Fast war es eine kleine Messe innerhalb der Messe, die in Halle 13 der Hannover Messe stattfand. Denn dort waren die Aussteller der Photovoltaikbranche versammelt. Diese Messe stellte die Firmen vor eine besondere Herausforderung: Die Arbeit am Messestand lief ganz anders ab als auf üblichen Branchenveranstaltungen. „Auf die Hannover Messe kommen viele, die sich noch nicht eingehend mit dem Thema Solarenergie beschäftigt haben“, sagt Michael Schmidt, zuständig für die Messepräsenz der Bonner Solarworld AG. Auf einem Gemeinschaftsstand mit dem Land Nordrhein-Westfalen (NRW) führte Solarworld die Besucher spielerisch an das Thema Sonnenenergie heran. Außer den Modulen stellte der Bonner Konzern auch einen Solarrennwagen aus, den Studenten der Uni Bochum vor zwei Jahren entwickelt hatten. „Wir richten uns damit vor allem an die Endkunden. An einem weiteren Stand präsentieren wir uns als Arbeitgeber und werben um Fachkräfte“, sagt Schmidt.
Manuela Schäfers, Pressesprecherin beim Modulhersteller Centrosolar Group AG, resümiert: „Die Besucher wollten sich meist über alle Formen der Erneuerbaren informieren und waren nicht ausschließlich an Photovoltaik oder Solarthermie interessiert. Das Vorwissen war meist nicht so fundiert.“ Konkret bedeutete das für die Aussteller, dass sie Informationskampagnen in den Vordergrund stellen mussten.
Viele Besucher in Hannover
Auch wenn die meisten Besucher der Hannover Messe keine Photovoltaikprofis waren: Sie wurden dennoch umworben. Für die Unternehmen der Solarbranche war vor allem die große Zahl der Besucher das ausschlaggebende Kriterium, um nach Hannover zu kommen. In diesem Jahr meldete der Veranstalter Deutsche Messe AG einen Andrang von rund 200.000 Besuchern. Insgesamt präsentierten rund 6.150 Hersteller vor allem aus der Maschinenbaubranche ihre Produkte. „Trotz schwieriger Zeiten konnten wir die Ausstellerzahl vom Vorjahr erreichen“, sagt Wolfram von Fritsch, Vorstandschef vom Veranstalter Deutsche Messe AG. Noch bei der Cebit – die zusammen mit der Hannover Messe als wichtigste Messe des Veranstalters gilt – kam es dagegen in diesem Jahr auf Grund der Wirtschaftskrise zu einem starken Rückgang der Besucher- und Ausstellerzahlen. Dass die Branche der regenerativen Energien im Gegensatz zu vielen anderen Industriezweigen einen Wachstumstrend verzeichnet, kommt dem Veranstalter gelegen. „Wir beobachten den Bereich der erneuerbaren Energien genau. Wir bemühen uns, dem starken Wachstum durch eine angemessene Anzahl an Unternehmen auf der Messe gerecht zu werden“, sagt Oliver Frese, Projektleiter für die Energiemessen der Deutschen Messe AG.In Hannover setzten die Vertreter der Solarunternehmen aber nicht nur auf Imagekampagnen für Endkunden, sondern hielten auch nach neuen Geschäftspartnern Ausschau. „Viele Bauunternehmer und Wohnungsverwalter wissen noch gar nicht, wie interessant die Photovoltaik ist“, sagt Fred Kehler, Geschäftsführer der brandenburgischen B5 Solar GmbH. Dass Hannover für die Solarunternehmen eine gute Gelegenheit ist, um Brücken zur old economy zu schlagen, ist längst kein Geheimnis mehr. „Während auf den üblichen Branchenmessen bestehende Beziehungen gepflegt werden, gilt es hier, neue Kunden aufzuspüren. Diese Kontakte sind sehr wertvoll für uns“, sagt Manuela Schäfers von Centrosolar.
Die Solarbranche war in Hannover im Rahmen der Weltleitmesse Energy vertreten, die seit Jahren als globales Drehkreuz der gesamten Energiebranche und ihrer Interessenten gilt. Mit rund 1.000 Ausstellern in diesem Jahr hat sie sich mittlerweile als feste Größe etabliert. Im Vergleich zu anderen Branchen kamen aber eher wenige Unternehmen aus dem Bereich der regenerativen Energien. Dabei war der Photovoltaiksektor im Vergleich zur Windbranche schwächer vertreten. Die Solarunternehmen hoffen aber, dass sie ihre Präsenz in Hannover stärker ausbauen können. Die Rahmenbedingungen stimmen bereits. So gab es in diesem Jahr positive Signale dafür, dass die Veranstalter nicht nur den Umweltschutz, sondern auch die Solarenergie ernster nehmen. Denn zum einen lautete das Leitthema der diesjährigen Messe Energieeffizienz in industriellen Prozessen, zum anderen wurde dem Solarsektor mit der Konferenz PV XXL erstmals ein eigenes Forum gewidmet.
Rückendeckung von der Politik
Rückendeckung erhielten die Solarunternehmen auf der Messe auch von Landespolitikern. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) weihte mit Fred Kehler, Geschäftsführer von B5 Solar, das Betriebskontrollsystem Anton Control ein. Das Gerät ist für größere Solarstromanlagen ab zehn Kilowatt geeignet. „Mit dem System können Betrieb und Ertrag der Anlage überwacht werden. Außerdem zeigt es an, wie viel CO 2 durch die Solarstromanlage eingespart wurde“, sagt Kehler. Er hofft, dass mit solchen Installationen die Öffentlichkeit für Energiethemen sensibilisiert werden kann. Die Hannover Messe sei eine geeignete Plattform, um das Produkt auf den Markt zu bringen, da das Spektrum an Besuchern sehr breit ist.Weitere Solarunternehmen aus Berlin und Brandenburg waren auf dem Gemeinschaftsstand der beiden Bundesländer vertreten. „Bei uns werden die meisten Module in ganz Deutschland gefertigt“, warben die Mitglieder der Initiative „Solarregion Ostbrandenburg“ auf der Messe. Politische Unterstützung erhielten auch die Unternehmen aus NRW, denn das Bundesland hat eine Solarstromkampagne gestartet.
Die Hannover Messe mag zwar für manchen Modulhersteller oder Projektentwickler strategisch günstig sein, doch nicht alle Unternehmen aus dem Sektor schätzen die Messe als relevant ein. Das wurde zum einen daran deutlich, dass die Unternehmen sich lieber auf Gemeinschaftsständen präsentierten, statt allein die Gebühren für einen Stand zu tragen. Zum anderen blieb auch in diesem Jahr manch großes Solarunternehmen der Messe fern. Eine Ausnahme bildete neben Solarworld auch die Mainzer Schott Solar AG: Sie stellte in Hannover nicht nur Photovoltaikmodule aus, sondern auch Receiver für Solarkraftwerke mit Parabolrinnentechnologie. Ein dritter großer Hersteller, der nicht auf eine Messepräsenz verzichten wollte, ist die Fronius International GmbH. „Wir stellen die Fronius Energiezelle aus, ein hybrides Brennstoffzellensystem, das solare Energie in Wasserstoff speichert und bedarfsgerecht verfügbar macht“, sagt Marina Klubescheidt, zuständig für Pressearbeit.
Zwar ist die Hannover Messe mit Fachmessen wie der Intersolar noch nicht zu vergleichen. Dennoch gilt sie als wichtiger Gradmesser. „Ich gehe davon aus, dass die Hannover Messe für unsere Branche an Bedeutung gewinnen wird“, sagt Michael Schmidt von Solarworld.