Die Produktion bei Solarworld läuft auch nach Beginn des vorläufigen Insolvenzverfahrens weiter. Sogar neue Aufträge stehen in den Büchern. Doch der Auftragsbestand reicht nicht aus, um die gegenwärtigen Personalkosten abzudecken. Deshalb muss der Modulhersteller wohl weitere Stellen abbauen. Die Investorensuche geht derweil unvermindert weiter.
Der Produktionsbetrieb beim Modulhersteller Solarworld geht seit Anmeldung der Insolvenz im Drei-Schicht-System weiter. Das Unternehmen hat sogar neue Geschäfte im niedrigen zweistelligen Millionenbereich generieren können und nicht nur Bestandsware verarbeitet. „In den acht Wochen des vorläufigen Verfahrens konnte allerdings wegen hoher Produktionskosten nicht genügend Liquidität erwirtschaftet werden, um im Anschluss an den Insolvenzgeldzeitraum ab 1. August 2017 die Personalkosten für die derzeit noch 1.850 Beschäftigen zu leisten“, erklärt der Insolvenzverwalter.
Weitere Stellen fallen weg
Deshalb muss Solarworld weitere Stellen abbauen, nachdem das Unternehmen bereits zu Beginn des vorläufigen Insolvenzverfahrens am 11. Mai dieses Jahres etwa 350 Jobs streichen musste. Das teilte der Insolvenzverwalter Horst Piepenburg der Belegschaft an den Produktionsstandorten im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt mit. Als Grund nannte er, dass das Unternehmen beim derzeitigen Personalstand nicht mehr in der Lage sei, die Personalkosten zu tragen, wenn das Insolvenzgeld ausläuft. Dies wird Anfang August dieses Jahres der Fall sein.
Auftragsarbeiten im Blick
Selbstverständlich setze sich Piepenburg dafür ein, bis Anfang August 2017 alle Optionen weiter zu verfolgen. Sein Ziel sei, mit reduzierter Belegschaft die Produktion so weit wie möglich fortzuführen und bestehende Aufträge auf weniger Produktionslinien abzuarbeiten. Wenn sich die Auftragsbücher wieder etwas füllen, will er weitere Produktionslinien in Betrieb nehmen. Dann würden auch wieder mehr Mitarbeiter gebraucht. Um an zusätzliche Aufträge zu kommen, prüfe Piepenburg gegenwärtig auch Anfragen zu Auftragsarbeiten im Zuge von Lohnfertigungen. Deshalb kann er derzeit keine Angaben machen, wie viele Mitarbeiter von Solarworld ihren Job verlieren. Erst wenn das eigentliche Insolvenzverfahren eröffnet ist, steht die Zahl der noch benötigten Mitarbeiter fest.
Produktion und Innovation erhalten
Außerdem solle nicht nur die Produktion an den Standorten erhalten bleiben, sondern auch das Wissen und Know-how, die Fertigkeiten und Fähigkeiten und die Innovationskraft von Solarworld. „So könnten wir insgesamt die Basis für das weitere Bieterverfahren, für einen erfolgreichen Verkauf der Vermögenswerte im Interesse die Gläubiger und für eine Perspektive der Photovoltaik in Deutschland wahren“, sagt Piepenburg.
Investoren prüfen noch
Parallel zum Insolvenzverfahren läuft auch die Investorensuche. Zwar haben sich Unternehmen gefunden, die die Produktion von Solarworld übernehmen würden. Doch sie haben einen weiteren Prüfungsbedarf von vier Monaten hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit von Solarworld signalisiert, bevor sie sich entscheiden, ob sie beim Modulhersteller einsteigen. Die Rechtsverhältnisse seien komplex und die Vorstellungen über diverse künftige Geschäftsszenarien müssten gründlich analysiert und kalkuliert werden, begründet Piepenburg die Verzögerung. In diesen vier Monaten ist der Modulkonzern auf sich allein gestellt und muss die laufenden Kosten decken können. „Somit bewegen wir uns gerade im Spannungsfeld zwischen Rettungsaussichten sowie Perspektiven für Solarworld einerseits und den aktuellen Sach-, Struktur- und Personalkosten, die wir nicht voll umfänglich erfüllen können, andererseits“, beschreibt der vorläufige Insolvenzverwalter die Situation. (su)