Der ZVEH sieht in der Gebäudeautomatisierung ein großes Potenzial für die Elektrohanderker. In einem Positionspapier beschreibt der Verband die Chancen aber auch die Hürden für die Handwerksbetriebe, am Markt für Smart-Home-Lösungen teilzunehmen.
Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) fordert, die Hürden für die Gebäudeautomatisierung zu beseitigen. „Um den Energieverbraucher zur entsprechenden Nutzung von Gebäudeautomation zu motivieren und um die großen Potentiale eines Energiemanagements im Gebäude aber auch für übergeordnete Zwecke zu nutzen, benötigen wir ein intelligentes Strommarktdesign, das es dem Energieverbraucher ermöglicht, mit seiner Anlagentechnik marktgetrieben an der Gestaltung der Energiewende teilzunehmen“, schreibt der Verband in einem entsprechenden Positionspapier. Außerdem fordert er, dass bei der Entwicklung der Gebäudeautomatisierung neben der elektrischen auch die Datensicherheit stärker in den Mittelpunkt gerückt werden sollte. Zudem ist die Entwicklung eines einheitlichen Standards zur Integration der verschiedenen Technologien notwendig. „Ein solcher Standard muss die Interoperabilität verschiedener Einzelprodukte, aber auch bestimmter Substandards untereinander herstellen“, erklärt der ZVEH. „Damit die Gebäudeautomation wirklich massenmarkttauglich wird, muss dem Kunden die Nutzung von Funktionalitäten und deren Erweiterung einfach möglich sein, ohne dass unnötige Hürden zu bewältigen sind.“ Die Elektrohandwerke fordern außerdem die Offenheit dieser Standards zu niedrigen Kosten. „Nur so werden die Elektrohandwerke auch in Zukunft kundengerechte Leistungen anbieten können. In technologisch abgeschotteten Märkten wird es dagegen zu Preisverzerrungen und unbefriedigender Funktionalität kommen“, warnt der ZVEH.
Smart Home hat großes Potenzial
Der ZVEH sieht in der Gebäudeautomation ein großes Potenzial für die Handwerksbetriebe. „Wir sind davon überzeugt, dass in einer mehr und mehr vernetzten Welt das Interesse an intelligenten Gebäuden noch weiter zunehmen wird“, betont der Verband. „Durch das Voranschreiten der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), also der Vernetzung von Geräten untereinander auch über das Internet, gewinnt das Thema der Gebäudeautomation und damit das Smart Home an Fahrt.“ Deshalb hat er die aktuelle Marktsituation in diesem Bereich analysiert und in einem aktuellen Positionspapier dargestellt. Darin beschreibt er die Chancen für die Elektrohandwerke bei der Entwicklung von Smart-Home-Lösungen.
Die Konkurrenz ist groß
Die Elektrohandwerker sind bisher von dieser Entwicklung bisher weitgehend abgekoppelt. Dies führt der Verband auf die Tatsache zurück, dass die etablierten Internet- und Kommunikationskonzerne versuchen, selbst die Märkte der Gebäudeautomatisierung mit speziell zugeschnittenen Angeboten für sich zu reservieren. Dazu kommen noch die Energiedienstleister, die im Zuge der Energiewende ebenfalls mit der Umstrukturierung des Energiedienstleistungsmarktes eigene Angebote etablieren. Diese versuchen mit gebäudetechnischen Angeboten, Kunden für ihr klassisches Geschäft der Energielieferung zu binden. Gleichzeitig erweitern sie damit auch ihr Angebotsportfolio und reagieren somit auf das gesellschaftliche und politische ausgegebene Ziel Energie zu sparen. „Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass neue Anbieter versuchen, mehr und mehr in den Bereich der klassischen Elektroinstallation hineinzuwachsen“, warnt der ZVEH. „Damit handelt es sich bei der Gebäudeautomation nicht bloß um ein wachsendes beziehungsweise neu entstehendes Marktsegment, das den Elektrohandwerken die Option bietet, sich darin zu betätigen. Vielmehr wird durch das Zusammenwachsen von Energietechnik und IKT auch Kompetenz für Gebäudeautomation zum Standard werden und Marktdruck in den angestammten Geschäftsfeldern über neue Anbieter entstehen. Es besteht konkret die Gefahr, dass neue Marktteilnehmer versuchen werden, den Unternehmen der Elektrohandwerke, die keine eigenen Kompetenzen und Angebotsprofile aufbauen, die Eigenständigkeit zu nehmen, um sie als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen."
Kompetenter Partner vor Ort
Als Ausweg sieht der ZVEH vor allem die Qualifizierung des Personals sowie die Verbesserung des Marketings und des Images auf diesem Gebiet. Zudem müssen die Elektrohandwerker ihre Stärken besser ausspielen. Immerhin haben sie den direkten Zugang zum Endkunden. Da sie flächendeckend in ganz Deutschland präsent sind, haben sie auch die Möglichkeit, die weitere Betreuung des Kunden über die Erstinstallation hinaus zu leisten. „Als Experten sowohl für Energietechnik als auch für Informations- und Kommunikationstechnologie treiben sie die Vernetzung dieser beiden Bereiche voran, die für intelligente Gebäude große Bedeutung haben“, erklärt der Verband. Dies gibt den Kunden das sichere Gefühl, einen kompetenten Partner vor Ort zu haben, an den er sich bei Problemen wenden kann. (Sven Ullrich)