Conergy hat es nach intensiven Verhandlungen mit der Arbeitsagentur in Frankfurt(Oder) geschafft, alle Arbeitsplätze in der Produktion in der Oderstadt zu erhalten. Die Arbeitsagentur zahlt den Mitarbeitern trotz Eröffnung des Insolvenzverfahrens Kurzarbeitergeld.
Kurz vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens hat es Conergy geschafft, doch noch alle 300 Arbeitsplätze in der Modulfabrik in Frankfurt (Oder) zumindest vorläufig zu retten. Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit der Oderstadt hat Conergy SolarModule ein neuartiges Kurzarbeitermodell vereinbart. Nach intensiven Gesprächen mit Conergy hat sich die Agentur für Arbeit in Frankfurt (Oder) durchgerungen, dem kurzfristig gestellten Antrag und Vorschlag der Geschäftsführung der Conergy SolarModule zu folgen. Unter Voraussetzung, dass möglichst bald ein Investor gefunden wird, bewilligt die Arbeitsagentur Kurzarbeitergeld auch innerhalb der Insolvenzzeit. „Die Geschäftsführung von Conergy und der vorläufige Insolvenzverwalter haben uns versichert, dass eine zeitnahe Investorenlösung sehr wahrscheinlich ist. Wir haben uns in diesem Ausnahmefall daher entschlossen, für einen begrenzten Zeitraum auch während des Insolvenzverfahrens Kurzarbeitergeld zu zahlen“, erklärt Jochem Freyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Frankfurt (Oder). „Wir unterstützen jede seriöse Nachfolgelösung und hoffen mit unserer Entscheidung einen Beitrag zum Erhalt des Werkes und der Arbeitsplätze zu leisten.“
Oderstadt von der Konsolidierung in der Branche betroffen
Frankfurt (Oder) hat ein großes Interesse, zumindest die Arbeitsplätze bei Conergy zu erhalten. Den die Stadt hat schon nach der Schließung der Modulfabrik von First Solar einen großen Teil der Arbeitsplätze in der Solarbranche verloren. „Ich begrüße das Interesse der Investoren für die Conergy SolarModule. Damit eröffnen sich neue Entwicklungschancen am Standort. Das Interesse spiegelt die Potentiale der Region und Branche wider. Vor allem freut mich die enge regionale Kooperation für den Erhalt der Arbeitsplätze“, sagt Martin Wilke, Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder). „Der regelmäßige Austausch mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz und dem Geschäftsführer des Werkes Sven K. Starke stimmt mich zuversichtlich, dass die Region auch weiterhin eine wichtige Rolle im Bereich der Photovoltaik spielen wird.“
Das gab es bisher noch nicht
Noch in der vergangenen Woche hatte Conergy mitgeteilt, dass zwar intensive Gespräche mit potenziellen Investoren geführt werden. Doch aufgrund des Auslaufens des Insolvenzgeldes musste das Unternehmen bekanntgeben, dass trotz voller Auftragsbücher die Produktion in Frankfurt (Oder) nur mit einem Teil der bisherigen Belegschaft weitergeführt werden kann. „Die Sicherung der Arbeitsplätze am Standort hat für uns oberste Priorität“, betont Sven K. Starke, Geschäftsführer von Conergy SolarModule. „Wir freuen uns sehr, dass wir eine Lösung gefunden haben, mit der wir bis zur geplanten Investorenübernahme alle Mitarbeiter weiterbeschäftigen können.“ Ein Kurzarbeitsmodell nach Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gab es bisher noch nicht. Starke bedankt sich deshalb bei der Agentur für Arbeit für die einmalige Zusammenarbeit, ihre Flexibilität und ihr Vertrauen. „Unser neues Modell hat für alle Beteiligten nur Vorteile: Wir können die Produktion fortführen und entsprechend der Auftragslage flexibel steuern. Gleichzeitig können wir so das gesamte Team und damit auch Know-how für den potenziellen Investor erhalten“, sagt er. „Die Mitarbeiter profitieren ebenfalls: Es gibt derzeit keine Freistellungen oder Entlassungen und ein rotierendes Kurzarbeitsmodell federt die finanzielle Belastung jedes Einzelnen bestmöglich ab.“
Qualifizierte Mitarbeiter sind ein Vorteil
Aber auch für Conergy ist der Erhalt der Arbeitsplätze während der Investorensuche ein Vorteil. „In den derzeit laufenden Verhandlungen ist unter anderem das qualifizierte und eingespielte Personal am Standort ein sehr wichtiges Argument für die Interessenten“, weiß der vorläufige Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz. „Wir gehen davon aus, dass ein Erwerber dieses Personal vollständig übernehmen könnte. Deshalb ist der Erhalt aller Arbeitsplätze bis dahin von großer Bedeutung.“ Die Auftragslage und Auslastung ist zwar weiterhin stabil. Doch Undritz erwartet in den ersten Oktoberwochen keine vollständige Auslastung der Produktionskapazität des Werks. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir im engen Schulterschluss mit den Behörden der Region eine entsprechende Übergangslösung für alle Mitarbeiter gefunden haben“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter. Bis Ende Oktober will Conergy die Investorensuch zum Abschluss bringen. (Sven Ullrich)