Die Energiegenossenschaft Leipzig hat auf dem Dach einer ehemaligen Klavierfabrik eine neue Bürgersolaranlage errichtet. Den Strom vermarktet die Genossenschaft vor Ort. Weitere Anlagen sollen noch in diesem Jahr gebaut werden.
Auf dem Dach der ehemaligen Klavierfabrik Pianoforte im Leipziger Stadtteil Böhlitz-Ehrenberg hat die Energiegenossenschaft Leipzig (EGL) ein neues Bürgersolarkraftwerk in Betrieb genommen. Der Generator leistet insgesamt 85 Kilowatt und ist ein Gemeinschaftsprojekt von Solarunternehmen aus der Region. Im Auftrag der EGL haben die Installateure von Yokk Solar in Leipzig die Anlage innerhalb von drei Tagen aufgebaut. Nur drei Installateure waren notwendig, um in dieser Zeit auf den 566 Quadratmeten Dachfläche die 363 Solarmodule aufzuständern. Diese wurden von Q-Cells mit Sitz in Thalheim, einem Ortsteil von Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, geliefert. Die Wechselrichter kommen von SMA aus dem hessischen Niestetal.
80 Prozent vor Ort verbrauchen
Die Planung der Leipziger sieht den maximalen Verbrauch des Solarstroms in der Region vor. Dazu hat die EGL ein Konzept ausgearbeitet und liefert den Strom direkt an Unternehmen und Gewerbetreibende im Hupfeld-Center. Einst probten hier lokale Rockbands. Doch nach der Pleite der Klavierfabrik, mussten die jungen Nutzer aus dem alten Industriezentrum ausziehen. Inzwischen haben sich dort neue Gewerbebetriebe angesiedelt. Die Maximierung des Verbrauchs vor Ort erreichen die Leipziger durch die Ost-West-Aufständerung der Module. Dadurch wird es möglich, immerhin 80 Prozent des erzeugten Stroms vor Ort zu verbrauchen. Der Überschussstrom wird in das öffentliche Netz eingespeist und durch umliegende Stromabnehmer verbraucht. „Wir freuen uns über den Einsatz unserer Produkte in der Region und das innerhalb eines wegweisenden Geschäftsmodells für die Solarindustrie in Deutschland“, erklärt Jochen Endle, Pressesprecher von Hanwha Q-Cells.
Solarstrom ist billiger als der Strom aus dem Netz
Immerhin scheint das Geschäftsmodell der EGL aufzugehen. Denn den vor Ort erzeugten und verbrauchten Sonnenstrom bezieht der Gebäudeeigner günstiger als konventionellen Strom vom bisherigen Stromanbieter – und das trotz der Tatsache, dass die Bundesregierung solche Modelle ausmerzen wollte. Denn die Verbraucher zahlen auf den Solarstrom die volle EEG-Umlage, auch wenn er weder das EEG-Konto noch das Netz belastet. Aus den Erlösen des Stromverkaufs wird die Anlage refinanziert. Immerhin hat die 110.000 Euro gekostet. Doch angesichts der prognostizierten 72.700 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr ist diese Investition schnell eingespielt. Nachdem sich der Generator amortisiert hat, fließen die Überschüsse zurück an die Mitglieder der Energiegenossenschaft.
Weitere Anlagen sind geplant
Diese wurde 2013 als Bürgerenergiegenossenschaft gegründet und hat derzeit rund 100 Mitglieder. „Erneuerbare Energie von Bürgern für mittelständische Unternehmen lohnt sich für alle Beteiligten und die Umwelt“, betont Mathias Mattiza, Vorstand der EGL. „Das ist ganz in unserem Sinn und hier besonders gut gelungen“, sagt er mit Blick auf die neue Anlage. „Besonders freut uns, dass wir die Anlage vollständig und in kurzer Zeit durch unsere Mitglieder finanzieren konnten. Das zeigt, wie hoch das Interesse der Bürger ist, sich für den Klimaschutz und eine nachhaltige Energieversorgung zu engagieren“ ergänzt Thomas Haubner, Aufsichtsrat der EGL. „Im laufenden Jahr sollen noch zwei bis drei weitere Projekte im Raum Leipzig folgen“ stellt der EGL-Vorsitzende Matthias Mattiza in Aussicht. (su)