Modulhersteller. Immerhin tragen sie mit 39,4 Milliarden Euro zur Wirtschaft der Gemeinschaft bei. Das währen immerhin 70 Prozent der gesamten Wertschöpfung, die in der EU mit der Photovoltaik geschaffen wird, rechnen die Unterzeichner vor. Im Vergleich dazu seien nur drei Prozent der Beschäftigten in der Photovoltaikwertschöpfungskette bei Unternehmen angestellt, die die derzeitige Antidumping- und Antisubventions-Untersuchung befürworten. „Das bedeutet, jeglicher Antidumping- und/oder Strafzoll würde 70 Prozent der Wertschöpfung durch eine Photovoltaikinstallation betreffen, nur um den europäischen Produzenten zu einem möglichen Vorteil zu verhelfen, die nur drei Prozent der Beschäftigung in der EU ausmachen“, schreiben die Verbände in ihrem Brief. (Sven Ullrich)
Einen ausführlichen Beitrag zu den Auswirkungen der zollamtlichen Erfassung lesen Sie in der nächsten Ausgabe von Photovoltaik.