Es war mal wieder ein Mediencoup. Auf ihrer Hauptversammlung im vergan-genen Mai beschlossen die Aktionäre der Solarworld AG, die Bezüge ihrer Spitzenmanager auf das Zwanzigfache der Durchschnittsgehälter im Unternehmen zu begrenzen. Der Vorschlag kam vom Vorstandsvorsitzenden Frank Asbeck. Und das mitten in der Welle der Empörung über gierige Manager, die sich kurzfristigen oder gar ausbleibenden Erfolg üppig vergüten lassen.
Die Diskussionen sind noch nicht abgeklungen. Da lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen, wie es eigentlich um die Managervergütungen in der deutschen Solarbranche steht. Asbeck gehörte 2008 mit 1.137.343 Euro Jahresvergütung bei der Bonner Solarworld immerhin zu den Spitzenverdienern der Branche. Übertroffen wurde er nur von Q-Cells-Chef Anton Milner. Der schaffte es mit 1.359.700 Euro auf Platz eins.
Das geht aus einer neuen Studie zu Vorstandsbezügen in der Erneuerbare-Energien-Branche hervor. Sie umfasst 154 Seiten und wurde von der HR Personal Consulting GmbH Dresden erstellt. Dazu hat das Beratungsunternehmen die Daten der börsennotierten Firmen aus der Liste des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) Münster erfasst und nach verschiedenen Gesichtspunkten ausgewertet. „Wir wollen vor allem ausländischen Investoren, die nach Deutschland kommen und sich im Bereich Erneuerbare Energien engagieren, konkrete Zahlen in die Hand geben“, sagt Michael Hoppenburg, Geschäftsführer der HR Personal Consulting.
Photovoltaik an der Spitze
Zuvor hatten bereits Unternehmen aus Russland, Norwegen und Großbritannien bei ihm nachgefragt. „Und auch deutsche Unternehmen, die wir betreuen, kommen wiederholt mit entsprechenden Fragen auf uns zu. Die interessiert natürlich auch, wo ihre Vergütungen im Vergleich zu anderen stehen und was die Konkurrenz zahlt.“ Um an die Zahlen zu kommen, hat HR die Geschäftsberichte von 37 Unternehmen der Jahre 2007 und 2008 ausgewertet.
Außerdem haben die Wissenschaftler die Daten von 18 Photovoltaikunternehmen separat analysiert und bewertet. Sie wollten vor allem wissen, wie sich Größe, Umsatz und Gewinn auf die Höhe der Vergütungen auswirken und wie sich die Vergütungen der Vorstandsvorsitzenden und der Vorstände zusammensetzen, also wie hoch der Anteil des Festgehalts beziehungsweise leistungsabhängiger Zahlungen ist.
Ein Vergleich der einzelnen Branchen im Erneuerbare-Energien-Bereich zeigt: Bei der Photovoltaik werden die Topmanager am großzügigsten entlohnt. Unter den Top Five bei den Vorstandsgehältern 2008 finden sich ausschließ-lich Photovoltaikunternehmen. Lediglich unter den CEOs kommt auf Platz fünf ein Vorstandsvorsitzender aus der Windenergie. Hoppenburg erklärt dies mit dem Erfolg der Solarbranche, die in den letzten Jahren rasant gewachsen ist. Dazu käme die Nähe der Photovoltaik zur Halbleiterindustrie, wo von jeher besser gezahlt werde.
Neben den Spitzenverdienern gibt es bei den Erneuerbaren auch Vorstände, die sich mit 108.900 Euro Jahresbezug zufriedengeben müssen; die BKN Biostrom zahlte 2008 dieses Minimum. Die durchschnittliche Vergütung der Vorstandsmitglieder betrug im vergangenen Jahr 289.700 Euro, für Vorstandsvorsitzende 367.200 Euro. Zwischen 2007 und 2008 sind die Spitzenvergütungen kräftig gestiegen. Anton Milner beispielsweise, oberster Q-Cells-Manager, hat in dieser Zeit seine Vorstandsbezüge nahezu verdreifacht. In den vergangenen Monaten schrieb das Unternehmen aus Wolfen-Bitterfeld allerdings tiefrote Zahlen.
Eher bescheiden
„Es gibt durchaus Beispiele, wo man Fragezeichen setzen kann“, sagt Hoppenburg. „Schauen Sie sich Conergy und deren Kennzahlen 2008 an. Ein absolutes Krisenjahr, deutlich von Sanierungsmaßnahmen geprägt, rund 500 Beschäftigte haben sie allein in Deutschland abgebaut im Vergleich zu 2007. Und das Unternehmen schreibt unverändert rund 110 Millionen jährlich Verlust. Aber die durchschnittliche Vergütung der Vorstände ist 2008 um 50.000 Euro im Vergleich zu 2007 gestiegen.“ Insgesamt findet Hoppenburg die Vergütung der Erneuerbare-Energien-Vorstände in Deutschland im Vergleich zu anderen Branchen jedoch eher bescheiden, und das im ursprünglichen Sinn des Wortes.
Ob das mit höheren moralischen Grundsätzen in der Branche zu tun hat, will Hoppenburg nicht generell bejahen. Aber: „Bei dem einen oder anderen Haudegen würde ich das durchaus unterstellen. Man kann von Asbeck beispielsweise denken, was man will. Aber er kommt immer wieder mit Dingen, wo er überrascht. Und mit der Einführung der Kappungsgrenze hat er sicher mal wieder so einen Pflock eingeschlagen.“ Allzu sehr dürfte es den früheren Politiker der Grünen allerdings nicht schmerzen, dass er als Vorstandsvorsitzender der Solarworld künftig nur noch eine Million Euro pro Jahr bekommt. Immerhin ist er auch noch Großaktionär des Unternehmens, das er gegründet hat. Allein für 2008 hat Asbeck bei der Solarworld eine Dividende von 4,2 Millionen Euro kassiert.