Der Photovoltaikmarkt in Großbritannien boomt – derzeit aber noch fast ausschließlich für die Entwickler großer Solarprojekte. Für die kleinen Installationsunternehmen wird aber auch noch die Zeit kommen, in der sie davon profitieren.
Der Photovoltaikmarkt in Großbritannien boomt. Zukünftig wird er auch für deutsche Installationsunternehmen interessant. Immerhin schätzen Marktanalysten den Zubau in den kommenden neun Monaten auf 1,5 Gigawatt. Derzeit dominiert aber noch das Geschäft mit den Solarparks, was vor allem die großen Projektentwickler durchziehen. „Das Vergütungssystem in England ist zwar etwas komplizierter, Fakt ist aber, dass es eine Vergütung gibt“, sagt Martin Wagner, leitender Manager für internationale Märkte bei F&S Solar in Eurskirchen bei Köln. „Für Anlagen bis fünf Megawatt gebe es in England derzeit eine Einspeisevergütung von 6,38 Cent pro Kilowattstunde Solarstrom plus Stromabnahmevertrag, so dass mit 13 bis 14 Cent pro Kilowattstunde gerechnet werden kann.“ Die Nordrhein-Westfalen bauen derzeit einen Solarpark im englischen Caddington, einem kleinen Städtchen in der Grafschaft Bedfordshire etwa 80 Kilometer nordwestlich von London. Die Installateure von F&S Solar werden insgesamt 13.000 Solarmodule auf einer Fläche von knapp 60 Hektar montieren. F&S Solar wird in die Anlage 6,7 Millionen Euro investieren. „Die Finanzierung steht bereits“, sagt Martin Wagner. „Die Nachfrage bei den Investoren ist sehr groß und kann derzeit nicht annähernd bedient werden.“
Conergy baut Kraftwerke in UK
Schon länger im britischen Markt ist der Hamburger Projektentwickler und Systemanbieter Conergy unterwegs. Das neuste Projekt der Englandniederlassung von Conergy ist ein Photovoltaikkraftwerk mit einer Leistung von 21 Megawatt. Es soll in der Nähe von Bristol in Südwestengland entstehen. Conergy hat gerade mit den Planungen begonnen und wird den Solarpark bis November dieses Jahres fertigstellen. Insgesamt haben die Hamburger seit Jahresbeginn in Großbritannien Kraftwerke mit einer Leistung von 126 Megawatt fertig gestellt oder im Bau. Zusätzlich hat die zur Conergy-Gruppe gehörende Wirsol Solar UK vom britischen Projektentwickler Lumicity in Wycombe im englsichen Buckinghamshire Projektrechte für weitere Kraftwerke mit einer Leistung von 166 Megawatt gekauft. „Die Projekte befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien und haben einen Gesamtwert von umgerechnet rund 250 Millionen Euro“, erklärt Conergy.
Weltweiter Boom nicht aufzuhalten
Für die großen Photovoltaikunternehmen sind die internationalen Märkte derzeit die einzige Chance zu überleben. F&S Solar hat sich dort umgeschaut, als absehbar war, dass der deutsche Markt zurückgehen wird. So haben die Eurkircheneer bereits in den Niederlanden 25 Solarprojekte realisiert. Jetzt kommt der britische Markt dazu. „Es war vorauszusehen, dass die hohe Einspeisevergütung für Solarstrom nicht dauerhaft umsetzbar ist“, sagt Georg Schmiedel, Geschäftsführer von F&S Solar mit Blick auf die Tarifkürzungen im EEG. Aber auch wenn der Schwung in Deutschland erst einmal raus ist, ist nach Ansicht Schmiedels die Photovoltaik weltweit nicht mehr aufzuhalten. „In einigen sonnenverwöhnten Ländern wird immer noch Rohöl verbrannt, um Strom zu erzeugen, ohne die Wärme, die dabei entsteht, zu nutzen“, sagt er. „Der Bau von Solarparks ist daher für diese Länder äußerst lukrativ, da sich damit quasi direkt Geld verdienen lässt.“ Mit Blick auf Deutschland sieht Schmiedel zunächst erst einmal eine Marktberuhigung. Das wird sich aber in absehbarer wieder ändern. „Spätestens wenn die Kosten für Solarstrom auf die Ebene der Strompreise konventioneller Kohle- oder Gaskraftwerke herabsinken, was auf jeden Fall geschehen wird, wird die Solarenergie unschlagbar werden“, ist sich Schmiedel sicher. (Sven Ullrich)