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Großspeicher ist wirtschaftlicher als gedacht

Der Großspeicher des Energieversorgers Wemag übertrifft mit seinen Erlösen alle Erwartungen, die der Betreiber vor der Installation hatte. So gewannen die Schweriner alle Ausschreibungen von Primärregelleistung trotz der systematischen Benachteiligung von Speichertechnologien.

Der Berliner Speicherintegrator Younicos hat Bilanz für das Betriebsjahr des Großspeichers der Wemag in Schwerin gezogen. Das Ergebnis: Europas erster kommerzieller Batteriespeicher hat die in ihn gesetzten Erwartungen voll und ganz erfüllt. Das sogar trotz weiterhin systematischer Benachteiligung von Speichern gegenüber konventionellen Kraftwerken, betonen die Speicherexperten aus Berlin. Damit geht das Geschäftskonzept auf, das die Wemag als Betreiber der Lithium-Ionen-Anlage anvisiert hat.

Dieses Modell steht auf zwei Beinen. Zum einen kann die Wemag mit dem Speicher die an ihrem Netz angeschlossenen Ökostromanlagen besser integrieren, ohne das Netz üppig ausbauen zu müssen. Immerhin werden schon mehr als 80 Prozent der im Netzgebiet der Schweriner verbrauchten Strommenge mit Windkraft- und Photovoltaikanlagen produziert. So spart die Wemag mit dem Speicher schon einmal viel Geld.

Zusätzlich Geld verdienen

Doch die Schweriner wollen mit dem Speicher auch zusätzlich Geld verdienen. Deshalb haben sie zumindest mit dem größten Teil der Leistung des Speichers an der Ausschreibung von Primärregelleistung teilgenommen, die die Übertragungsnetzbetreiber täglich durchführen. Dabei konnte die Wemag mit den ihrem Speicher alle Ausschreibungen gewinnen, an denen sie sich beteiligt hatte. Die Schweriner erzielten damit durchschnittlich einen Erlös von 3.810 Euro pro Megawatt. „Dank stabiler Preise am Primärregelleistungsmarkt und eines optimierten Gebotsverfahrens durch unseren Energiehandel erwirtschaftet der Batteriespeicher ein Jahr nach Inbetriebnahme Umsätze, die weit über den Erwartungen zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung lagen“, rechnet Thomas Pätzold, Technikvorstand der Wemag, vor. „Und das, obwohl ein weiteres Megawatt der Leistung noch nicht durch die vier Übertragungsnetzbetreiber präqualifiziert wurde. Wir haben alle erforderlichen technischen Voraussetzungen erfüllt und sind zuversichtlich, bald auch die vollen fünf Megawatt vermarkten zu können und damit unsere Erlöse zu steigern“, kündigte Pätzold an.

Benachteiligung macht Energiewende unnötig teuer

Allerdings sehen die Übertragungsnetzbetreiber die Speicher nicht gern am Regelleistungsmarkt. Sie wollen lieber konventionelle Kraftwerken die Geschäftsmodelle retten. „Deshalb werden Batteriespeicher, die nicht über einen Pool im Verbund mit konventionellen Kraftwerken vermarktet werden, am Markt noch systematisch benachteiligt“, kritisiert Clemens Triebel, Gründer von Yxouicos und dort für die unternehmerische Vision zuständig. „Und das obwohl sie nachweislich das Stromsystem entlasten, während die Must-run-Leistung konventioneller Kraftwerke die Leitungen für saubere Energie verstopft. Mit der systematischen Benachteiligung von Speichern machen wir die Energiewende unnötig teuer.“

Deutschland hängt hinterher

Dass sich intelligente Kurzzeitspeicher sowohl aus betriebswirtschaftlicher als auch aus volkswirtschaftlicher Sicht lohnen, hat die Wemag mit ihrer Anlage eindrücklich gezeigt. Doch Deutschland hängt da leider international mittlerweile hinterher“, weiß Clemens Triebel. „In Amerika etwa wird längst auch Schnelligkeit und Präzision honoriert.“ Deshalb ist in den USA auch für die Präqualifizierung nicht nur die Zeitdauer bei der Ausschreibung von Regelleistung von Bedeutung. Vielmehr geht es hier um Schnelligkeit, mit der der Speicher das Stromnetz im Notfall stützen kann. Da sind sie gegenüber den konventionellen Kraftwerken im Vorteil. Diese regeln nicht selten sogar zunächst in die falsche Richtung, weil sie für die Bereitstellung von Primärregelleistung eigentlich viel zu träge sind. (Sven Ullrich)